Gewalt im Berliner Columbiabad: Polizei schickt Zivilstreifen
Nach dem Vorfall mit elf Verletzten verstärken Bäderbetriebe und Polizei die Sicherheitsmaßnahmen. Auch eine mobile Wache wird vor dem Bad aufgebaut.

Der Andrang auf Abkühlung ist groß: Wartende vor dem Columbiabad Foto: dpa
BERLIN taz | Es ist Sommer, es ist sehr heiß – und in einigen Sommerbädern eskaliert die Situation. Das hat schon eine gewisse Tradition in Berlin, eigentlich wird jedes Jahr über Gewalt im Freibad diskutiert. Und doch sprechen Polizei und Bäderbetriebe nach dem Vorfall am Dienstagabend im Neuköllner Columbiabad von einer neuen Dimension.
„Die Auseinandersetzungen im Sommerbad Neukölln haben ein Ausmaß erreicht, wie wir es bisher nicht kannten“, sagt Johannes Kleinsorg, der Chef der Bäderbetriebe, am Mittwoch. „Diese Gewalt macht uns sehr betroffen.“ Er kündigte den Einsatz zusätzlichen Sicherheitspersonals an. Auch die Polizei zeigt nach Auskunft einer Sprecherin vor allem im Columbiabad fortan mehr Präsenz.
Laut Stand der Ermittlungen kam es zu der Auseinandersetzung, nachdem eine Gruppe von bis zu zwölf Menschen wegen einer Schlägerei des Bades verwiesen worden seien. Die Betroffenen seien dann in einer ähnlich großen Gruppe zurückgekehrt und laut Zeugenaussagen gezielt auf Mitarbeitende des Sicherheitsdienstes im Freibad losgegangen. Dabei hätten sie Reizgas versprüht und außerdem Schlagwerkzeuge getragen.
Elf Menschen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren wurden verletzt, darunter sechs Badegäste, vier Sicherheitsmitarbeiter und ein Rettungsdienstmitarbeiter. Drei der Badegäste kamen zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus. Einige der angegriffenen Security-Mitarbeiter verschanzten sich bis zum Eintreffen der Polizei im Aufsichtsturm des Bades.
Wie die Polizei weiter mitteilte, wurden noch am Dienstagabend drei Männer im Alter von 19, 23 und 24 Jahren vorläufig festgenommen und nach Aufnahme der Personalien wieder auf freien Fuß gesetzt. Am Donnerstagmorgen hieß es, man fahnde weiter nach mutmaßlichen Angreifern.
Streifen im und vor dem Bad
Gleichzeitig erhöht die Polizei nach Auskunft einer Sprecherin die Präsenz vor allem im Columbiabad. In enger Absprache mit den Bäderbetrieben seien ab Donnerstag Streifen unterwegs vor und im Bad, uniformiert, aber auch in zivil. Zudem werde vor dem Gelände eine mobile Wache positioniert. Der Vorfall habe eine andere Qualität, erklärte die Sprecherin; deswegen wende man andere Maßnahmen an. Auch auf andere Bäder hätten die örtlichen Streifenpolizisten verstärkt ein Auge.
Vor allem in zwei Bädern kam es in den vergangenen Sommern immer wieder zu gewaltsamen Zwischenfällen: neben dem Columbiabad auch im Sommerbad Pankow. Eher beruhigt hat sich die Lage dagegen im Kreuzberger Prinzenbad.
Leser*innenkommentare
unbedeutend
Letzte Woche hieß es, Polizei im Freibad würde nur Narrative bedienen. Was denn nun? Ist ja wahrscheinlich eher nicht so, dass die Beamten einfach mal Lust auf einen Freibadausflug haben, also scheint die Notwendigkeit ja leider doch zu bestehen. Und warum ist sowas augenscheinlich nur in Berliner Freibädern notwendig und nicht in Freibädern anderer Großstädte? Ist die Berliner Gesellschaft so verroht?
Winston Smith
Toxische Männlichkeit. Archaisches Verhalten. Und sicher nicht von alten weißen Männern. Das friedliche Berlin schafft sich ab.