Rauchen, Sport, Pinkeln, Stress: Nach dem Sex

Alles eine Frage des Wissens: Je mehr darüber bekannt ist, was nach dem Sex mit einem passiert, desto länger kann er genossen werden.

Ein Zeichnung zeigt ein Paar auf dem Bett sitzend nach dem Sex

Illustration: Jörg Dommel

Schmeckt die Zigarette oder der Vaper nach dem Sex besser?

Nicht wirklich. Raucher*innen beschert das inhalierte Nikotin aber wegen der Botenstoffe Serotonin und Dopamin ein richtig gutes Gefühl – ähnlich wie ein Orgasmus. Wenn sie durch den Sex sowieso schon zufrieden und entspannt sind, können sie es nach einer Zigarette noch ein bisschen mehr sein. Oder den allmählich schwindenden Rausch damit verlängern. Am Ende ist Rauchen aber – ob nun vor, nach oder während des Sexes – eine süchtig machende Gewohnheit. Wer nach dem Sex raucht, macht das so wie ein*e ander*er eben nach dem Kaffee. Für einen doppelten, aber gesünderen Kick nach dem Sex kann auch ein Lieblingslied, was richtig Leckeres zu essen oder ein unterhaltsames Gespräch sorgen.

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Sind wir nach dem Sex glücklicher?

Beim Sex schüttet unser Gehirn die Botenstoffe Dopamin und Serotonin aus, beide auch „Glückshormone“ genannt. Vor allem beim Orgasmus gibt es eine Menge Dopamin für das Belohnungssystem im Gehirn, das macht uns tatsächlich glücklich und zufrieden. Laut einer Studie der Florida State University sogar noch rund 48 Stunden nach dem Sex. Doch so geht es nicht allen. 46 Prozent der Frauen und 41 Prozent der Männer haben australischen Forscher*innen zufolge in ihrem Leben schon einmal das erlebt, was postkoitale Dysphorie oder Sex Blues heißt. Sie fühlen sich traurig, leer, manche weinen. Das kann daran liegen, dass sie Missbrauch erlebt haben, gerade psychisch belastet sind, es mit dem Sex nicht so hinhaut – oder auch daran, dass der Hormonrausch nach dem Sex so plötzlich abklingt. Richtig erforscht sind die Gründe dafür leider noch nicht.

Hilft sofort aufs Klo gehen gegen eine Blasenentzündung?

Bisher haben Studien noch keinen ausschlaggebenden Effekt von Pinkeln nach dem Sex gefunden. Schaden kann es aber in jedem Fall nicht, vor allem bei Menschen, die oft eine Blasenentzündung bekommen – sie müssen auch nicht sofort danach aufs Klo stürmen. Beim Pinkeln können Darmbakterien, die beim Sex – egal ob oral, vaginal oder anal – vor allem bei Frauen in die Harnröhre gelangen und dann in der Blase eine schmerzhafte Entzündung auslösen, wieder ausgespült werden.

Wie hilft eine Pille nach ungeschütztem Sex gegen eine HIV-Infektion?

Falls es zu einem „Safer-Sex-Unfall“ gekommen ist, also man „vergessen“ hat, ein Kondom zu benutzen oder dieses gerissen ist, hat man die Möglichkeit, PEP zu nutzen: Eine Postexpositionsprophylaxe. Dazu werden für vier Wochen HIV-Medikamente eingenommen. Sie hindern das HI-Virus daran, sich im Körper festzusetzen. Mit einer PEP muss so schnell wie möglich nach „Risikokontakt“ begonnen werden, am besten innerhalb von zwei Stunden, sonst möglichst innerhalb von 24 Stunden, spätestens nach 48 Stunden. Anlaufstellen sind entsprechend gerüstete Notaufnahmen und Arztpraxen, Adressen sind beispielsweise bei der Aidshilfe erhältlich – dort wird man auch beraten, ob die Einnahme der PEP sinnvoll ist.

Wann ist es zu spät für die Pille danach?

Je früher die Hormonpille eingenommen wird, desto wirksamer verhindert sie eine mögliche Schwangerschaft. Wer die tägliche Antibabypille vergessen hat oder einen Riss im Kondom bemerkt, kann sich die sogenannte Pille danach seit 2015 rezeptfrei in der Apotheke kaufen. Für die Pille danach mit dem Wirkstoff Levonorgestrel ist es nach mehr als 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr zu spät, für die mit dem stärkeren Uliprestal nach mehr als fünf Tagen. War schon der Eisprung, ist es für die Pillen ohnehin zu spät, dann kann ein Frauenarzt oder eine Frauenärztin bis zu fünf Tage nach dem Sex noch eine Spirale einlegen.

Sollte man nach dem Sex lieber an keinem Sportwettkampf teilnehmen?

Kommt auf den Sex und auf den Sport an. Eine iranische Studie von 2017 kommt zu dem Schluss, dass Sex zehn bis zwölf Stunden vor einem Wettkampf keinen Einfluss auf die Leistung hat, weniger Stunden oder unmittelbar davor aber schon. Leichtathlet*innen hatten dann zum Beispiel Probleme beim Ausdauertest. Bogenschütz*innen aber kann ein entspannendes Techtelmechtel mit dem üblichen Partner oder der üblichen Partnerin sogar helfen, sich besser zu konzentrieren.

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Ab wann kann man wissen, dass man schwanger ist?

Sofort nach dem Sex jedenfalls noch nicht. Spermien können bis zu fünf Tagen in der Gebärmutter überleben. Je nachdem wann der Eisprung ist, kann auch in dieser Zeit noch eine Befruchtung stattfinden. Das befruchtete Ei muss es sich dann auch erst einmal in der Gebärmutter gemütlich machen. Das dauert rund eine Woche. Dann erst bildet der Körper das Schwangerschaftshormon Human Chorion Gonadotropin (HCG). Ein Arzt kann es bei einem Bluttest sechs bis neun Tage nach der Befruchtung nachweisen, bei einem Schwangerschaftstest erst später, wenn das Hormon auch im Urin auftritt. Er sollte deshalb frühestens an dem Tag angewendet werden, an dem die schwangere Person ihre Menstruation erwartet hätte.

Männer schlafen ein, Frauen wollen kuscheln?

Eine Zeichnung zeigt einen Mann, der raucht

Illustration: Jörg Dommel

Jein. Nach einem Orgasmus fluten mehrere Hormone unseren Körper. Eins von ihnen ist das Prolaktin, das manche von uns nach dem Sex sofort einschlafen lässt. Männer aber nicht häufiger als Frauen, wie verschiedene Untersuchungen zeigen. Ein anderes ist das Oxytocin, auch Kuschelhormon genannt. Es ist der Grund, warum wir uns nach dem Sex mit dem, der oder den Anderen verbinden, sie berühren, uns mitteilen wollen. Bei Menschen mit weniger Testosteron, vor allem Frauen also, wirkt es stärker. Bei den anderen schwächt das Testosteron das Oxytocin ab – sie versuchen deshalb, den Rausch des Botenstoffs Dopamin etwa durch Rauchen zu erhalten. Dabei ist das Kuscheln nach dem Sex gerade für eine Beziehung wichtig, wie amerikanische Forscher*innen herausgefunden haben. Menschen, die nach dem Sex noch kuscheln, sind zufriedener mit dem Sex und auch mit ihrer Beziehung.

Fühlen wir uns nach dem Sex weniger gestresst?

Ja, denn der Cortisolspiegel, der bei Stress in unserem Körper steigt, sinkt nach dem Sex. Laut einer in Deutschland und in der Schweiz durchgeführten Studie von 2019 reicht dafür aber auch jede Art von Intimität – ob sexuell oder nicht. Aber eine andere Person sollte schon involviert sein, Sex mit sich selbst reicht nicht.

Für wen ist nach dem Sex schon vor dem Sex?

Für Männer eher nicht. Bei ihnen nimmt die Lust auf Sex einer kanadischen Studie zufolge unmittelbar nach dem Orgasmus nämlich ab. Sie brauchen in der Regel erst mal Ruhe, bevor sie sich von dem Botenstoff-Feuerwerk in ihrem Gehirn erholt haben und wieder erregt werden können. Bei Frauen nimmt die Lust auf Sex nicht so stark ab, sie brauchen nicht unbedingt eine Pause und könnten mehrmals einen Orgasmus bekommen.

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