Nachrichten in der Coronakrise: Bald je­de:r Zweite infiziert?

Die WHO schätzt, dass sich bis März die halbe Bevölkerung Europas mit Omikron infiziert hat. 2021 gab es in der Bundesrepublik erstmals über eine Million Tote.

Viele Menschen, alle tragen Mundschutzmasken

Menschenmenge in Gelsenkirchen, Januar 2022 Foto: Martin Meissner/ap

WHO: Bald je­de:r zweite Eu­ro­päe­r:in infiziert

Angesichts der rasanten Omikron-Ausbreitung könnten sich nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits in zwei Monaten mehr als die Hälfte der Menschen im Großraum Europa mit der Coronavirus-Variante angesteckt haben.

Der Direktor der WHO Europa, Hans Kluge, begründete dies am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz damit, dass Omikron wegen seiner Mutationen menschliche Zellen schneller befalle und dies auch Geimpfte und Genesene betreffe. „Bei diesem Rhythmus sagt das Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) voraus, dass sich mehr als 50 Prozent der Bevölkerung der Region in den kommenden sechs bis acht Wochen mit Omikron angesteckt haben werden“, sagte Kluge unter Verweis auf das Forschungsinstitut der University of Washington.

Die WHO Europa ist zuständig für 53 Länder und Gebiete nicht nur in Europa, sondern auch in Zentralasien. Die Omikron-Variante breitet sich derzeit in Europa rasant aus. In mehreren Ländern ist sie bereits die dominierende Coronavirus-Variante bei den Neuinfektionen. (afp)

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Mehr als eine Million Sterbefälle 2021

Erstmals seit dem Bestehen der Bundesrepublik hat es 2021 mehr als eine Million Sterbefälle innerhalb eines Jahres gegeben. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland insgesamt rund 1,02 Millionen Sterbefälle registriert, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden unter Berufung auf erste vorläufige Ergebnisse mitteilte. Grund dafür dürften die Alterung der Bevölkerung und die Folgen der Coronapandemie sein.

Mehr als eine Million Sterbefälle binnen einem Jahr hatte es auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik in der Nachkriegszeit nur 1946 gegeben – damals wurden rund 1.001.600 Sterbefälle registriert. Während damals schwierige Lebensverhältnisse die hohen Sterbefallzahlen erklärten, sind die Zahlen laut Statistikamt heute hauptsächlich durch die größere Bevölkerung und den höheren Anteil älterer Menschen begründet.

Konkret starben im vergangenen Jahr 1.016.899 Menschen. Im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020 stiegen die Sterbefallzahlen damit um drei Prozent beziehungsweise 31.327. Die Alterung der Bevölkerung erklärt diesen weiteren Anstieg demnach nur zum Teil, denn die insgesamt steigende Lebenserwartung schwächt den Alterungseffekt ab.

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Vor der Pandemie stiegen die Sterbefallzahlen daher jährlich um durchschnittlich ein bis zwei Prozent. Dies änderte sich mit der Coronakrise. Bereits im Jahr 2020 stiegen die Sterbefallzahlen im Vergleich zum Jahr 2019 vor der Pandemie um fünf Prozent und 2021 im Vergleich zu 2019 sogar um acht Prozent. (afp)

Unionsfraktion: Doch kein Antrag zum Thema Impfpflicht

CDU und CSU im Bundestag planen derzeit keinen eigenen Antrag zur Einführung einer Impfpflicht. „Es gibt keinen Antrag der Unionsfraktion zum Thema Impfpflicht“, sagte der Parlamentsgeschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), am Dienstag in Berlin. „Wir sind als Opposition nicht dafür da, die Arbeit der Regierung zu erledigen.“ Wenn Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Ziele definiere, „dann muss man eben auch sagen, wie man dieses Ziel erreichen will“.

Der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger hatte zuvor gesagt, Abgeordnete von CDU und CSU bereiteten einen eigenen Vorschlag zur Impfpflicht ab 50 Jahren vor. Frei betonte dazu, er wolle nicht ausschließen, dass „irgendwo“ in der Fraktion informelle Überlegungen aufgeschrieben worden seien. „Aber es gibt keinen Antrag.“ Frei wollte dies für die Zukunft dann aber auch nicht gänzlich ausschließen. Zunächst müssten aber die Rahmenbedingungen klar sein, betonte er.

Frei verwies auf die „schwierigen politischen, ethischen und verfassungsrechtlichen Abwägungsfragen“ bei der Impfpflicht. Nötig sei ein Vorschlag, „der all diesen Voraussetzungen gerecht wird“, sagte er. Wenn die Bundesregierung „nicht die Kraft“ habe, diesen vorzulegen, müsse sie wenigstens „essentielle Fragen“ dazu beantworten, damit die Impfpflicht auch „rechtssicher“ sei und „so grundrechtsschonend wie möglich“ umgesetzt werde. (afp)

Weiter Debatte um Impfskepsis bei Migrantischen

Die Berliner Integrationsbeauftragte Katarina Niewiedzial sieht in migrantischen Communities keine Anzeichen ausgeprägter Impfskepsis. Es lägen keine Studien vor, die Menschen mit Migrationsgeschichte eine besondere Impfskepsis zuweisen, sagte Niewiedzal dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Im Gegenteil: Die Verteilung der Impfgegner in Deutschland deutet darauf hin, dass eben nicht die Bundesländer mit dem höchsten Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte betroffen sind“, sagte die Integrationsbeauftragte mit Blick auf unterdurchschnittliche Impfquoten in ostdeutschen Ländern wie Sachsen, Brandenburg und Thüringen.

Bei Impfterminen würden Religionszugehörigkeit, Nationalität oder ethnische Herkunft nicht erfasst, sagte Niewiedzal. Studien zeigten dagegen, je höher der Anteil der Arbeitslosen beziehungsweise Transferbeziehenden in einem Bezirk sei, desto höher sei die Covid-19-Inzidenz. Dichter besiedelte Bezirke und Viertel seien davon besonders betroffen.

„Fakt ist: Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten zudem überdurchschnittlich häufig in schlecht bezahlten, aber als systemrelevant geltenden Jobs, die oft nicht im Home Office möglich sind, etwa in der Pflege, in der Lebensmittelindustrie oder im Einzelhandel und sind dort einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt“, sagte Niewiedzial: „Dass sie deswegen nun aber impfskeptischer sind, dafür gibt es keine Belege. Es geht vor allem darum, die Menschen mit niedrigschwelligen Impfangeboten vor Ort und mehrsprachigen Informationen auch konsequent zu erreichen.“ (epd)

Bundesweit Proteste von Quer­den­ke­r:in­nen

Zehntausende Menschen sind am Montagabend in deutschen Städten auf die Straße gegangen, um gegen die Einschränkungen in der Coronapandemie und eine mögliche allgemeine Impfpflicht zu protestieren. Bei den meist unangemeldeten Demonstrationszügen schritt die Polizei vielfach ein, weil gegen aktuelle Pandemie-Auflagen verstoßen wurde. Teils kam es zu Auseinandersetzungen mit den Einsatzkräften. An mehreren Orten protestierten Menschen gegen die Kundgebungen, warben für Solidarität und riefen zur Trauer um die Coronatoten auf.

Im sächsischen Bautzen bewarfen einige der 800 Demonstranten Polizisten mit Flaschen und Pflastersteinen, drei Beamte wurden verletzt und ambulant behandelt. Um das Durchbrechen einer Absperrung zu verhindern, setzte die Polizei Pfefferspray ein. Vier Polizeifahrzeuge wurden beschädigt. Im ostbrandenburgischen Cottbus demonstrierten laut Polizeidirektion Süd bis zu 3.000 Menschen. Es habe keine Zwischenfälle gegeben, allerdings hätten die Demonstranten häufig keinen Abstand gehalten und keine Maske getragen.

In Thüringen zählte die Polizei landesweit mehr als 20.000 Demonstranten, drei Beamte seien verletzt worden, einer von ihnen schwer. Details waren zunächst nicht bekannt. In der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt Magdeburg löste die Polizei nach eigenen Angaben eine unangemeldete Demonstration von etwa 1.800 Menschen auf. Fünf Polizistinnen und Polizisten seien leicht verletzt worden.

Fast 1.000 Menschen versammelten sich im niedersächsischen Gifhorn, dort wurden bei dem Polizeieinsatz zwei Beamte leicht verletzt. Im sächsischen Freiberg beschädigten zwei Personen ein Polizeifahrzeug.

Bis zu 4.000 Protestierende zählte die Polizei in Rostock, rund 2.600 Menschen gingen in Schwerin auf die Straße. Im fränkischen Schweinfurt nahm die Polizei nach eigenen Angaben eine 51-Jährige fest, die einen Polizisten ins Bein gebissen hatte. In Nürnberg beteiligten sich laut Polizei rund 3.900 Menschen an einer Demonstration gegen die Coronamaßnahmen.

Die Gegner der Maßnahmen waren bei Demonstrationen in Mannheim in der Minderheit. Bis zu 600 Menschen bildeten nach Angaben der Polizei eine Menschenkette, um für mehr Solidarität zu werben.

In Leipzig setzte das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ ein Zeichen gegen die anhaltenden Proteste. Es hatte in seinem Aufruf betont, in der Stadt sei kein Platz „für Verschwörungsmythen, Wissenschaftsleugnung, Antisemitismus und Menschenverachtung“. (epd)

Oft asymptomatischer Verlauf bei Omikron

Bei der Omikron-Variante ist nach vorläufigen Ergebnissen zweier südafrikanischer Studien der Anteil der Menschen ohne Symptome unter den Infizierten viel höher als bei früheren Varianten. Weitaus mehr Menschen, die positiv getestet wurden, hatten demnach im Vergleich zu früheren Studien keine Symptome. Das könnte erklären, warum sich die Variante so schnell weltweit ausbreitet, erklärten die Wissenschaftler der Studien Ubuntu und Sisonke. (rtr)

Johnson wegen weiterer Party unter Druck

Der britische Premierminister Boris Johnson steht wegen einer weiteren Party zu Lockdown-Zeiten in der Kritik. Der Sender ITV berichtete am Dienstag, für den 20. Mai 2020 seien rund 100 Gäste zu einem Umtrunk im Garten des Amtssitzes der Regierungschefs in der Downing Street eingeladen worden. Unter den Teilnehmern der Feier sei auch Johnson gewesen.

Mitte Mai 2020 waren die britischen Schulen für die meisten Schülerinnen und Schüler ebenso geschlossen wie Kneipen und Restaurants. Die Regeln waren damals so streng, dass Personen wegen Partys strafrechtlich verfolgt wurden.

Johnson stand zuletzt bereits wegen einer Party am Regierungssitz während des Weihnachts-Lockdowns im Jahr 2020 in der Kritik. Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Keir Starmer, hatte gesagt, Johnson fehle die moralische Autorität, um das Land zu führen. (rtr)

Inzidenz nähert sich Wert von 400

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet binnen 24 Stunden 45.690 Coronaneuinfektionen. Das sind 15.129 Fälle mehr als am Dienstag vor einer Woche, als 30.561 Positivtests gemeldet wurden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 387,9 von 375,7 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.

322 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen eines Tages auf 114.351. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 7,58 Millionen Coronatests positiv aus. (rtr)

Impfzentren sollen bis Jahresende offen bleiben

Die Laufzeit für die Impfzentren in Deutschland soll bis Ende 2022 verlängert werden. Das haben Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) und die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) am Montag angekündigt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe zugesagt, „dass die Finanzierung bis Ende des Jahres gesichert ist“, sagte Grimm-Benne nach einer Videokonferenz der Gesundheitsminister von Bund und Ländern.

Bachmann, die den Antrag aus dem Saarland einbrachte, lobte die Verständigung. „Mit dieser Entscheidung können das Land, die Kreise und Kommunen, aber insbesondere auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Impfzentren Großartiges leisten, zuverlässig für das Jahr 2022 planen“, teilte sie mit. „Es wäre fatal gewesen, die Maßnahmen aus der Vergangenheit zu wiederholen und die Finanzierung vorzeitig auszusetzen.“

Außerdem haben die Länderminister beschlossen, dass vom Coronavirus genesene Personen ihren Status künftig ausschließlich digital mit einem QR-Code nachweisen sollen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe zugesichert, dies zeitnah umzusetzen, sagte Grimm-Benne. Die SPD-Politikerin ist aktuell Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz. (dpa)

Lauterbach: Psychische Krankheiten nicht wegen Lockdowns

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat Vorwürfe zurückgewiesen, dass die deutsche Coronapolitik mit ihren international eher etwas strengeren Maßnahmen für die Zunahme psychischer Störungen verantwortlich ist. „Da muss man vorsichtig sein, das geben die Studien aus meiner Sicht nicht her“, sagte der SPD-Politiker am Montagabend in der ARD-Sendung „Hart aber fair“.

Es gebe mehr psychische Störungen auch in Staaten, die weniger strenge Regeln umgesetzt haben als Deutschland. Als Beispiel nannte er die USA, wo seiner Ansicht nach sehr viele Tote vermeidbar gewesen wären. Die Störungen seien eher auf die Coronalage insgesamt als auf die Schutzmaßnahmen zurückzuführen.

Den Verzicht der britischen Regierung auf strenge Maßnahmen trotz explodierter Infektionszahlen nannte er eine „unethische Wette“. Deutschland sei mit seinem Kurs, die Menschen zu schützen, auch ökonomisch nicht schlechter gefahren als etwa Großbritannien. Der britische Kurs komme auch schon deshalb nicht in Frage, weil die Impfquote in Deutschland insbesondere bei den Älteren viel schlechter sei als die in Großbritannien. (dpa)

Unionsfraktion arbeitet an eigenem Impfpflicht-Antrag

Zu der im Bundestag anstehenden Debatte um eine allgemeine Corona-Impfpflicht will die Union einen eigenen Antrag einbringen und nicht fraktionsübergreifend zusammenarbeiten. Die Masern-Impfpflicht und auch die Covid-Impfpflicht für bestimmte Einrichtungen seien keine Gewissensentscheidungen gewesen, „und die aktuelle Entscheidung zur Einführung einer allgemeinen Covid-Impfpflicht ist es somit auch nicht“, sagte der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger.

Die Abgeordneten von CDU und CSU würden sich daher nicht an den Gruppenanträgen anderer Fraktionen beteiligen und ihnen voraussichtlich auch nicht zustimmen, sagte er. (epd)

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