Rolle von Belarus im Ukraine-Krieg: Schützenhilfe für Putin

Die Ukraine fürchtet einen Großangriff durch das Nachbarland Belarus. Doch dort könnte es auch Verbündete geben.

Portrait von Alexander Lukaschenko

Lukaschenko behauptet, seine Armee sei nicht an kriegerischen Aktionen gegen die Ukraine beteiligt Foto: Peter Kovalev/imago

Leisten belarussische Soldaten ihren russischen Verbündeten schon aktiv Schützenhilfe im Krieg gegen die Ukraine? Noch am Dienstag hatte der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko vollmundig verkündet, seine Armee sei nicht an den kriegerischen Aktionen beteiligt, und das werde auch so bleiben.

Doch das dürfte nicht der Wahrheit entsprechen. So meldete das ukrainische Nachrichtenportal Ukrainska Prawda am Dienstag, dass belarussische Truppen in das Tschernigiwer Gebiet eingedrungen seien. Das habe der Sprecher der territorialen Kampftruppen Sewer (Norden), Witali Kirillow, mitgeteilt. Sie seien dort vor mehreren Tagen einmarschiert und an ihren Uniformen zu erkennen, die die Markierung 0 trügen.

Doch das könnte noch längst nicht alles sein. Am Mittwoch teilte das ukrainische Verteidigungsministerium mit, dass die belarussische Armee in Alarmbereitschaft versetzt worden sei und ein groß angelegter Angriff bevorstünde. „Belarus, ein künftiger Satellit der Russischen Föderation, leistet der russischen Armee Hilfe bei der Stationierung auf ihrem Territorium und bei der Bewaffnung des Feindes. Fortan wird Belarus wahrscheinlich die russischen Invasoren im russisch-ukrainischen Krieg unterstützen und dazu beitragen, die Ziele der Besatzer zu erreichen“, heißt es in einer Erklärung des Ministeriums, die der ukrainische Dienst der BBC veröffentlichte.

Von Kampfeinsätzen belarussischer Soldaten in der Ukraine berichtet auch die britische Times – allerdings auf ukrainischer Seite. So sind in einem Video, das die unabhängige belarussische Nachrichtenagentur Nexta veröffentlichte, maskierte Männer in Kiew zu sehen, die ihre belarussischen Kameraden auffordern, sich ihnen anzuschließen.

Zwischen „Lukaschisten“ und Verbündeten unterscheiden

Laut Times sollen auch tschetschenische Kämpfer zur ukrainischen Seite übergelaufen sein. Bilder, die der Telegram-Kanal „Itschkeria – Helden, Feinde und Verräter“ veröffentlichte, machen sich über die Armee von Tschetscheniens Präsidenten Ramsan Kadyrow lustig. Dort heißt es: „Echte Tschetschenen. Die sollten nicht mit Kadyrows Schweinen verwechselt werden, die nur für Foto-Shootings taugen.“

Unterdessen wandte sich auch der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, Alexei Arestowitsch, an die belarussischen Soldaten. Er forderte sie auf, sich den ukrainischen Streitkäften anzuschließen. Es sei wichtig, zwischen „Lukaschisten“ und denjenigen zu unterscheiden, die für die Ukraine seien.

Der Oberstleutnant der Reserve und Kommandeur der Luftangriffsbrigade in Brest, Waleri Sachtschik, rief die belarussische Armee dazu auf, sich verbrecherischen Befehlen, die Ukraine anzugreifen, zu verweigern. Das berichtete das unabhängige belarussische Nachrichtenportal Chartija 97. „Das ist nicht unser Krieg. Ihr werdet Eure Heimat, Euer Zuhause und Eure Familien nicht verteidigen. Euch erwarten nur Schande, Demütigung, Blut und Tod. Das belarussische Volk wird zum Paria, und das für Jahrzehnte“, zitiert Chartija 97 den Militär.

Bereits am Dienstag hatte das russischsprachige Nachrichtenportal Nastojaschee Wremja berichtet, in Russland würden verstärkt auch Migranten aus Usbekistan für einen Einsatz in der Ukraine rekrutiert. Geködert würden sie mit einem Monatslohn von umgerechnet rund 500 Euro sowie dem Versprechen, alsbald die russische Staatsbürgerschaft zu erhalten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Mehr Geschichten über das Leben in Belarus: In der Kolumne „Notizen aus Belarus“ berichten Janka Belarus und Olga Deksnis über stürmische Zeiten – auf Deutsch und auf Russisch.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.