taz-Community über Klimakrise vor Ort: „Der Boden ist trocken und hart“

An vielen Orten Deutschlands zeigen sich bereits die Folgen des Klimawandels. taz-Leser*innen berichten, wie es bei ihnen vor Ort aussieht.

Eine grüne und eine rote Gießkanne und ein Gartenschlauch hängen an einem Schuppen

Sind die Regentonnen leer, muss mit Leitungswasser gegossen werden Foto: Winfried Rothermel/imago

Abgestorbene Bäume, eine der schlimmsten Dürreperioden seit 250 Jahren und Konflikte um Wasserversorgung: Die Klimakrise ist auch in Deutschland zu spüren. An vielen kleinen und großen Veränderungen macht der Klimawandel sich für Menschen im ganzen Land bemerkbar.

Auf unserem Instagram-Kanal zur Klimakrise haben wir unsere Community gefragt: „Wie zeigt sich der Klimawandel bei euch vor Ort?“ Die Antworten kamen aus allen Ecken Deutschlands, aber auch aus Thailand, Ruanda und den Kanarischen Inseln. Hier veröffentlichen wir eine Auswahl.

„Wie zeigt sich der Klimawandel bei euch vor Ort?“

Mit Leitungswasser gießen. „Meine Familie hat einen großen Garten und gerade jetzt bin ich sehr froh, ihn zu haben. Da wächst viel, doch in den letzten Jahren hat sich etwas verändert. Beim Pflanzen von Tomaten oder dem Versetzten von Himbeerpflanzen ist uns aufgefallen, dass der Boden oft sehr trocken und hart ist. Der Regen ist in den letzten Jahren seltener, aber stärker geworden. Früher kam der Regen, unsere Tonnen wurden gefüllt, wir haben sie durch das Gießen wieder geleert, dann hat es wieder geregnet. Jetzt haben wir nicht zu jeder Zeit genug Wasser für den Garten und müssen mit Leitungswasser gießen.“

Stine G., 15, Schülerin

Lea Dohm im Porträt

Lea Dohm Foto: privat

Wasserversorgung zusammengebrochen. „Im letzten Sommer war es mehrere Wochen heiß und trocken. In Lauenau ist da die Trinkwasserversorgung zusammengebrochen. Es kam kein Wasser mehr aus dem Hahn. Stattdessen ist die Feuerwehr durch die Straßen gefahren und hat dazu aufgerufen, sich für die kommenden Tage mit Trinkwasser zu bevorraten. Am Feuerwehrhaus selbst konnte mit Eimern und Gießkannen Brauchwasser für Toilettenspülungen abgeholt werden. Ein Nachbar hat trotzdem seinen Rasen gesprengt. Ich habe gehört, wie ein anderer Mann ihn darauf ansprach, aber mein Nachbar war unbeeindruckt. Ich habe mich in diesem Moment sehr unwohl gefühlt.“

Lea Dohm, 38, Gründerin von Psychologists for Future

Fehlende Schmetterlinge. „Als Kind habe ich im Garten meiner Eltern Schmetterlingsforscherin gespielt und musste bei der Vielfalt vor gut 20 Jahren die vielen verschiedenen Arten in Büchern nachschlagen: Großer Fuchs, Tagpfauenauge, Zitronenfalter. Schmetterlinge suchen, wenn es kälter wird, die Wärme. Damals haben sich die Schmetterlinge oft zu uns ins Haus verirrt. Andere suchten Wärme auf den aufgewärmten Steinen von Gehwegen oder auf dem Asphalt. Die sind dann verendet und ich habe sie mit den Nachbarskindern beerdigt. Und jetzt? Dieses Jahr habe ich noch kaum Schmetterlinge bestaunen können und auch seit Jahren keinen Schmetterling mehr in der Wohnung gehabt.“

Katharina Esseling, 24, Studentin

Katharina Hey im Porträt

Katharina Hey Foto: Tudor Zamfirescu-Zega

Veränderte Jahreszeiten in Ruanda. „Das Klima Ruandas ist – oder besser war – in klare Regen- und Trockenzeiten aufgeteilt. Diese lenken den landwirtschaftlichen und kulturellen Jahresablauf. In den vergangenen vier Jahren, die ich hier lebe, spüren wir eine extrem rasante Aufweichung dieser klimatischen Bedingungen. In den Trockenzeiten regnet es nun auch häufig und stark. In den Regenzeiten stellen sich Trockenperioden ein und die Regenfälle an sich haben sich deutlich verändert: Sie sind heftiger geworden und führen beispielsweise zu starken Erdrutschen, die ehemals bewohnte und bewirtschaftete Gebiete unbewohnbar machen.“

Katharina Hey, 36, Leiterin des Goethe-Instituts in Kigali, Ruanda

Orthia Joens-Anders im Porträt

Orthia Joens-Anders Foto: privat

Fehlender Regen. „Wir haben einen Resthof auf 7.000 Quadratmetern in den Elbtalauen. Die letzten Winter hat es extrem wenig geregnet, nicht wie für Norddeutschland üblich, tage- oder wochenlang, sondern oft nur stundenweise. Durch den für unsere Region typischen Wind werden die Böden noch mal mehr ausgetrocknet und dieses Frühjahr sind sie schon so staubtrocken wie sonst oft erst im Sommer. Unser Brunnen, der letztes Jahr noch auf 8 Metern gezogen hat, zieht jetzt auf 9. Die nächsten Jahre wollen wir unsere Streuobstwiese in eine Art Agroforst verwandeln, in der Hoffnung, dass sich dadurch das Mikroklima auf unserem Gelände verändert, sprich mehr Tau im Boden verbleibt und weniger Feuchtigkeit vom Wind fortgetragen wird.“

Orthia Joens-Anders, 45, Dozentin für Tanz

Martha Baran im Porträt

Martha Baran Foto: privat

Badesee ohne Wasser. „Als ich klein war, habe ich viele meiner Ferien bei meinen Großeltern in der Uckermark an einem großen See verbracht, der immer mehr austrocknet. Mein Opa und ich sind früher mit dem Boot zu einem Stein gefahren, der aussieht wie der Rücken eines Esels – inzwischen sieht man nicht nur den „Eselsrücken“, sondern auch den Rest des Steins. Im Hitzesommer 2018 war der Wasserstand erschreckend niedrig: bei durchschnittlich 55 cm statt 75 bis 110 cm. Als ich dieses Jahr wieder da war, war das Wasser schon im Frühjahr merklich zurückgegangen. Ich muss mittlerweile 15-20 Meter weit rauslaufen, bevor mir das Wasser bis zur Hüfte geht.“

Martha Baran, 18, FÖJlerin

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