Ukraine-Krieg gefährdet Versorgung: Warnungen vor Hunger in Nordafrika

Wegen des Ukrainekrieges fallen Getreidelieferungen aus, die Preise steigen. Das Welternährungsprogramm bangt um die Versorgung in arabischen Ländern.

Hände halten Weizenkörner in der Hand

Arbeiter in einer Weizenmühle in Deir al-Balah im zentralen Gazastreifen Foto: Ashraf Amra/imago

BERLIN taz/dpa | Hilfsorganisationen haben vor gravierenden Folgen des Ukrainekrieges für die Lebensmittelversorgung gewarnt – insbesondere in der arabischen Welt und Westasien. „Schon jetzt sind 276 Millionen Menschen in 81 Ländern von akutem Hunger ­betroffen. Die Welt kann sich einfach keinen weiteren Konflikt leisten“, sagte der Direktor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) in Deutschland, Martin Frick. Mehr als die Hälfte der Nahrungsmittel, die das WFP in Krisenregionen verteilt, stamme aus der Ukraine.

Russland erzeugt dem Bundesagrarministerium zufolge 10 Prozent und die Ukraine 4 Prozent des Weizens weltweit. Beide gehören zu den wichtigsten Exporteuren. Ihr Anteil an den globalen Ausfuhren beträgt 17 Prozent (Russland) und 12 Prozent (Ukraine). Die ukrainischen Exporte sind Medienberichten zufolge bereits beinahe zum Erliegen gekommen.

Die Seeschifffahrtsverwaltung des Landes kündigte laut der Nachrichtenagentur Reuters schon am Montag an, dass die für den Getreidehandel nötigen Häfen des Landes bis zum Ende der russischen Invasion geschlossen bleiben würden. Wegen der Krise sind die internationalen Getreidepreise stark gestiegen.

Ägypten – mit mehr als 100 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichster Staat der arabischen Welt – bezieht Weizenimporte zu großen Teilen aus Russland und der Ukraine. Gleiches gilt für Tunesien. Künftig will das Land Experten zufolge Getreide etwa aus Argentinien oder Rumänien importieren. Ob die Lieferungen den großen Bedarf der Bevölkerung decken können, ist unklar. Andere Staaten in Westasien stehen vor ähnlichen Problemen.

Diskussion über EU-Reserven

Der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, Martin Häusling, forderte, von kriegsbedingten Lieferproblemen betroffenen Ländern Reserven der EU zur Verfügung zu stellen. „Lebensmittelkrisen in diesen Regionen wirken sich direkt auf die politische Stabilität aus“, so der Hesse.

Weil die EU einen hohen Selbstversorgungsgrad bei Weizen hat, befürchtet das Agrarministerium in Berlin keine ­direkten Folgen für Deutschland. Allerdings schließt es weitere Preissteigerungen nicht aus.

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