Interracial Beziehungen: „Gehört ihr zusammen?“

Weiß-Schwarze Paare kriegen oft diese scheinbar unschuldige Frage gestellt. Dabei kann sie ziemlich weh tun. Drei Beispiele.

Zwei Haende aneinander, Eine maennliche Hand hat schwarze Haut, eine weibliche Hand hat weiße Haut

Für viele ist undenkbar, dass weiß-schwarze Konstellationen möglich sind Foto: Désirée Fawn/Unsplash

„Gehört ihr zusammen?“ Einer meiner meist gehörten Sätze. Als Schwarze Frau, die im deutschen Dating-Life unterwegs ist, ist das eine Standardfrage. Jedes Mal, wenn ich mit einem weißen Mann unterwegs bin, höre ich sie. Jetzt denkt ihr bestimmt: Was ist schon dabei? Die Frage klingt zunächst unschuldig. Klar. Aber bitte stellt euch folgende Situationen vor:

1) Nach ein paar Wochen Dating gehen wir als Paar zusammen zur Bäckerei. Es sollen nach dem Partyabend Brötchen oder meinetwegen Croissants geholt werden. Das weiße Paar vor uns wird selbstverständlich als Paar verstanden und zusammen „dran genommen“. „Was kann ich euch Gutes tun?“, flötet die Servicekraft den beiden zu. Als mein Swirl-Partner du jour und ich dran sind, fragt die Bedienung: „Wer bekommt zuerst?“ Einer stammelt: „Ehm, wir sind zusammen. Also nicht so. Ich meine, wir bekommen zusammen. Zwei Nuss-Nougat-Croissants und ein Käsebrötchen.“

2) Wir sind schon drei Jahre zusammen. Wir lieben uns, sind unsere gegenseitigen Notfallkontakte, wir kennen unsere Geburtstage und die unserer direkten Familienmitglieder auswendig, wir haben mindestens vier Mal unsere Inkognito-Browser-Verläufe gesehen und schätzen uns trotzdem. Dazu haben wir eine gemeinsame Einkaufsapp, auf die abwechselnd Zucchini, Wein und Eier geschrieben werden, bis wir sterben. Trotzdem werden wir nicht als Paar verstanden, wenn wir zusammen bei Kaufland an der Kasse stehen. Es wird noch gefragt, ob das noch dazu „jehört“.

3) In der Schule: erste Liebe. Florian und du haltet Händchen. Es hat sich ergeben. Entweder, weil ihr euch eh immer schon so angeschaut habt. Oder weil ein Spiel euch dazu gebracht hat. Aus welchen Gründen auch immer. Auf dem Scheunenfest habt ihr euch geküsst. Alles fühlt sich richtig an. Als ihr aber zusammen Getränke holen wollt, paart euch der Kellner mit jeweils anderen Menschen, weil es unvorstellbar ist, dass Lacrosse-Looking-Ass-Florian und Lupita-Bevor-Irgendjemand-in-Karlsruhe-Lupita-kannte-Anna zusammen sein könnten.

„SÜSSE KINDER OMG“

Warum in aller Welt sollte das weh tun? Dahinter steckt, dass es für viele undenkbar ist, dass diese weiß-schwarze Konstellation möglich ist. Viele sagen jetzt: Okay, aber das erfahren doch sicher auch Paare, die auf einer anderen Ebene Gegensätze bilden. Nicht nur schwarz/weiß, sondern etwa auch groß/klein.

Das Ding ist, dass bis heute sogenannte „Interracial Paare“ einen prominenten Platz bei Youporn haben. Und der Mainstream hat sich darauf geeinigt, dass diese Paare „unfassbar SÜSSE KINDER OMG“ haben werden, aber im „normalen“ Leben finden diese Paare nicht wirklich statt. Nur, wenn sie in den altbekannten Formen auftauchen: Der Jürgen mit einer Thai-Frau, die Provinz-Gabi mit einem 90-Days-Fiancé-fresh-off-the-Boat-Nigerianer und die junge A.N.N.A mit einem Fortune-500-Sugar-Daddy.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Journalistin, Speakerin und freie Kreative. Kolumne: "Bei aller Liebe". Foto: Pako Quijada

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.