Entwaldungsfreie Lieferketten: Nachhaltig konsumieren

Die will EU Entwaldung stoppen und Wälder trotzdem nutzen. Zwei Ausschüsse des EU-Parlaments stimmen über Richtlinien dafür ab.

Wanderer gehen im Nationalpark Bayerischer Wald auf einem Weg. Das Areal wird um etwa 605 Hektar Fläche vergrößert. Damit wird der Nationalpark Bayerischer Wald zum größten Waldnationalpark in Deutschland.

Schützenswert: Firmen sollen nichts mehr verkaufen, was auf abgeholzten Flächen hergestellt wird Foto: Armin Weigel/dpa

BERLIN taz | Der Umweltausschuss des Europaparlaments will Unternehmen dazu verpflichten, ihre Lieferketten auf Nachhaltigkeit zu überprüfen. Sie sollen in der EU keine Produkte mehr verkaufen, die auf abgeholzten oder degradierten Flächen hergestellt wurden. Zudem sollen sie nachweisen, dass bei der Produktion die Menschenrechte und die Rechte indigener Völker beachtet werden. Das Gesetz bezieht sich auf Produkte aus Nutztieren wie Rindern oder Schweinen, Kaffee, Palmöl, Soja, Holz oder Kautschuk. Die Abgeordneten fordern, dass die Regeln ein Jahr nach ihrem Inkrafttreten auch für andere Ökosysteme wie Gras- und Torfland oder Feuchtgebiete gelten, falls die Kommission das für richtig hält.

„Für solche Umwege haben wir keine Zeit“, sagt Gesche Jürgens, Greenpeace-Sprecherin für Wälder und Biodiversität, „diese wichtigen Ökosysteme werden jetzt zerstört, wir können nicht noch Jahre warten, bis auch die Kommission überzeugt ist“. Unterm Strich habe der Umweltausschuss den Text der Richtlinie verbessert, zum Beispiel, indem er mehr Agrargüter und Produkte in die Regulierung einbeziehe, als die Kommission dies vorgesehen habe. „Außerdem wollen die Abgeordneten die Finanzinstitute auch in die Pflicht nehmen, nicht mehr in Entwaldung zu investieren“, sagt Jürgens, „das ist natürlich gut“.

Um ein ähnliches Thema geht es in einem anderen Ausschuss am Mittwoch: Der Industrieausschuss des Europaparlaments stimmt darüber ab, wie künftig Biomasse, darunter Holz, als Energierohstoff genutzt werden soll. In der Richtlinie über Erneuerbare Energien will der Ausschuss festlegen, dass kein Holz mehr in Heizungen oder Kraftwerken verbrannt werden darf, das direkt aus dem Wald stammt, und Holz außerdem in Kaskaden genutzt werden soll. Etwa soll ein Dachbalken nach Abbruch nicht gleich verheizt, sondern zunächst zu einer Spanplatte verbaut werden. Während Industrieverbände die Richtlinie für wirklichkeitsfremd und bürokratisch halten, kritisieren Umweltverbände, ihre Formulierungen schützten die Wälder nicht ausreichend.

Im September wird das EU-Parlament endgültig über die beiden Vorhaben entscheiden – und mit dem Ergebnis in die Trilog-Verhandlungen mit Rat und Kommission gehen.

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