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EU-Einigung zu LieferkettengesetzImport ohne Abholzung

Die EU hat sich auf ein Gesetz für rodungsfreie Lieferketten geeinigt – gerade rechtzeitig vor Beginn der Weltnaturkonferenz COP 15 in Montreal.

Das sollte es bald nicht mehr geben: Gerodeter Regenwald auf der indonesichen Insel Sumatra Foto: Zuma Press/imago

Berlin taz | Keine Rodung mehr für Kaffee und Co: Wer in der Europäischen Union Produkte verkauft, deren Herstellung mit der Vernichtung von Wald verbunden sein könnte, muss künftig versichern, dass für sie nicht gerodet wurde. In einer Sorgfaltserklärung sollen die Unternehmen ihre Lieferkette darlegen und garantieren, dass für die Waren seit 2021 nirgendwo auf der Welt Wälder abgeholzt wurden.

Darauf haben sich das Europaparlament und die Regierungen der EU-Staaten am frühen Dienstagmorgen geeinigt, wie beide Institutionen mitteilten. Sie müssen das Gesetz für rodungsfreie Lieferketten in der Folge noch jeweils formal beschließen. Betroffen sind zum Beispiel Kaffee, Rindfleisch, Kakao, Palmöl oder Soja sowie daraus entstehende Produkte wie Schokolade, Lederwaren oder Papier.

Durch die Zerstörung von Wäldern entzieht der Mensch sich selbst und anderen Arten eine wichtige Lebensgrundlage. Die Ökosysteme bieten Lebensraum, beeinflussen durch ihre Verdunstung Niederschlagsmuster und speichern Kohlenstoff, der in der Luft als Kohlendioxid die Erde weiter aufheizen würde.

Dem EU-Parlament zufolge ist zwischen 1990 und 2020 weltweit eine Waldfläche vernichtet worden, die größer ist als aktuell die Europäische Union. Der Konsum von Produkten innerhalb der EU habe 10 Prozent davon verursacht. „Die EU ist bereit, Verantwortung zu übernehmen“, sagte Tschechiens Umweltminister Marian Jurečka, der für die EU-Staaten an den Verhandlungen teilgenommen hat. Außerdem hat die EU nun etwas im Gepäck, wenn sie zur Weltnaturkonferenz COP 15 ins kanadische Montreal reist. Die beginnt am Mittwoch. Unter anderem geht es um den Aufbau von Schutzgebieten.

Das neue EU-Gesetz findet auch bei Um­welt­schüt­ze­r:in­nen Lob. „Das ist ein richtiger Durchbruch für die Wälder und für die Menschen, die sich für ihren Schutz einsetzen“, sagte John Hyland von Greenpeace. „Täuschen Sie sich nicht: Dieses Gesetz wird einige Kettensägen stillstellen und Unternehmen davon abhalten, mit Abholzung Profit zu machen.“ Er beklagte allerdings auch Schlupflöcher für die Holzindustrie und nur wenig Schutz für indigene Bevölkerungsgruppen.

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3 Kommentare

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  • rodungsfreie Lieferkette - das heißt, das aus Indonesien und Thailand kein Palmöl mehr importiert wird?



    Das glaube ich erst, wenn es tatsächlich passiert.

    Besser wäre es, zumindest zeitlich begrenzt, den Importstopp auch auf andere Produkte auszuweiten.

    Es gibt zahlreiche Satellitenbilder auf denen man genau sehen kann, was eine kriminelle Bande anrichten kann, wie etwa in Brasilien.



    Bolsonaro gehört vor den Int. Gerichtshof.

  • "muss künftig versichern, dass für sie nicht gerodet wurde"

    Das kling ähnlich wie "Miethaie müssen künftig versichern, daß ..."

  • Das Gesetz ist richtig.



    Aber wenn die EU nur für 10% der Abholzungen indirekt verantwortlich ist, so kann man einfach einen Teil der restlichen 90% für die EU definieren und trotzdem weiter Wälder abholzen. Zumal nur Rodungen ab 2021 in die Rechnung eingehen.