Einmal noch wach, dann ist Lockdown-Weihnacht

Zwei Tage vor Schließung des Einzelhandels bleibt der Massenansturm auf die Innenstädte aus. Handelsverbände fordern, dass die Politik zumindest das Abholen von Waren erlaubt

Voll, aber noch kein Massenandrang: In zwei Tagen müssen die meisten Geschäfte schließen Foto: Rupert Oberhäuser/imago

Von Felix Lee
und Svenja Bergt

Am Tag nach dem Beschluss von Bund und Ländern zur Schließung von Geschäften warnen Poli­ti­ke­r:in­nen die Bevölkerung davor, sämtliche Weihnachtseinkäufe noch vor Mittwoch zu erledigen. „Jetzt bitte nicht losrennen und Geschenke kaufen“, sagte etwa die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD). Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier (CDU) forderte die Ver­brau­che­r:innen auf, an Weihnachten lieber Gutscheine zu verschenken.

Der Beschluss von Bundesregierung und Ländern sieht vor, dass Händler am Mittwoch schließen müssen, wenn es für sie keine Ausnahmeregelung gibt. Dazu enthält der Beschluss eine detaillierte Liste an Gewerben, die geöffnet bleiben dürfen. Das sind im Einzelnen: Lebensmittelhändler, dazu zählen auch Wochenmärkte, Getränkemärkte und Reformhäuser. Drogerien, Apotheken, Optiker, Hörgeräteaktustiker und Sanitätshäuser dürfen ebenfalls offen bleiben. Darüber hinaus Tankstellen und Großhandel, Kfz- und Fahrradwerkstätten, Banken, Post- und Zeitungsverkaufsstellen, Reinigungen, Tier- und Futtermittelhändler sowie Babyfachmärkte. Im Unterschied zu den Ladenschließungen im Frühjahr dürfen etwa Baumärkte nicht öffnen. Läden, die geöffnet haben, dürfen kein Feuerwerk verkaufen. So soll eine weitere Belastung der ohnehin schon am Rande des Machbaren arbeitenden Krankenhäuser vermieden werden. Allerdings weichen einige Länder von dieser Beschlusslage ab. So teilte der Berliner Kultursenator mit, dass Buchläden weiterhin öffnen dürften. In Nordrhein-Westfalen sollen Kun­d:in­nen Bücher bestellen und sich diese im Eingangsbereich der Buchhandlung abholen können.

Zum befürchteten Massenandrang ist es bis Montagmittag allerdings nicht gekommen. Zwar haben sich in den Innenstädten vor vielen Geschäften lange Schlangen gebildet. Mit einem dramatischen Ansturm rechnet der Handelsverband Deutschland (HDE) aber nicht. „Die meisten Kunden haben den Lockdown ja kommen sehen, und viele haben es schon so organisiert, dass sie nicht mehr einkaufen gehen müssen“, sagte HDE-Sprecher Stefan Hertel. Zugleich drängt der HDE darauf, den Einzelhändlern im Lockdown die Übergabe von im Internet bestellter Ware (Click and Collect) in den Läden zu erlauben. Ein Sprecher der Elektronikketten betonte, schon in der ersten Coronawelle habe sich gezeigt, dass es möglich sei, beim Abholen von vorab bestellter Ware den Gesundheitsschutz durch speziell eingerichtete Abholstationen zu gewährleisten. Gleichzeitig biete Click and Collect den stationären Händlern die Möglichkeit, sich in der Krise im Wettbewerb gegen reine Onlinehändler besser zu behaupten.

„Viele haben es so organisiert, dass sie nicht mehr einkaufen gehen müssen“

Stefan Hertel, HDE-Sprecher

Derweil bereiten sich die Logistikunternehmen auf einen stark steigenden Bedarf vor. So kündigte die Deutsche Post DHL an, ihre gesamten Kräfte in der Paket- und Postsparte zu mobilisieren. Bereits im November hatte das Unternehmen die Rekordzahl von 1,59 Milliarden transportierten Paketen aus dem vergangenen Jahr durchbrochen.

Einen kleinen positiven Effekt hat die Pandemie indes für die Zusteller:innen: Laut dem Logistikunternehmen dpd haben deutlich mehr Kun­d:in­nen ihre Zustimmung gegeben, das Paket etwa vor der Haustür oder an einem anderen vereinbarten Ort abzustellen. (mit dpa)