: „Eine Heraus-forderung, die ich gerne annehme“
Michael Rosen veranstaltet in der Musikbrauerei in Prenzlauer Berg wieder Konzerte. Das geht dank ausgefeiltem Hygienekonzept. Aber nur für 80 Konzertbesucher. Ein Gespräch über Masken und Abstand, Fördergelder und die Frage, warum Konzerte wichtig sind
Michael Rosen lebt seit 2004 in Berlin. 2008 gründete er die Konzertagentur Digital in Berlin. Über diese veranstaltet er seit 2015 die Konzertreihe Kiezsalon (meist in der Musikbrauerei), die für seine kleinen, intimen Konzerte mit eher experimentellen Musikern und Musikerinnen bekannt ist.
taz: Herr Rosen, Sie haben Ende Juli im Rahmen Ihrer Reihe „Kiezsalon“ ein erstes Konzert nach Corona in der Musikbrauerei in Prenzlauer Berg veranstaltet. Wie war's?
Michael Rosen: Im Vorfeld haben mir viele gesagt: Das macht doch keinen Spaß, was soll das denn für ein Konzert sein? Wenn man an einen Ort geht, wo man sich nicht begrüßen, sich nicht anfassen, nichts trinken, nichts rauchen darf und eine Maske aufhat, das ist doch kein Ausgehen, hieß es. Nach dem Konzert kamen Leute zu mir und sagten, wie toll sie es fanden.
Aber es war schon etwas ganz anderes als vor Corona?
Natürlich war es nicht wie vor Corona. Allein schon wegen der Masken und des Abstandhaltens. Aber eigentlich hat es sich angefühlt wie vor Corona, und es hat total viel Spaß gemacht.
Die meisten Konzertveranstalter sagen, bei den bestehenden Hygieneauflagen seien Indoor-Konzerte schwer durchzuführen, zu aufwendig und finanziell kaum machbar.
Ich hätte es natürlich auch so machen können wie die meisten anderen Veranstalter, die sagen: Ach, da haben wir keinen Bock drauf, viel zu anstrengend und schwer. Ich finde es aber nicht schwer. Es ist eine Herausforderung, die ich gern annehme. Ich habe auch Lust darauf, das, was ich mache, so gut wie möglich zu machen. Viele Veranstalter nehmen jetzt ihre Fördergelder lieber mit ins nächste Jahr. Aber das wollte ich nicht. Weil ich glaube, dass es gerade jetzt wichtig ist, wieder Konzerte zu veranstalten.
Ohne Förderung könnten Sie solche Konzerte wie Ihre, bei denen nicht mehr als 80 Zuschauer zugelassen sind, aber nicht veranstalten, oder?
Ich bekomme 50.000 Euro für das ganze Jahr, das ist nicht so viel Geld. Aber natürlich bin ich in der luxuriösen Lage, finanzielle Freiheiten zu haben wegen meiner Förderung.
Ihr Hygienekonzept ist extrem ausführlich, fast pedantisch. Es gibt Markierungen, die Leute werden zeitversetzt in den Konzertsaal gelassen, die Bar ist geschlossen. Sie haben wirklich an alles gedacht. Selbst Masken werden vor Ort verkauft.
Ich nehme die Pandemie eben sehr ernst, sehr, sehr ernst. Und man hat ja auch eine Verantwortung für seine Besucher. Mein Konzept habe ich auch an den Senat geschickt, an das Gesundheitsamt, an das Musicboard Berlin und andere. Und die haben alle gesagt: Wow, das ist eines der besten Hygienekonzepte, die sie je gelesen haben. Bei anderen Veranstaltern habe ich inzwischen gesehen, dass die meines einfach übernommen haben. Und die Masken, die wir anbieten, sind einfach auch schön, aus Biobaumwolle und lokal produziert.
Interview: Andreas Hartmann
Der nächste Kiezsalon Open Air findet im Kunsthaus Dahlem am 29. August statt
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