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Entscheiden ist, dass nie nachgefragt wird von den Journalisten, was sicsh hinter den worten verbirgt - Na ja man will ja mal ein Interview mit Frau von der Leyen haben usw. Was bedeutet Grenzschutz in der Wirklichkeit? Massive Gewalt gegen Flüchtlinge - Schutz ist ja ein so schönes Wort, wer will sich nicht schützen und man schützt sich vor einem Angriff. Also muss man aus dem Asylsuchenden einen Angreifer machen, den der ist ja böse, den kann man zur Not auch erschießen und dann ist man da, wofür Frau Petry als AFD-Chefin einst eintrat. Die Medien betreiben Schönsprech aus Feigheit und Geschäftssinn: Grenzzschutz statt Schießen und Schalgen; Reform statt sozialer Abbau, usw usf. Insoweit ist es also eine alte Masche der sich staatstragend gerierenden Journalisten und Medien. Aber dass kannte ich schon aus den der anti-AKW-Zeit - da wurde schöngelogen, dass sich die Balken bogen.....Jetztz geht es an die Menschrechte die auf den Müll geworfen werden, weil man Angst vor weiterem Zuspruch für Hetzer wie Höcke befürchtet. Man beugt sich dem gesunden Volksempfinden...1933 lautete ein medienscherz, die Blätter Färben sich jetzt braun, was sollen wir (Zeitungen) tun....
"viele Kriegsvertriebene"
Gutes Beispiel fuer Framing. Da die Menschen schon lange in der Tuerkei leben, arbeiten zur Schule gehen ist die Vertreibung schon eine Weile her. Nun ist es tatsaechlich Migration, da Erdogan das Geld der EU selbst abgreift, statt die Arbeit von NGOs zuzulassen. Das wird durch das Framing des Artikels verdeckt.
@Charlie Foxtrot Gutes Beispiel für einen vollkommen sinnfreien Beitrag, der jedenfalls beispeilhaft wäre für rechte Desinformation.
Es ist völlig irrelevant für den Status "Kriegsvertriebene", dass diese Menschen in der Türkei angeblich in Sicherheit waren. Das sind Kriegsvertreibene, weil sie durch den Krieg in Syrien aus Ihrer Heimat vertrieben wurden.
@Kaboom Was soll daran "rechte Desinformation" sein. Zum einen sind solche Konzepte (Flüchtlingslager vor Ort, also auch die Türkeo) auch Konzepte der Linkspartei und zum anderen kommen die Kriegsvertriebenen aus der Türkei in der sie vor dem Krieg sicher waren.
Und was wollen Sie mit ihrem Assoziationsblaster "in der Türkei angeblich in Sicherheit waren" (was sicher keine Information ist) für Bilder herauf beschwören?
Vielen Dank für diesen Artikel, der ein gutes Beispiel für ein derzeit m.E. problematisches Phänomen der sprachlichen Grenzverschiebung nennt. Wenn Ursula von der Leyen Griechenland dafür dankt „der Schild Europas“ zu sein, sträuben sich mir die Nackenhaare. Ich war bestürzt, wie wenig diese Formulierung kritisch kommentiert wurde. Da steht weder ein Barbarenheer noch eine Zombiearmee vor der Tür.
und das E-Wort, also Erpr... ist das im Zusammenhang mit Erdogan noch angebracht. ich weiß ja nicht.
ich bin dankbar daür, dass ich auf diese art etwas sensibler werde für sprache, die ich ev auch so benutzt habe. und der artikel sprucht es ja an, da wir täglich mit den gleichen worthülsen umgeben sind, bemerke ich es manchmal nicht. ich werde meine wort jetzt sorgfältiger wählen und die berichte kritischer betrachten. danke
Schrecklich. Man kann kaum noch über die "Sache" sprechen. Ständig lauert die Gefahr - ein falsches Wort könnte mir unterlaufen. Und schon bin ich entlarvt.
Am besten, man hält den Mund - und lässt allein die Berufenen sprechen: Eric Wallis zum Beispiel.
Wie würde er allerdings die Vorgehensweise - ähem, man sieht, ich drücke mich vorsichtig aus, wie ein Diplomat - also die Vorgehensweise von Erdogan und den Türken zurzeit benennen?
Alternativvorschlag: Seien wir halt mal ein bisschen großzügiger, was die Wahl der Worte angeht, und fördern wir das freie Reden! Befrachten wir unsere Wortwahl mal lieber nicht schwer mit Moral - lassen wir die Zunge auch mal laufen.
Es stimmt schon, an ihren Worten könnt ihr sie erkennen - aber wenn jetzt mal jemand "Flüchtlingswelle" sagt und Grenzschützer "Grenzschützer" nennt, liegt man ja noch nicht im menschenverachtenden Bereich.
@Leo Brux Wer nach dem lesen des Artikels nicht verstanden hat, warum "Grenzschutz" hier Framing zum Nachteil von Geflüchteten ist, der wird es wohl nicht mehr kapieren.
Nein, wir sollten nicht "die Zunge auch mal laufen lassen" - das hätte die AfD und die ganzen braunen Unmenschen gerne so. Unter dem Deckmantel von "Das wird mal ja wohl noch so sagen dürfen" wird viel zuviel Porzellan zerschlagen. Wer Menschen, die seit Jahren unter unmenschlichen Verhältnissen in überfüllten Lagern leben, mit Worten oder Taten angreift, dem muss man begreifbar machen, was er tut.
@Celtic Kein Mensch ist ein >Unmensch< - wohl aber sind diese >Herrschaften< MenschenFEINDE.
Und so leicht sagt man, was gemeint ist ohne Nebenklänge....
@Leo Brux Es geht doch um die Manipulation des Pöbels und nicht, ob man etwas sagen darf oder nicht.
@80198 (Profil gelöscht) Das weiss der Leo.
Danke
In Sachen Flüchtlinge & Asyl gab es schon immer Framing - von allen Seiten. Fragt sich, wie die korrekte Bezeichnung der Umstände an der Grenze eigentlich ist.
Im Übrigen sind an der Grenze laut anderen Medien "nur 4% Syrer" und damit Flüchtlinge des Syrienkrieges. Auch Framing?
Framing der Katastrophe für Flüchtende. Für die Nicht von Assad und Iran Vertriebenen, für die Sesshaften besteht keine Gefahr, keine Katastrophe.
Selbst in dem Wort Flüchtlingskatastrophe steckt Mehrdeutigkeit.
Eine Abteilungsleiterin bekommt 20 Prozent weniger Gehalt als ihr direkter Kollege im gleichen Betrieb. Jetzt wehrt sie sich vor Gericht.
Framing der Flüchtlingskatastrophe: Was der „Grenzschutz“ schützt
An der türkisch-griechischen Grenze spielen sich dramatische Szenen ab. Medien benutzen Frontex-Vokabular um darüber zu berichten.
Griechische Polizisten hindern Menschen im Hafen von Mytilen am Weitergehen Foto: Costas Baltas/reuters
Politische Begriffe sind in der Regel gut durchdacht – oder wie es heute heißt – sie sind geframed. Es gibt politische Wortbildungen, die sind offensichtlich: Das „Gute Familien Gesetz“ oder die „Respekt-Rente“. Bei beiden handelt es sich um ein Akzeptanz-Framing. Wörter wie „Flüchtlingswelle“ oder „Migrationsansturm“, sollen hingegen Ablehnung auslösen. Auch sie sind relativ schnell als politische Begriffe erkennbar.
Es ist nicht immer einfach solche Framings aufzudecken, denn Frames sind sogenannte Texttiefenstrukturen. Das heißt, sie sind im Gegensatz zu Wörtern nicht an eine einzige Form gebunden, sondern können durch eine Vielzahl an Wörtern und Bildern ausgelöst werden. Das gilt besonders für Wörter, an die wir bereits gewöhnt sind.
Derzeit nutzen deutsche Medien das Wort „Grenzschutz“, um über die Fluchtbewegungen aus Syrien zu schreiben. Zu lesen ist: „EU-Grenzschutz: Frontex schickt Verstärkung an die griechische Grenze“ (Zeit-Online). „Türkei verstärkt Grenzschutz“ (Tagesschau). In diesem Zusammenhang jedoch gehört das Wort „Grenzschutz“ zumindest in Anführungsstriche.
Die in dem Wort „Grenzschutz“ enthaltene Schutzmetapher löst ein Framing aus, das die Kriegsflüchtlinge als „Bedrohung“ darstellt. Die Medien sind sich keiner Schuld bewusst, schließlich sei Frontex die „Europäische Grenzschutzagentur“. Mehr noch, es ist vollkommen unstrittig, dass Grenzen vor bestimmten Bedrohungen zu schützen sind. Das Schutz-Framing versagt jedoch bei Kriegsflüchtlingen. Schutzsuchende Menschen können keine Länder bedrohen.
Schwer rauszukommen
Das Grenzschutz-Framing ist eine unauffälligere Variante des Wortbildes der „Festung Europa“, das seit Jahren von rechts etabliert wird. Aber es ist – im Kontext von Kriegsvertrieben – das gleiche Framing mit der gleichen Wirkung, eben nur in anderer Form.
Ist der Frame aktiv, ist es schwer herauszukommen. Das Bedrohungsszenario findet sich dann in weiteren Wortbildungen wieder, wie die Titelzeile zeigen: „Flüchtlinge: Frontex erwartet Massenmigration nach Griechenland“ (Die Zeit, Die Welt). Nein, es ist keine „Massenmigration“, es sind „viele Kriegsvertriebene“.
Die ganze Falschheit und damit Tragik des Framings zeigt sich in solchen Überschriften: „Grenzschutz soll Syrer erschossen haben“ (Münchner Merkur) und „Griechische Grenzschützer erschießen Flüchtling“ (Focus). Diese Überschriften sind nur sinnvoll, wenn die vertriebenen Menschen eine ernstzunehmende Bedrohung sind. Die undistanzierte mediale Wiedergabe des Frontex-Sprachgebrauchs zeigt: Europa ist in der Tat bedroht.
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Kolumne Die Zeile
Kommentar von
Eric Wallis
Wortgucker
Kommt von Rügen. Als Wortgucker erzürnt er sich im Netz und auf Podien regelmäßig über Sprache und Framing in der Politik und Medien. Er ist promovierter Sprachwissenschaftler und Sprachkritiker für taz2/medien. Hauptberuflich: Kampagnen-Berater und Demokratie-Kommunikator.
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