Österreich-Debüt für Ralf Rangnick: Schlagkräftige Verbindungen

Ralf Rangnick debütiert in Österreich als Fußball-Nationalcoach. Vorteilhaft ist, dass er zu vielen Spielern bereits ein Vertrauensverhältnis hat.

Trainer Rangnick erklärt einer Gruppe von Spielern beim Training etwas

Muss nicht mehr alles erklären: Ralf Rangnick beim Training mit seinem neuen Team Foto: Leonhard Foeger/reuters

Will man verstehen, warum Ralf Rangnick nicht lange gezögert hat, den Job des österreichischen Na­tio­nal­trai­ners anzunehmen, ist eine Episode vor zehn Jahren wichtig. Damals landete unter lautem Getöse ein mächtiger Hubschrauber auf dem Sportplatz in Großaspach. Kurz zuvor hatte der Coach in einem Café in seinem Heimatort Backnang bei Stuttgart gesessen, als das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung: Dietrich Mateschitz. Der sportaffine Red-Bull-Gründer wollte wissen, ob sich Rangnick ein Jahr nach seinem Burn-out wieder ein Engagement vorstellen könnte.

Der Firmenboss flog den Hubschrauber selbst, aus dem auch Gérard Houllier stieg, damals der Sportdirektor für die Fußballvereine des Konzerns. Es dauerte nicht lange, dass man sich auf ein Langzeitprojekt verständigte. Sowohl der FC Salzburg als auch RB Leipzig hätten heute kaum Champions-League-Niveau erreicht, wenn Rangnick hier wie dort nicht so feste Grundpfeiler eingeschlagen hätte.

Zeitweise wusste der Schwabe gar nicht mehr, ob er sich in Backnang, Leipzig oder Salzburg befindet, so oft pendelte er zwischen den drei Standorten hin und her. In der Mozartstadt hat er bis heute eine Bleibe – einer seiner Söhne arbeitet dort als Arzt –, sodass sich für den 63-Jährigen viele Kreise schließen, wenn er als Österreichs neuer Nationalcoach bei Vizeweltmeister Kroatien (Freitag, 20.45 Uhr) startet. Danach folgt am Pfingstmontag das Heimdebüt gegen Dänemark, vier Tage später ist gleich noch Weltmeister Frankreich im Ernst-Happel-Stadion zu Gast. Solche Länderspiele sind der Lohn, wenn der 34. der Fifa-Weltrangliste in die oberste Kategorie der Nations League aufsteigt.

C. Baumgartner, Nationalspieler

„Meiner Meinung nach ist er der Beste, den Österreich kriegen konnte“

Das hat noch Franco Foda geschafft, der auch bei der EM den Europameister Italien im Achtelfinale bis in die Verlängerung zittern ließ – nur danach kam nicht mehr viel. Die WM-Qualifikation verspielten die Österreicher, und als noch das Play-off in Wales verloren ging, stand die Verabschiedung vom nie vollständig akzeptierten Foda an. Als ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel den nächsten Deutschen als Wunschlösung präsentierte, haben das die österreichischen Kolumnisten wie Toni Polster, Peter Pacult, Hans Krankl und Co zum Anlass genommen, kübelweise Wiener Schmäh auszuschütten. Die Nationalspieler begrüßten allerdings die Verpflichtung.

„Unfassbar guter Fachmann“

Zwischen Trainer und Mannschaft kann etwas zusammenwachsen. 14 der nominierten Akteure spielen in der deutschen Bundesliga, und viele sind über die TSG Hoffenheim oder RB Leipzig direkt oder indirekt von Rangnick beeinflusst. „Meiner Meinung nach ist er der Beste, den Österreich kriegen konnte“, sagte der Hoffenheimer Christoph Baumgartner im Kicker. Um das nächste Niveau zu erreichen, ein Team zu bauen, dass bei EM oder WM eine gewisse Rolle spielen kann, dafür sei „ein unfassbar guter Fachmann“ (Baumgartner) genau richtig. Rangnick hat zudem den Kontakt zu Leistungsträgern wie Konrad Laimer oder Marcel Sabitzer nie abreißen lassen, und Champions-League-Sieger David Alaba hat er selbstverständlich wie bei Real Madrid eine zentrale Rolle versprochen.

Rangnick will zeigen, dass jener typische Umschaltfußball nicht ausgedient hat, an dem sich die gerade freigestellten Bundesligatrainer wie Marco Rose oder Adi Hütter oder der aktuelle Salzburger Coach Matthias Jaissle orientiert hatten. Ihn hat es verletzt, dass der DFB sich trotz seiner Bereitschaftsbekundungen auf der Suche nach einem Nachfolger für Joachim Löw nicht wirklich mit ihm beschäftigt hat.

Bei Manchester United konnte er zuvor wenig bewirken. Ohne ausreichend Vertraute im Trainerstab und auf Führungsebene, so ist aus seinem Umfeld zu hören, konnte er die in Grüppchen zerfallene Kabine mit der starken Portugalfraktion um Cristiano Ronaldo nicht für sich gewinnen. Dass Rangnicks Beratervertrag bei United aufgelöst wurde, ist für beide Seiten besser. Zumal er in der Alpenrepublik wieder viele Facetten abdecken und auf Nachwuchsarbeit und Trainerausbildung einwirken will. Er möchte sich mit seiner Mannschaft über die Nations-League-Duelle schnell auf einen Weg verständigen, der danach am besten schnurstracks zur EM 2024 nach Deutschland führt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.