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Foto: Michael Taeger / imago

Sachsen-Anhalt hat gewähltDer Wahlabend in Zahlen

Die AfD verliert, die CDU liegt klar vorne – und geht eine „Deutschlandkoalition“ mit SPD und FDP ein. Die Landtagswahl in Grafiken.

A m 6. Juni haben die Bür­ge­r*in­nen in Sachsen-Anhalt ihren neuen Landtag gewählt. Die Wahlbeteiligung unter den 1,8 Millionen Wahlberechtigten lag bei 60,3 Prozen – im Vergleich zu 61,1 Prozent 2016. Wegen Corona war 2021 mit einer hohen Briefwahlbeteiligung gerechnet worden – auch wenn die rechtspopulistische AfD ihre An­hän­ge­r*in­nen dazu aufgefordert hatte, nur im Wahllokal ihre Stimmen abzugeben.

Bei der letzten Wahl 2016 trat die AfD das erste Mal im Bundesland an und erreichte aus dem Stand überraschend rund 24,3 Prozent. Dennoch blieb die CDU mit Spitzenkandidat Reiner Haseloff mit 29,8 Prozent stärkste Partei im Land. Obwohl die SPD nur auf 10,6 Prozent der Stimmen kam und damit ihr Ergebnis der vorhergehenden Wahl halbierte, wurde sie gemeinsam mit den Grünen Bündnispartnerin der Christdemokraten. Gemeinsam bildeten sie die erste Dreiparteienkoalition Sachsen-Anhalts.

Wer liegt vorn?

Laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis von 3.33 Uhr liegt die CDU weit vor der AfD – anders als Umfragen von Insa und der Forschungsgruppe Wahlen Anfang Juni vorausgesehen hatten. Sie gewinnt über 7 Prozentpunkte und kommt auf über 37 Prozent. Die AfD verliert über 3 Prozentpunkte und erreicht nur knapp 21 Prozent.

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Auch die Linke hat viele Stimmverluste zu verzeichnen: 2016 kam sie noch auf 16,3 Prozent, jetzt liegt sie bei 11 Prozent. Die SPD ist mit etwas über 8 Prozent nur noch einstellig, die FDP schafft es mit rund 6 Prozent über die 5-Prozent-Hürde. Die Grünen erreichen knapp 6 Prozent.

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Welche Koalitionen wären möglich gewesen?

Für eine absolute Mehrheit hätte eine Koalition laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis von 3.33 Uhr Uhr 49 Sitze erreichen müssen. Die CDU braucht daher starke Bündnispartnerinnen. Die AfD wäre dafür rein rechnerisch eine gute Option gewesen. Die beiden Parteien würden insgesamt 63 Sitze einnehmen. Doch die Partei wird in Sachsen-Anhalt vom Verfassungsschutz beobachtet – als rechtsextremistischer Verdachtsfall. Damit schied sie als Koalitionspartner einer demokratischen Partei aus.

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Haseloff hatte in einem Interview mit dem Nachrichtenportal t-online am Freitag vor der Wahl indirekt eine Koalition mit der AfD und der Linken ausgeschlossen: „Nicht infrage kommt für mich eine Zusammenarbeit mit den Rändern des politischen Spektrums, weder rechts noch links.“ Davor hatten einige Par­tei­kol­le­g*in­nen in einem offenen Brief bereits gefordert, dass sich die CDU klar gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD bekennt.

Diese Ablehnung von AfD und Linken hätte also Platz gelassen für die Kenia-Koalition, die bis dahin bestanden hatte und laut der Forschungsgruppe Wahlen auf 55 Sitze käme. Die CDU tauschte aber die Grünen als Bündnispartnerin aus und wandte sich stattdessen an die FDP. Mit SPD und den Liberalen ging die CDU die sogenannte „Deutschlandkoalition“ ein.

Wel­che*r Kan­di­da­t*in liegt vorne?

Bei der Direktwahlfrage, wen sie gerne als Mi­nis­ter­prä­si­den­t*in hätten, antworteten der Forschungsgruppe Wahlen am 3. Juni 68 Prozent der Befragten mit: Haseloff. AfD-Mann Kirchner kam nur auf 9 Prozent.

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Aktuell sieht es also so aus, als könnte Haseloff nach zehn Jahren als Ministerpräsident weitermachen und in seine dritte Amtszeit starten. Die CDU geht offenbar davon aus, dass Haseloff deswegen auch schon für sich selbst steht: Auf einigen Wahlplakaten steht kein eingängiger, thematischer Slogan, sondern ganz simpel: „Unser Ministerpräsident“. Die Bür­ge­r*in­nen werden top informiert.

Wie haben die Wahlkreise entschieden?

Vor allem schwarz. Die Daten des Statistischen Landesamts Sachsen-Anhalt (Stand 03.07 Uhr) zufolge hat die CDU in fast allen Kreisen gewonnen. Nur in Zeitz liegt die AfD bei den Erststimmen vorne. Das stärkste Ergebnis in Sachen Erststimmen hat die AfD in Merseburg mit knapp 30 Prozent – und wird dort dennoch von der CDU geschlagen. Die schlechtesten Ergebnisse für die Rechtspopulisten gibt es übrigens in den Großstädten Halle und Magdeburg. Tiefschwarz ist die Erstimmenkarte in Wittenberg: fast 54 Prozent für die CDU. In Halberstadt bekam die Linke mit rund 22 Prozent ihr bestes Erststimmenergebnis, in Wernigerode die SPD (über 24 Prozent). Wo die AfD schlecht abschneidet, zeigen die Grünen ihre Stärke: in Halle und Magdeburg. Für die FDP gibt es noch immer weiße Flecken auf der Karte: 0 Punkte aus Wittenberg, Jessen und Merseburg.

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Wie sieht es aus für die Basis? Zum Glück nicht so gut. Laut dem Statistischen Landesamt (Stand 3.07 Uhr) hat sie in vielen Wahlkreisen 0 Prozent bei den Erststimmen erreicht. Im Norden allerdings ist ein sehr dünner Basis-Teppich erkennbar. Dort erhielt die Partei der verschwörungsideologischen „Querdenken“-Bewegung und -Geldmaschine Werte von knapp über 1 bis 2,6 Prozent (Salzwedel). Bei den Zweitstimmen konnte die Basis in jedem Wahlkreis etwas einsammeln, aber auch hier: Spitzenwert in Salzwedel.

Was bewegt Sachsen-Anhalt?

Dieser Frage ist auch die taz gefolgt. Zu ihrer üblichen Berichterstattung aus dem und über das Bundesland hat sie deshalb vor der Wahl ein Dossier veröffentlicht, dass Sie im Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt finden.

In der Altmark kämpft die CDU mit den Folgen eines Wahlbetrugs. Im Kiez-Döner in Halle entwickelt sich nach dem Anschlag eine besondere politische Gedenkkultur. Und im Harz stirbt der Wald – und findet zu neuem Leben.

Nutzen Sie unsere Themenkarte, um diese und weitere Geschichten aus Sachsen-Anhalt zu lesen.

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­Hin­weis der Redaktion: Dieser Text wurde am 06.06.2021 um 18.50 Uhr auf taz.de veröffentlicht mit dem damaligen Stand der Umfragen vor der Wahl. Die taz aktualisiert Text mehrmals im Vorfeld der Wahl, um Sie aktuell zu informieren. Die Grafiken werden automatisch von der dpa aktualisiert. Dieser Text wurde letztmals aktualisiert am 10.08.2021 um 16.10 Uhr.

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2 Kommentare

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  • Tja, ein Vorgeschmack auf die Bundestagswahl: die Umfragesieger liegen hinten, AfD, Grüne und FDP schwächer als prognostiziert. Linke und SPD zusammen bei knapp 20%.

    Ichsachmalso: im Herbst wird es ähnlich, wobei die Union sicher über 30 % und die Grünen knapp über 10% und damit zurück auf dem Boden sind.

    • @TazTiz:

      Ich fürchte, Sie liegen richtig mit Ihrer Prognose … und ich setz noch einen drauf: landen im Herbst die Grünen auf den Boden der Tatsachen, hält der Sinkflug von SPD und Linken an, profitiert die FDP weiter in der Wählergunst, kann sich die AfD behaupten und werden der Union Filzokratie und Korruption vom deutschen Michel vergeben, reicht es am Ende sogar noch für Schwarz-Gelb … ganz ohne Jamaika- oder Kenia-Gedöns. Liberalkonservative dürfen also frohlocken.



      Wir werden sehen.