Nachrichten in der Coronakrise: Wieder mehr Todesfälle

Auch die Zahl In­ten­siv­pa­ti­en­t:in­nen nimmt leicht zu. Vor der Bund-Länder-Schalte sprechen sich die Länderchefs Söder und Weil gegen Verschärfungen aus.

Eine Spritze an einem Oberarm

Dritter Piks gegen Omikron: Der Expertenrat fordert, die Auffrischungskampagne zu verstärken Foto: Sven Hoppe/dpa

Keine Verschärfungen, keine Lockerungen

Auf die Bürger kommen zunächst wahrscheinlich keine weiteren Verschärfungen von Corona-Maßnahmen zu. Vor der zweiten Omikron-Krisensitzung zwischen Bund und Ländern in diesem Jahr zeichnen sich aber auch keine Lockerungen ab. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Vertreter aus den Ländern machten vor den Beratungen am Montag deutlich, dass die im Moment geltenden Regelungen beibehalten werden sollten. Unterstützt wird das vom Corona-Expertenrat der Bundesregierung. Das Gremium forderte in einer neuen Stellungnahme wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante aber auch Vorbereitungen für mögliche weitere Schritte.

Entscheidungen werden in der Bund-Länder-Runde unter anderem beim Thema PCR-Tests erwartet. Minister Lauterbach und die Gesundheitsminister der Länder hatten sich für eine sogenannte Priorisierung ausgesprochen: Bestimmte Bevölkerungsgruppen sollen angesichts knapper Laborkapazitäten bevorzugt Anspruch auf die besonders genauen Tests bekommen.

Die Vertretung der Labore hatte am Dienstag auf eine klare Priorisierung gedrängt, damit sie noch hinterherkommen. (dpa/taz)

Leichter Anstieg bei Todesfällen und In­ten­siv­pa­ti­en­t:in­nen

Offenbar infolge der durch die Omikronvariante extrem gestiegenen Zahl der Neuinfektionen gibt es nun auch erste Anzeichen für eine Trendwende bei den Todesfällen und den Co­ro­na­pa­ti­en­t:in­nen auf den Intensivstationen. Bei beiden Indikatoren ist aber derzeit nicht absehbar, in welchem Maße sie dem Anstieg der Infektionszahlen folgen werden. Ex­per­t:in­nen gehen davon aus, dass die Omikronvariante deutlich weniger schwere Verläufe auslöst als die zuvor dominierende Delta-Variante.

Das Robert Koch-Institut hat am Sonntag weitere 54 Coronatote registriert. Dadurch steigt der Sieben-Tage-Mittelwert von 156 auf 157. Das ist nur minimal, aber es ist der erste Anstieg seit 13 Tagen. Seit dem Höhepunkt der vierten Welle war die Zahl der Toten nahezu kontinuierlich gesunken. Der Sieben-Tage-Mittelwert liegt aktuell immer noch fast 60 Prozent niedriger als Mitte Dezember.

Auch auf den Intensivstationen wird erstmals seit Wochen wieder ein merklicher Anstieg der Pa­ti­en­t:in­nen­zahl beobachtet. Am Sonntag wurden dort 2.426 Co­ro­na­pa­ti­en­t:in­nen versorgt, das sind 28 oder 1,2 Prozent mehr als am Samstag. Aber auch noch 11,5 Prozent niedriger als vor einer Woche.

Die Entwicklung in den aktuellen Corona-Hotspots ist dabei uneinheitlich. Während in den Intensivstationen in Hamburg die Zahl der Co­ro­na­pa­ti­en­t:in­nen seit Jahresbeginn anstieg, blieb sie in Bremen annähernd gleich. In Berlin ist sie sogar zurückgegangen. (taz)

Hamburg hat die höchste Inzidenz

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg steigt und steigt: Die Hansestadt ist dem Robert Koch-Institut zufolge mittlerweile das Bundesland mit der höchsten Corona-Inzidenz. Die Gesundheitsbehörde gab die Zahl der gemeldeten Infektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner und Woche am Sonntag mit 1.852,6 an. Das ist der höchste je gemessene Wert. Am Samstag lag er bei 1.767,2, vor einer Woche noch bei 942,5.

Auf Basis einer anderen Berechnungsmethode gab das RKI am Sonntag für Hamburg eine Sieben-Tage-Inzidenz von 1552,9 an. Hamburg liegt damit als das Bundesland mit der höchsten Inzidenz vor Berlin (1.483,8) und Bremen (1.256,7). Für ganz Deutschland gab das RKI einen Wert von 806,8 an. Bundesweit kamen 85.401 neue Fälle hinzu.

Insgesamt kamen in Hamburg der Gesundheitsbehörde zufolge 2.520 Fälle neu hinzu. Am Samstag waren es 5.764, am Sonntag vor einer Woche wurden 894 neue Fälle gemeldet. Die Zahl der seit Beginn der Pandemie an oder im Zusammenhang mit Corona gestorbenen Menschen stieg nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) um 7 auf 2.075. (dpa)

Söder und Weil gegen Verschärfungen

Vor dem Treffen von Bund und Ländern am Montag spricht sich auch Bayerns Regierungschef Markus Söder gegen verschärfte Coronamaßnahmen aus. Vielmehr gehe es um die Anpassung der Regeln an einzelnen Stellen. „Wir wollen in der Kultur, beim Sport und in der Jugendarbeit wieder mehr Teilhabe ermöglichen“, sagt der CSU-Chef der Augsburger Allgemeinen. „Omikron ist nicht Delta, deshalb können wir die Maßnahmen auch nicht 1:1 von der einen auf die andere Mutation übertragen.“ Der entscheidende Maßstab sei die Belastung des Gesundheitssystems. „Und dank der konsequenten Maßnahmen der vergangenen Wochen sowie der milderen Verläufe bei Omikron sind die Zahlen bei den belegten Intensivbetten insgesamt erfreulicherweise gesunken.“

Zuvor hatte bereits Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD) erklärt, die Ministerpräsidentenkonferenz am Montag wolle die bestehenden Coronamaßnahmen nicht verschärfen.

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sorgt sich derweil wegen der Infektionszahlen um die Arbeitsfähigkeit der kritischen Infrastruktur. „Das ist in der aktuellen Omikron-Welle der entscheidende Punkt“, sagt er der Funke Mediengruppe. „Vorsicht ist daher weiterhin unbedingt geboten, damit wir nicht Teile unserer Grundversorgung darniederliegen haben in den nächsten Wochen. Schon jetzt dünnen manche Verkehrsanbieter ihre Angebote aus, die Vorboten sind unverkennbar.“ (rtr)

China besorgt wegen Infektionen kurz vor Olympia

Rund eineinhalb Wochen vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Peking reagieren die chinesischen Behörden besorgt auf die Corona-Entwicklung. In der Hauptstadt wird angeordnet, für alle Bewohner des Bezirks Fengtai verlässliche Coronatests bereitzustellen. Zuvor waren in Fengtai sechs neue Corona-Infektionen nachgewiesen worden, bei denen Infizierte auch Symptome zeigten. In ganz Peking waren es neun Fälle. Die Spiele beginnen am 4. Februar. (rtr)

Expertenrat fordert stärkere Booster-Kampagne

Der Expertenrat der Bundesregierung hat vor dem Bund-Länder-Gipfel am Montag und angesichts der rasanten Ausbreitung der Omikronvariante Vorbereitungen für weitere Schritte gefordert.

„Das hochdynamische Infektionsgeschehen erfordert aktuell eine Beibehaltung und strikte Umsetzung der bisherigen Maßnahmen“, heißt es in einer am Samstagabend veröffentlichten Stellungnahme des Gremiums. Wenn infolge weiter steigender Inzidenzen kritische Marken etwa bei Klinikeinweisungen erreicht würden, könnten weitergehende Maßnahmen zur Infektionskontrolle nötig werden. „Diese sollten daher jetzt so vorbereitet werden, dass sie ohne Verzögerung umgesetzt werden können.“

Sowohl Kontaktbeschränkungen als auch Booster-Impfungen seien notwendig, um die Dynamik der aktuellen Welle zu bremsen und das Gesundheitssystem und die kritische Infrastruktur zu schützen, heißt es in der einstimmig gefassten Empfehlung der 19 Ratsmitglieder. Auf eine Intensivierung der Booster-Kampagne sei daher Wert zu legen.

Durch die bestehenden Kontaktreduktionen und das besonnene Verhalten der Bürger sei der international beobachtete steile Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland zunächst verlangsamt worden. Der Expertenrat erwartet aber einen weiteren Anstieg. In der Spitze könnten Sieben-Tages-Inzidenzen „von mehreren Tausend regional erreicht werden“. Das Ausmaß der Klinikbelastung werde entscheidend von den Inzidenzen bei ungeimpften Erwachsenen und den über 50-Jährigen abhängen. Noch seien diese vergleichsweise niedrig, es seien aber Infektionen in die Gruppe der Älteren eingetragen worden.

Mit Zunahme der Grundimmunität in der Bevölkerung und Abnahme der Neuinfektionszahlen und Hospitalisierungsinzidenzen sollten die Kontaktbeschränkungen wieder stufenweise zurückgefahren werden. Langfristig sei es dringend erforderlich, „die verbliebenen Immunitätslücken in der Gesellschaft durch Impfungen zu schließen, da ansonsten zyklisch mit erneuten starken Infektions- und Erkrankungswellen zu rechnen ist.“

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) mahnte zur Geduld. „Ein Signal zu großflächigen, pauschalen Lockerungen käme im Moment noch zu früh“, sagte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz dem Tagesspiegel (Sonntag). „Immer noch sterben rund 1.500 Menschen pro Woche an Corona, das Personal in den Krankenhäusern ist komplett ausgelaugt – das kann uns doch nicht kalt lassen.“ In Handel und Gastronomie stehe eine Lockerung der 2G- und 2G-Plus-Regeln für ihn derzeit nicht zur Debatte. (dpa/taz)

Kliniken belastet, aber nicht überlastet

In den früh von Omikron getroffenen Städten Bremen und Hamburg kommen Kliniken trotz steigender Patientenzahlen bislang ohne größere Probleme durch die aktuelle Infektionswelle. Sorge bereitet, dass immer mehr Patienten mit Corona infiziert sind, die nicht wegen Covid-19, sondern aus anderen Gründen eingeliefert wurden. Dies macht die Behandlung auf den Normalstationen aufwendiger. Auch der Ausfall von Krankenhauspersonal durch Krankheit oder Quarantäne bereitet Probleme.

Bremen und Hamburg gehörten zu den ersten Großstädten, in denen die Fallzahlen explodierten. Was die Infektionsrate angeht, sind sie anderen deutschen Regionen etwas voraus. Vergleiche sind aber nur eingeschränkt möglich, weil die beiden Stadtstaaten auch zu den Spitzenreitern bei den Impfquoten gehören. Das dürfte schwere Verläufe seltener machen.

Bundesweit sei die Belegung der Normalstationen vergangene Woche um 3,5 Prozent gestiegen, teilte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKD) in Berlin mit. In Schleswig-Holstein liege die Zunahme bei 22 Prozent, in den Ländern Hamburg, Bremen und Berlin zwischen 10 und 15 Prozent.

„Belastung ja, Überlastung nein“, sagte ein Sprecher der Bremer Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) zur Lage der Kliniken. Die Situation habe sich nicht verschärft. Das kleinste Bundesland weist seit Wochen die höchste Infektionsrate auf. Der Spitzenwert am 14. Januar lag bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 1.427,2. So viele von je 100.000 Menschen haben sich rechnerisch in einer Woche bestätigt mit dem Coronavirus infiziert.

Auch Hamburg überschritt nach Angaben des Robert Koch-Instituts zum Ende der Woche eine Sieben-Tage-Inzidenz von 1.300. Trotzdem sagt Professor Stefan Kluge, Leiter der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE): „Die Lage ist handhabbar.“ Nur stellten „isolationsbedingte Ausfälle“ von Personal die Kolleginnen und Kollegen vor Herausforderungen. (dpa)

Sieben-Tage-Inzidenz erstmals über 800

Die Coronazahlen in Deutschland steigen weiter steil an. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen hat erstmals die Schwelle von 800 überschritten. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab sie am Sonntagmorgen mit 806,8 an. Am Vortag hatte die Inzidenz bei 772,7 gelegen, vor einer Woche bei 515,7. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI binnen eines Tages 85.440 Corona-Neuinfektionen. (dpa)

Wiener Philharmoniker streichen Konzerte

Nach dem Straßenkarneval fallen in Rio de Janeiro auch die Karnevalsumzüge im Februar und März erneut wegen der Coronavirus-Pandemie aus. Letztere sollen stattdessen aber im April stattfinden. Die Verwaltung der brasilianischen Metropole teilte am Freitagabend (Ortszeit) auf Twitter mit, die weltberühmten Umzüge im Sambodrom würden wegen einer Zunahme der Covid-19-Fälle auf den Feiertag Tiradentes verschoben – der Todestag des Freiheitskämpfers aus dem 18. Jahrhundert ist am 21. April. Auch Brasiliens bevölkerungsreichste Stadt São Paulo verschob ihre Feierlichkeiten.

Wegen steigender Corona-Fallzahlen in den Reihen der Wiener Philharmoniker hat das Orchester zwei Konzerte in Deutschland abgesagt. Am Montag und Dienstag werden die geplanten Auftritte in der Kölner Philharmonie und der Hamburger Elbphilharmonie nicht stattfinden, wie das berühmte Ensemble am Samstag bekanntgab. (dpa)

Rio verschiebt Karnevalsumzüge

Nach dem Straßenkarneval fallen in Rio de Janeiro auch die Karnevalsumzüge im Februar und März erneut wegen der Coronavirus-Pandemie aus. Letztere sollen stattdessen aber im April stattfinden. Die Verwaltung der brasilianischen Metropole teilte am Freitagabend (Ortszeit) auf Twitter mit, die weltberühmten Umzüge im Sambodrom würden wegen einer Zunahme der Covid-19-Fälle auf den Feiertag Tiradentes verschoben – der Todestag des Freiheitskämpfers aus dem 18. Jahrhundert ist am 21. April. Auch Brasiliens bevölkerungsreichste Stadt São Paulo verschob ihre Feierlichkeiten.

Am Samstag registrierte Brasilien erneut etwas mehr als 200.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden – das war am vergangenen Mittwoch erstmals in der Pandemie geschehen. Das größte und bevölkerungsreichste Land Lateinamerikas meldete bisher rund 623.000 Todesfälle infolge einer Covid-19-Erkrankung, mehr sind es nur in den USA. Knapp 70 Prozent der gut 210 Millionen Brasilianer gelten als doppelt geimpft. Rund 30 Millionen Booster wurden bislang verabreicht. (dpa)

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