Jasmin Kalarickal zur Unteilbar-Demo
: Unteilbar gegen die AfD

Es waren zwar nicht so viele Menschen wie beim letzten Mal, die am Samstag in der Hauptstadt zur Unteilbar-Demo zusammengekommen sind – Pandemie und Bahnstreik werden ihren Anteil daran gehabt haben. Aber die zentrale Botschaft ist in diesen Zeiten deshalb nicht weniger wichtig geworden, im Gegenteil: Der Grundgedanke, dass die demokratische Gesellschaft gerade jetzt zusammenhalten muss, sollte nicht nur Demonstrationen, sondern auch den Alltag prägen.

Dass zivilgesellschaftliche Initiativen wie Seebrücke über Fridays for Future, feministische Gruppen bis hin zu Mieterinitiativen und Gewerkschaften sich zusammengetan haben, ist keineswegs ein Ausdruck von Beliebigkeit. Es geht gerade nicht darum, politische Unterschiede zu negieren, sondern den grundlegenden Konsens in der Gesellschaft herauszustellen: die Orientierung an Menschenrechten und demokratischen Werten. Es existieren unübersehbare Verbindungslinien zwischen all diesen Problemen: Waffenexporte, Klimakrise, Krieg und Fluchtbewegungen, Rassismus oder das Recht auf Wohnen berühren sich. Um das zu sehen, muss man nur mal mit etwas Abstand auf sie blicken.

Wenn nun Menschen, die sich für Seenotrettung stark machen und für das Recht auf Asyl, auf der gleichen Demo sind wie die SPD, die mit ihrer Politik auch Abschiebungen nach Afghanistan mitzuveranworten hat, dann mag das für manche eine Schmerzgrenze sein. Aber diese Widersprüche für einen Moment auszuhalten und nicht in Partikularinteressen zu zerfallen, ist in einem gesellschaftlichen Klima, dass von Hass und Hetze geprägt ist, ein Zeichen von Stärke.

Die Demonstration kann deshalb auch als Ermutigung gesehen werden, zu einer neuen Ernsthaftigkeit im Wahlkampf zurückzukehren. Lange wurde darüber gestritten, dass Annalena Baerbock plagiiert und Armin Laschet gelacht hat. Was dabei fast in Vergessenheit ge­rie­t: Die AfD, die sich immer weiter radikalisiert, kommt in Umfragen immer noch auf eine zweistellige Zahl.

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