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Kritik an Australiens AußenpolitikEins zu null für China

Die Entscheidung in Canberra für U-Boote aus den USA und gegen ein Lieferabkommen mit Paris belastet die Nato. Der lachende Dritte sitzt in Peking.

An einen Eklat mit Paris dachte Scott Morrison offenbar nicht, als er den Pakt mit den USA schloss Foto: Mick Tsikas/ap

Dass China auf die Ankündigung der neuen Sicherheitsallianz zwischen den USA, Großbritannien und Australien mit Unmut reagieren würde, war abzusehen. Von einer „Kalter-Krieg-Mentalität“ war in Peking die Rede. Zu Recht, denn obwohl China nicht namentlich erwähnt wird, hat das Sicherheitsbündnis für den Indopazifik ohne Zweifel die Expansion des Reichs der Mitte im Fadenkreuz. Die drei westlichen Staaten setzen auf Waffengewalt als Mittel gegen vermeintlichen chinesischen Imperialismus.

Australien greift aus Angst vor China tief in die Tasche und erwirbt nukleargetriebene U-Boote von den Amerikanern, lässt dafür jedoch ein fünf Jahre altes Lieferabkommen mit Frankreich platzen. Seither tobt zwischen Australien und Frankreich ein eskalierender Verbalstreit. Die Freundschaft zweier historisch eng Verbündeter geht auf spektakuläre Weise in die Brüche. China kann sich derweil zurücklehnen.

Ohne einen einzigen Schuss abgefeuert zu haben, hat Peking die erste Schlacht im Konflikt mit dem neuen Bündnis gewonnen. Es wird Jahre dauern, bis Canberra den Vertrauensverlust mit Frankreich wieder gutgemacht hat, wie auch mit pazifischen Kleinstaaten, die der australischen Regierung jetzt noch weniger trauen dürften:

Kiribati, Nauru, die Salomoneninseln, Vanuatu, Tonga und Fidschi, wo der notorische Widerstand Australiens gegen effektiven globalen Klimaschutz als indirekter Grund für den steigenden Meeresspiegel gesehen wird. Australien reagiert mit arroganter Ablehnung auf die wachsenden existenziellen Ängste seiner Kleinstnachbarn und beharrt auf der Kohleförderung.

Hilfe kommt stattdessen aus Peking. China füllt vielerorts das Vakuum, das Australien und die USA im Pazifik hinterlassen haben – abgelenkt vom „Krieg gegen Terror“. Peking baut Sportanlagen, Straßen, Kinderheime – und zementiert Schutzwälle gegen die tödlichen Flutwellen. So schafft sich China unter den Regierungen solcher Kleinstaaten politische Unterstützung. Ohne auch nur einen Schuss abzufeuern.

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10 Kommentare

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  • Krass, China die Diktatur die geopolitische agiert und dazu der Helfer nicht ohne Hintergedanken ist, als das Unschuldslamm darzustellen

    • @Gretchen Müller:

      Das tut der Artikel nicht. Merkwürdiger Versuch, eine Diskussion in gut/böse zu zwängen.

  • und beharrt auf der Kohleförderung

    Ja, weil das eine von drei Industrien des Landes ist die mehr als eine Handvoll Leute beschäftigt... und die die Rechnung für z.B. atomgetriebene U-Boote bezahlt.

    Realistisch betrachtet kann keine Regierung Australiens die Kohleminen schließen.

  • "Zunehmend auch militärisch agressiv auftretende Chinas". Wer schickt längst Flugzeugträger direkt vor die chinesische Küste"? Wer schafft jetzt auch im Bündnis mit dem australischen Bullen Morisson an der militärischen Einkreisung Chinas?



    Welche Macht gibt das Vielfache des Staatshaushaltes für Rüstung aus? Und ist das n i c h t viel aggressiver als alle diese chinesischen Maßnahmen des antikolonialen Küsten s c h u t z e s & zur S i c h e r u n g eigenen Landes .Sie müssen primär als Folge der britischen , japanischen, d e u t s c h e n und anderer Westler Kolonialverbrechen ,irren Demütigungen Chinas beim Boxer-Widerstand (Ende des 19.Jh.) erkannt werden -dem de facto-Raub chinesischen Landes , imperial.Gräuel, usw. gesehen werden.



    . Die dadurch ausgelöste de-facto- selbst-schützende,also d e f e n s i v e Art chinesische"Monroe-Doktrin" ist universalethhisch- & historisch viel legitimer als die der imperialistischen USA , praktiziert während derCUBA-Krise (Kennedy-Chrustschow)...!

    Auch die Unterstützung der USA für den in China von den Kommunisten besiegten "Kriegsbaron" Tschiang kai tscheck ,und dessen Raub Taiwans ist eine imperialistische Aggression



    gegen China: Hier e x p a n d i e r e n bis heute die USA.



    Und Australien ist immer noch Ergebnis britischen Raubkolonialismus mit teils wüsten Verbrechen gegen die dortigen Indigenen .-

    "Taiwan à la USA" :



    Man imaginiere tentativ: Wenn evtl. bald ein faschistoider, Nation-spalterischer Trump in den USA einen Bürgerkrieg anzettelte und z.B. Florida als "unabhängige , neue USA " auch militärisch abtrennte vom Kernland: Darauf würde Putin ihn beim Raub unterstützen, Kriegsschiffe schicken, evtl. Atombomber:

    D a s irre Geschrei in den "Rest-USA" & im gesamten Nato-Block (plus in von USA auf baldigen Krieg gegen China getrimmten Australien u n d Japan!) stelle ich mir vor.Dann wäre



    zweifellos der 3. Weltkrieg fällig..



    Und wer den dann sofort begänne ist ja klar...!

    • @Liebrast :

      "als alle diese chinesischen Maßnahmen des antikolonialen Küsten s c h u t z e s & zur S i c h e r u n g eigenen Landes"

      Besetzung von Inseln im chinesischen Meer und Aufbau militärischer Einrichtungen dort, die nach internationalem Seerecht nicht chinesisch sind, ist also für Sie "Küstenschutz"

      • @danny schneider:

        Wirklich sehr defensiv, wie China sich gegenüber Taiwan verhält. Verletzung des Luftraums im Wochentakt. Sehr defensiv. Die Beanspruchung eines riesigen Seegebiets, obwohl direkt vor den Küsten der Nachbarländer gelegen...sehr defensiv.

        • 9G
          97287 (Profil gelöscht)
          @Graustufen:

          Seit wann gehört Taiwan( Formosa, aus chinesischer Sicht) , nicht zu China? Taiwan ist das Produkt einer feindlichen Übernahme von Kriegsherren , die den Einheimischen mit Gewalt die Herrschaft aufzwangen. Natürlich hatten sie vor dem Überfall die Gold und Goldreserven der chinesischen Nationalbank sichergestellt und ins Exil mitgenommen. Taiwan ist völkerrechtlich genauso ein Teil Chinas, wie Hongkong und Macao. Wo kämen wir denn hin, wenn wir den Einfluss auf unsere ehemaligen Kolonien aufgeben würden?

  • „Peking baut Sportanlagen, Straßen, Kinderheime – und zementiert Schutzwälle gegen die tödlichen Flutwellen. So schafft sich China unter den Regierungen solcher Kleinstaaten politische Unterstützung.“ China ist ganz offenbar der bessere Partner.



    Auch Beispielhaft, Australien setzte lange auf äußerst brutale Abschreckung, um das eigene geraubte Land abzuschotten.



    „Vielen Flüchtlingen hat die australische Regierung eine Behandlung in Australien verweigert. Kinder mit Suizidgedanken gehörten dazu, Frauen, die vom Sicherheitspersonal vergewaltigt wurden, Männer, die sich selbst verletzt haben.“ (ARD)

  • Testosterongesteuerte alte weisse männer in washington - ja, o.k. dort sogar ein sehr, sehr alter - in london und in canberra - ist als achtgrößte stadt die hauptstadt und nicht sydney - haben mal wieder auf typisch männliche art zusammen gesessen und geschaut, wer von ihnen den größten hat - nicht was ihr denkt, nicht schw*nz in der hose sondern unsinn im kopf. Und so verzichteten Biden, Johnson und Morrison darauf, ihre durchaus vertretbare entscheidung in sachen verteidigungsbündnis gegen das zunehmend auch militärisch aggressiv auftretende china mit den nato-verbündeten und den befreundeten pazifischen anrainerstaaten abzustimmen. Die fühlten sich, wie zu erwarten war, vor den kopf gestossen. Vielleicht ahnten Joe, Boris und Scott ja insgeheim, dass ihre idee doch nicht so toll war, wie sie geglaubt bzw. gehofft hatten. Was zumindest die heimlichtuerei ein stück weit erklären würde. Das die empörung des sich von den spielen der anderen ausgeschlossen fühlenden Emmanuel nun ebenfalls testosterongesteuert ist darf als sicher angenommen werden. Welche bedeutung den mindestens fehlenden 2 cm körpergrösse zukommt - im vergleich zu den drei anderen - sollte außer betracht bleiben.

    • @hinnerk untiedt:

      Strategisch gesehen, jetzt ganz ohne alle anderen Aspekte wie Menschenrechte etc. (nicht dass die in d. deutschen Außenpolitik viel Raum einnehmen wenn's um Profit geht), wäre es klüger für die EU sich von den USA zu distanzieren, und mehr Nähe zu Russland zu suchen.

      Oder wenn man das nicht will, von der Schweiz zu lernen, und eine komplett neutrale Position einzunehmen. Ein Wettrüsten wird die EU ohnehin nicht gegen die USA od. China gewinnen, egal wieviel Kriegsrhetorik und Aufrüstungsargumentation die v.d. Leyen nutzt. ;-)