Friedensbewegung in Deutschland: Wachsam gegenüber Imperialismen
Pazifist*innen geraten zunehmend in die Defensive. Dabei wird gern vergessen, dass ihre Kontakte zu Gorbatschow mit zur Abrüstung führen.
B ürger*innen, die vor der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine warnen, machen sich derzeit verdächtig, auf Putins atomare Drohungen hereinzufallen. Ebenso hängt Ostermarschierer*innen der Ruf nach, „Putins fünfte Kolonne“ (so Graf Lambsdorff) zu sein, obwohl manche von ihnen eine angemessene militärische Verteidigung der Ukraine durchaus befürworten.
Vor 42 Jahren, als 4 Millionen den Krefelder Appell zur Rücknahme des Nato-Doppelbeschlusses unterzeichneten, wurde ihnen vorgeworfen, das parallel zur Stationierung amerikanischer Pershing-II und Cruise Missiles an die UdSSR gerichtete Verhandlungsangebot zum Abbau russischer SS20-Mittelstreckenraketen zu ignorieren. Die damit verbundene Doppelstrategie habe Gorbatschow veranlasst, dem Westen weitreichende atomare Abrüstungsangebote zu machen.
Übersehen wird dabei, dass dafür ebenso die damaligen Kontakte der Friedensbewegung zu Gorbatschow ausschlaggebend waren. Und nicht nur das: Es bestand durchaus Atomkriegsgefahr. Darüber hinaus hatte sich ein beachtlicher Teil der Friedensbewegung dem Aufruf „Für ein atomwaffenfreies Europa“ angeschlossen, der von der britischen Russell Peace Foundation ausging und eine eigene Doppelstrategie vorsah:
Von beiden Großmächten wurde verlangt, alle Atomwaffen von europäischem Territorium abzuziehen und insbesondere von der Sowjetunion, die Produktion ihrer SS-20-Mittelstreckenraketen zu beenden. Zugleich distanzierte man sich von allen einseitigen Schuldzuweisungen sowie jeglicher Instrumentalisierung: „Wir müssen uns allen Versuchen von Politikern aus Ost und West widersetzen, diese Bewegung zu ihrem eigenen Vorteil zu manipulieren.“
Martin Zülch, 72, Politik- und Kunstlehrer a. D., unterstützte den Krefelder Aufruf und Russell-Appell. Er hat sich an der Ankündigung des Ostermarschs beteiligt und den am 29. 4. verbreiteten Offenen Brief an Scholz unterzeichnet.
Hätte sich die Friedensbewegung an solche Vorsätze gehalten, so stünde sie jetzt anders da: Sie wäre wohl sogar imstande gewesen, frühzeitig auf Putins imperiale Bestrebungen hinzuweisen. Weiterführend bedeutet dies: erhöhte Wachsamkeit gegenüber allen Imperialismen und ihren Schubkräften hin zu einer atomaren Apokalypse!
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