petition der woche: Jeff Bezos soll hochfliegen und nie wieder runterkommen!
Anlass der Petitionen Jeff Bezos nervt
Das wollen die Initiatoren Er soll im Weltraum bleiben oder sich an der Mona Lisa den Magen verderben
Das wollen sie nicht Weiter von so einem großkotzigen Typen belästigt werden
Zwei Petitionen kursieren gerade im Netz, die sich an Jeff Bezos abarbeiten. Sie wissen schon, dieser viel zu kleine Mann mit dem viel zu großen Ego, der es vom „Ich verticke Bücher aus meiner Garage heraus“ zum Multimilliardär gebracht hat, aber auch zu einem sehr unbeliebten Menschen. Jedenfalls fordern jetzt mehr als 155.000 Hater seinen Kopf, wenn man die Unterschriften der beiden Petitionen zusammenzählt. Gut, sie fordern nicht wirklich seinen Kopf, aber so etwas Ähnliches, das jedoch hinter einer guten Portion Humor versteckt ist. Denn mittlerweile dürfte auch der letzte sozial eingestellte Petent mitbekommen haben, dass seriös verfasste Forderungen nach verbesserten Arbeitsbedingungen in den Amazon-Lagern nicht viel bringen. Wenn selbst Gewerkschaften kaum etwas gegen die Ausbeutung der Belegschaft auszurichten vermögen, wie sollen es dann ein paar Online-Eingaben können? Hinzu kommt, dass wir fast alle ziemlich süchtig nach Amazon geworden sind und dort dann doch wieder E-Books und Atemschutzmasken bestellen, obwohl wir das ja eigentlich NIE wieder machen wollten. Aber es ist halt so schön einfach, und außerdem überwiegt gerade das „Jetzt ist es auch schon wurscht“-Gefühl. Immerhin leben wir in einer Zeit, die man gut und gerne als die Epoche des explodierten Partyballons bezeichnen kann. Oder wie ist es zu erklären, dass wir erst Jürgen und Zlatko von „Big Brother“ und dann vier Jahre lang Donald Trump vor der Nase hatten? Da bleibt einem nur noch eine Möglichkeit, um nicht durchzudrehen – und zwar ein langes, ausgiebiges Lachen. Also wenn ich Sie wäre, würde ich jetzt einfach mal den Song „Don’t Laugh“ von Josh Wink einschalten und mitmachen: „Hahahahahahahahahaha…“, kichert eine verzerrte Computerstimme vor sich hin. Wer da nicht einstimmt, ist selber schuld.
Mit jener Haltung, die irgendwo zwischen gesundem Fatalismus und hysterischem Lachflash changiert, haben auch die beiden change.org-Nutzer Ric G. und Kane Powell ihre Petitionen gestartet. Wobei Ersterer mit „Do not allow Jeff Bezos to return to earth“ fordert, dass Bezos von seinem geplanten Flug ins Weltall nicht mehr auf die Erde zurückkehren darf, weil so schrecklich vermögende Menschen eigentlich gar nicht existieren dürften, und Letzterer mit „We want Jeff Bezos to buy and eat the Mona Lisa“ erreichen möchte, dass der zweitreichste Mensch der Welt eines der teuersten Gemälde der Weltgeschichte verspeist. Warum? Einfach, weil er es könnte.
Doch selbst wenn Jeff Bezos auf diese absurde Challenge einginge (und er liebt Challenges, wie der Weltraumflug oder die geplante Übernahme der „James Bond“-Produktionsfirma MGM beweisen), hieße das nicht, dass er damit auch durchkäme. Laut New York Times könnten ihn zwar weder der hohe Gemäldepreis noch das nicht vorhandene Urheberpersönlichkeitsrecht davon abhalten, jedoch würde sich der französische Staat wohl weigern, seinen Nationalschatz zu verscherbeln. Obwohl: Mit Geld kann man fast alles kaufen, und Corona war für Frankreich nicht gerade billig … Aber wollen wir wirklich, dass Jeff Bezos die Mona Lisa isst? Nein, denn daran würde sich der Mann, der schon mal Leguan gegessen hat, vermutlich ganz furchtbar den Magen verderben, aber vor allem: Arme Mona Lisa! Dann soll Bezos sich doch lieber in guter, neoliberaler Manier SELBST zum Mond schießen und uns von dort beim Offlineshopping zusehen (siehe These Seite 19) – bis Delta richtig da ist. Anna Fastabend
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen