piwik no script img

Berliner Projekt für LangzeitarbeitsloseEs hätte ihre Chance sein können

Es klang wie der Hauptgewinn: Eine Weiterbildung mit Jobgarantie. Zehn Monate später ist von den Hoffnungen der Teilnehmer kaum etwas übrig.

Endlich weg vom Jobcenter: Das war das Versprechen Foto: imago

„Eine kurze Rast vor der Altersarmut, davon habe ich geträumt.“ Michael Marx ist 62, Akademiker, Musiker, für den die Selbstständigkeit schon lange nicht mehr zum Leben reicht. Seit Jahren bekommt er als Aufstocker Hartz IV. Er ist der älteste in dem Kurs, der aus Menschen besteht, die fast alle schon lange in den Akten der Jobcenter geführt werden, der Einzige, der seinen vollen Namen nennen will. Sie sind TeilnehmerInnen einer Weiterbildungsmaßnahme für die öffentliche Verwaltung. Marx ist das Sprachrohr der rund 20-köpfigen Gruppe. Es sind Alleinerziehende dabei, Menschen mit Migrationsgeschichte, alle mit Ausbildung und Berufserfahrung, viele über 50. Das Projekt Neos des Personaldienstleisters Alinea war ihre große Hoffnung nach vielen Enttäuschungen.

„Werde ein Teil von Neos“ – heißt es auf einem Infoblättchen des vor einem Jahr gegründeten Personaldienstleisters verheißungsvoll. In dem Modellprojekt sollen demnach vor allem Langzeitarbeitslose für die öffentliche Verwaltung qualifiziert werden. Und zwar nicht in der landeseigenen Verwaltungsakademie wie sonst üblich, sondern bei privatwirtschaftlichen Anbietern. Das Besondere für die TeilnehmerInnen: Alinea wirbt mit einer festen Garantie für eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Anschluss an die Weiterbildung.

Mehrere hundert Menschen haben die Maßnahme bislang begonnen, finanziert von den Jobcentern. Doch die Euphorie vieler TeilnehmerInnen ist verflogen. Die Gruppe um Michael Marx erhebt schwere Vorwürfe: Keine einzige Einstellung oder Vermittlung durch Alinea habe es bisher gegeben, die ganze Weiterbildung sei wertlos für eine Zukunft in der öffentlichen Verwaltung, Millionen Steuermittel würden verschwendet. In einem Schreiben hat sich die Gruppe an Arbeitsagentur und Jobcenter gewendet. Und an die taz.

Die TeilnehmerInnen

Die Einstellungsgarantie sei ihr Hauptgrund für den Beginn der Maßnahme gewesen, erzählen alle TeilnehmerInnen, mit denen die taz gesprochen hat. Beate* zum Beispiel, 54, kaufmännische Angestellte, „schon lange arbeitslos“: Anfang Dezember wurde ihr das Neos-Projekt vom Jobcenter vorgeschlagen, die Einladung zu einer Informationsveranstaltung in den Räumen des Jobcenters Friedrichshain-Kreuzberg liegt der taz vor. „Das Neos-Modellprojekt ist ein Qualifizierungs -und Arbeitsintegrationsmodell für den öffentlichen Verwaltungsbereich und bereitet Sie auf die Arbeit in der öffentlichen Verwaltung vor“, heißt es darin vertrauenerweckend. Nach einem viertelstündigen Vorstellungsgespräch bekam Beate noch am gleichen Tag die Zusage für das Projekt.

Heike, 57, freiberufliche Porzellanmalerin: Einmal noch wollte sie so viel Geld verdienen, dass sie vom Jobcenter in Ruhe gelassen wird und ihre Krankenkasse selbst bezahlen kann. Als sie im Januar die Zusage für die Weiterbildung bekam, hatte sie schon die Erfahrung demütigender und unnützer Maßnahmen gemacht, die sie aus Angst vor Sanktionen des Jobcenters trotzdem bis zum Ende durchhielt. Da ist Olga, 42, studierte Lehrerin, vor 18 Jahren eingereist aus einem Nicht-EU-Land. Sie kämpfte lange darum, dass ihre Ausbildung in Deutschland anerkannt wird. Erfolglos, für sie gab es immer nur Aushilfstätigkeiten. Im September läuft ihr Visum ab, wenn sie dann keinen Job hat, droht die Ausweisung. Auch für sie kam mit Neos die Riesenchance. Gern würde Olga in der Ausländerbehörde arbeiten, als Mensch mit Migrationserfahrung.

Thomas, 56, Handwerker, ist leitender Angestellter gewesen, einer der wenigen, die noch Arbeitslosengeld I bekommen, er ist noch nicht lange arbeitslos. Wegen psychischer Probleme kann er nicht mehr Vollzeit arbeiten, hatte gehofft auf den öffentlichen Dienst, in dem auch auf besondere Lebenssituationen Rücksicht genommen werden kann. „Ich bring doch was mit, bin flexibel, ich mache auch den Spätdienst, den die Kollegen vielleicht nicht machen wollen.“ Oder Bernd, 58, Akademiker, bei einer Jobmesse im Januar ist er auf das Projekt aufmerksam worden, „Ich kann in meinem Alter doch nicht noch einmal komplett neu anfangen“.

Das Projekt war die große Hoffnung nach vielen Enttäuschungen

Neos, das hieß eine zeitlich überschaubare Weiterbildung für eine qualifizierte Beschäftigung im Anschluss. Das war auch die Hoffnung von Michael Marx, der mit seinen 62 Jahren die letzte Chance auf eine reguläre Beschäftigung sah.

Bei erfolgreicher Absolvierung der Qualifizierungsmaßnahme wird ihm in der Einstellungszusage eine „sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei der alinea Personaldienstleistungen GmbH“ zugesichert, „mit dem Ziel, Sie als Mitarbeiter an die öffentliche Verwaltung des Landes Berlin zu überlassen“. Ein Arbeitsvertrag werde mit Nachweis des erfolgreichen Bestehens der Maßnahme geschlossen und solle einen zügigen Übergang in die berufliche Tätigkeit gewährleisten. „Ich brauchte ein paar Wochen, um das fassen zu können“, sagt Marx und startete wie all die anderen voller Hoffnung in die Maßnahme.

Das Projekt

In einem dieser gesichtslosen Gebäude in Mitte nahe des Spittelmarkts hat die Alinea Personaldienstleistungen GmbH ihr Büro. Geschäftsführer Timur Baslik, Endzwanziger im blaugestreiften Hemd und Stoffhose, steht zum vereinbarten Termin vor der Tür, um den Weg zu weisen. Ein Schild an der Fassade hat Alinea nicht. Baslik ist Wirtschaftsingenieur, vor zwei Jahren hat er sein Studium an der TU abgeschlossen und wollte immer schon Unternehmensgründer sein. Im Mai 2018 hätten er und sein Kompagnon Harun Rashid, 34 Jahre alt, die Idee zu Neos gehabt, erzählt Baslik. Ausgangspunkt war der eklatante Personalmangel in der öffentlichen Verwaltung, seit Jahren spürbar für jeden, der einen Pass oder eine Geburtsurkunde beantragen will. Schon lange wird darüber diskutiert, wie QuereinsteigerInnen der Zugang erleichtert werden kann. Baslik und Rashid, der eigentlich Gesundheitsmanagement studiert hat, hatten sich dafür ein zweistufiges Geschäftsmodell überlegt.

Zunächst wollten sie Menschen mit kaufmännischer oder vergleichbarer Ausbildung und Berufserfahrung in einer mindestens sechsmonatigen Weiterbildung für die Tätigkeit in der öffentlichen Verwaltung qualifizieren. Dafür kooperiert Alinea mit vier in Berlin ansässigen Anbietern von Weiterbildungen. Zielgruppe sind vor allem Langzeitarbeitslose, denn dann werden die Kosten der Weiterbildung über sogenannte Bildungsgutscheine von den Jobcentern übernommen. Zwischen 5.500 und 6.000 Euro zahlen die Jobcenter nach eigenen Angaben pro Teilnehmer an die Weiterbildungs-Anbieter. Seit Start des Programms im September 2018 sind so rund 1,3 Millionen Euro öffentlicher Mittel an die privatwirtschaftlichen Weiterbildungs-Anbieter geflossen.

Einer der Bildungspartner ist die Gesellschaft für Personalentwicklung und Bildung (GPB), bei der die meisten Neos-Kurse stattfinden und in deren Räumen Alinea ihr Büro hat. Ob und in welcher Höhe Alinea, die die Weiterbildung mit der Einstellungsgarantie beworben hat, Vermittlungsprovisionen von diesen Bildungspartnern erhalten hat, darüber will weder der Alinea-Geschäftsführer noch die GPB Auskunft geben: „Über den Inhalt der Vereinbarungen mit den Bildungspartnern wurde Vertraulichkeit vereinbart.“

Nach erfolgreichem Abschluss der mindestens sechsmonatigen Weiterbildung wollte Alinea die Teilnehmer als Leiharbeiter einstellen und an kooperierende Behörden überlassen. Stellt sich der Leiharbeiter als geeignet heraus, könnte eine unbefristete Anstellung im öffentlichen Dienst folgen. „Somit ist Neos ein Gewinn für die Teilnehmer, für die öffentliche Verwaltung und letztendlich für alle Bürgerinnen und Bürger Berlins“ – Win-win-win nennt Baslik das. Soweit die Idee, die bundesweit einmalig sei. 170 TeilnehmerInnen hätten sie bislang eine feste Einstellungszusage gegeben, so Baslik.

Die Enttäuschung

Doch kurz bevor die ersten Kurse Mitte März enden, ist klar: Es klappt nicht mit der Vermittlung in die öffentliche Verwaltung. Von den 48 TeilnehmerInnen, die die Weiterbildung bereits beendet haben, konnte kein einziger von Alinea eingestellt und dann an Behörden entliehen werden, räumt Alinea-Geschäftsführer Timur Baslik ein. „Entgegen unseren Erwartungen haben wir noch keine Vereinbarungen mit der öffentlichen Verwaltung im Land Berlin erzielen können.“ Seit Ende Februar habe man deshalb auch keine Einstellungszusagen mehr gegeben und die Teilnehmer und Jobcenter informiert, „dass sich die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Verwaltung verzögern könnte“.

Seitdem wächst die Verunsicherung, auch der Frust: Die TeilnehmerInnen um Marx haben sich beschwert. Erst bei Alinea und dem Träger der Weiterbildung. „Wie kann man denn eine Einstellungszusage geben, wenn es gar keine Kooperationen gab?“, fragen sie, und wer denn die öffentlichen Stellen seien, mit denen Alinea vorgibt, erfolgversprechende Gespräche zu führen.

„Wir mussten irgendwo anfangen“, sagt dazu Geschäftsführer Baslik gegenüber der taz. Man habe sich dann für den Start der Weiterbildungen entschieden – auch ohne feste Zusagen durch die Personalserviceeinheiten bei den Bezirken. Sie hätten nicht gedacht, dass die Gespräche so langwierig würden, kein Risiko gesehen. Mit etwa der Hälfte der Bezirke sei man aktuell in Gesprächen, genauer wolle man nicht werden, das gefährde die Verhandlungen. Bisher habe es immer Interesse und noch keine einzige Absage gegeben.

Auf eine Nachfrage der taz bei den 12 Bezirken meldeten sich acht der für Personal zuständigen Stellen zurück. Davon bestätigten fünf, dass ihnen das Projekt bekannt sei, aber nur eine, dass es aktuell Kooperationsgespräche gebe. Mehrere Bezirke verwiesen auf ihre eigenen QuereinsteigerInnenprogramme und darauf, dass nur auf der Grundlage individueller Bewerbungen eingestellt werde.

Auch bei den Jobcentern und der Arbeitsagentur haben die TeilnehmerInnen Alarm geschlagen. Man gehe dem nach, hieß es von dort auf Anfrage. Ansonsten weisen die Jobcenter, die das Projekt zum Teil aktiv in ihren Räumlichkeiten beworben hatten, die Verantwortung von sich. Man finanziere nie eine spezielle Maßnahme, sondern stelle nur Gutscheine für ein Bildungsziel aus. Der Jobcenter-Kunde entscheide dann selber, bei welchem Anbieter er diesen einlöse. Die Weiterbildungen seien allesamt extern zertifiziert. Vor dem Hintergrund des Personalmangels würden die Jobcenter auch weiterhin Bildungsgutscheine zur Qualifizierung für eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst ausstellen, so deren Sprecherin. Also für Neos. Jeder Langzeitarbeitslose, der eine Maßnahme durchläuft, fällt für diese Zeit auch aus der Statistik.

Es rumort in der Gruppe um Marx: Ist Neos am Ende nur eine Masche? „Für uns Hartzer ändert sich mal wieder nichts, solange an uns gutes Geld verdient wird“, befürchtet Marx.

Die Perspektiven

Dass weder er noch Rashid Expertise in Sachen öffentliche Verwaltung haben, räumt Alinea-Geschäftsführer Baslik ein. Auch, dass er mit dem Wissen von heute keine Einstellungszusagen mehr geben würde. „Ich sage nicht, dass wir keine Fehler gemacht haben, aber wir haben nach besten Intentionen gehandelt“, so Baslik. Er glaube auch weiterhin daran, dass Neos funktionieren könne. „Wenn die Bezirke etwas Neues wagen und ihrer Verantwortung für den Personalmangel gerecht werden.“ Wenn aber ihre Gesprächspartner endgültig absagen, dann sei auch das Projekt Neos zuende. „Wir machen nur Gewinne, wenn wir auch Arbeitnehmer entleihen“, so Baslik.

Auf die Frage, ob diese Idee von Alinea, die Entleihung qualifizierter ArbeitnehmerInnen in die öffentliche Verwaltung, überhaupt funktionieren kann, gibt es keine einfache Antwort. Personalexperten aus der Verwaltung sprechen von grundsätzlichen Vorbehalten gegenüber Leiharbeit. Zwar gab es auf Landes- und Bezirksebene immer wieder Zusammenarbeiten mit Leiharbeitsfirmen, etwa als beim damaligen Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) nach dem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen Land unter war. Tatsächlich ist im Koalitionsvertrag aber als Ziel festgehalten, Zeitarbeit in der öffentlichen Verwaltung im Sinne der „guten Arbeit“ abzubauen. Nur wenige Absätze später steht aber auch, dass man zur Erleichterung des Quereinstiegs die Voraussetzungen für einen temporären Einsatz Externer in der Verwaltung schaffen werde.

Dass eine externe Weiterbildung die Chancen der Quereinsteiger erhöhe, sei denkbar, „wenn die Inhalte und die Qualität vergleichbar ist zu dem, was an der Verwaltungsakademie Berlin gelehrt wird“, sagt Christine Müller, stellvertretende Leiterin der Akademie, gegenüber der taz. Sie äußert aber Zweifel daran, dass dies mit Dozenten, die nicht selbst in der Verwaltung arbeiten, möglich sei. Dass es aktuell eine Abstimmung der Inhalte der Neos-Weiterbildungen mit der Verwaltungsakademie gebe, wie Baslik im Gespräch mit der taz anführt, konnte Müller nicht abschließend bestätigen. Es ist Sommerpause und die zuständigen Kollegen sind im Urlaub.

Tatsächlich haben von den 48 Neos-TeilnehmerInnen, die die Weiterbildung bereits abgeschlossen haben, immerhin die Hälfte auch ohne das Zutun von Alinea einen Job gefunden. Zum Teil auch in der öffentlichen Verwaltung, wie die Jobcenter bestätigen. Für die Übrigen heißt es wohl: Zurück in die Mühle der Jobcenter.

Bei einem für August angesetzten weiteren Durchgang der Weiterbildung ist noch nicht klar, ob er zustande kommt. Seit sie keine Einstellungszusagen mehr geben, so Baslik, seien die Bewerbungen für das Projekt Neos zurückgegangen. Diejenigen, die eine Zusage haben, könnten natürlich auf einer Einstellung bei Alinea bestehen, so Baslik. „Aber wem nützt das, wenn wir die Menschen gar nicht beschäftigen können?“

In der Gruppe um Michael Marx schwankt man indes zwischen Frust und dem Rest einer einst riesigen Motivation. Die meisten sind Ende August fertig, bei einigen läuft die Weiterbildung noch bis Januar. „Ich weiß, es bringt nichts, aber ich mache trotzdem weiter“, sagt Olga, der die Ausweisung droht. Heike, die Porzellanmalerin, fürchtet: „Ist das nicht Lebenszeitverschwendung, gerade für uns, die schon älter sind?“ Auch Bernd, der Akademiker, schiebt „den Frust, den wir alle haben“. Aber er hat „noch ein bisschen Resthoffnung, dass wir vielleicht etwas anschieben können“. Die Jobs seien doch da und sie hätten alle so viel zu bieten.

* Aus Angst vor Sanktionen des Jobcenters haben die TeilnehmerInnen um Anonymisierung gebeten

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • Da habe ich jetzt neun Berufe gelernt, bzw. mich darauf fortgebildet und schreibe eine Berwerbung nach der Anderen und habe sogar Vorstellungsgespräche.

    Doch spätestens hier heißt es dann immer "Fehl- oder Überqualifiziert" oder gar ich hätte gar keine Berufserfahrungen. Klar, 35 Jahre sind ja auch keine Berufserfahrungen. Die fangen bei den Personalern wohl erst bei 50 Jahren an von Erfahrungen zu reden.

    Dann versuchte ich es als Freiberufler. Doch wie heißt es so schön?



    "Ohne Moos nichts los"



    Also kleckert es so vor sich hin.

    Und dann kam meine Jobcenter Mitarbeiterin an und erzählte total begeistert von diesem NEOS-Projekt von Alinea.

    So suchte ich mir einen Bildungsträger der diese Maßnahme unterstützt, ging dort zum Gespräch hin und wurde an Alinea weiter verwiesen, die würden letzten Endes darüber entscheiden, wer mitmachen darf und wer nicht.

    Dieses "Gespräch" fand in einem angemieteten Schulungsraum bei einem Bildungsträger in Mitte statt.

    Ein mit Bundstiften beschriebener Zettel klebte an der Tür. Dahinter saß ein recht junger Mann. Schien so, als würde er gerade von der Uni kommen.

    Dieses Gespräch dauerte geade einmal 5 Minuten. Er fragte mich über meine Qualifikationen aus und erzählte Lustig von "Exklusive-Verträgen" mit dem Senat und den Bezirksämter. Und davon dass ich, wenn ich die Prfüung im Anschluß an diese Fortbildung bestehe, eine Jobgarantie habe. Mit anderen Worten, ich würde da sofort einen Job bekommen.

    Und es war in erster Linie nicht von überlassung die Rede, sondern von Vermittlung.

    Auf Nachfragen wurde dann ausgewichen. Man könne mich ja nur vermitteln oder überlassen, wenn es überhaupt eine freie Stelle geben würde.

    Also doch keine Jobgarantie fragte ich?



    Nein!



    Zur Verabschiedung dann doch wieder - "Jobgarantie"!

    Für wehn bloß?

    Jetzt, nach 3 von 6 Monaten, habe ich noch nichts zielführendes für die öffentliche Verwaltung gelernt. Noch nicht. Die 6 Moante sind ja noch nicht um! ;-)

  • Hallo,

    Mir wurde im Rahmen eines Job-Coachings genau dieses NEOS-Projekt sehr empfohlen. Auch ich war an einer Teilnahme sehr interessiert, hatte aber noch ein paar Fragen.

    Diese schickte ich per E-Mail an ALINEA und bekam keine Antwort.

    Nach einer Woche schickte ich die E-Mail erneut. Wieder keine Antwort.

    Dann, eine Woche später erhielt ich eine Antwort, die auf meine Fragen überhaupt nicht einging und mich einfach dazu aufforderte komplette Bewerbungsunterlagen zu dieser Maßnahme einzureichen. Erst danach, würde man Fragen beantworten.

    Zwischenzeitlich hatte ich mir noch die Web-Seite von ALINEA angesehen.

    Insgesamt kam ich zu der Einschätzung, dass das Kommunikationsverhalten unterirdisch war, die Web-Seite uninformativ und die Firma irgendwie unseriös erschien. (Nur mein persönlicher Eindruck.)

    Das äußerte ich auch gegenüber dem Bildungsträger, in dessen Räumen das Coaching stattfand. Daraufhin wurde ich zu einem Gespräch geladen, mit dem MA, der für die Rekrutierung für dieses NEOS-Projekt zuständig war.

    Er meinte, dass er die Web-Seite von ALINA sehr informativ findet und das das gezeigte Komunikationsverhalten untypisch und ein Einzelfall sei. Außerdem habe man schon mehrere zufriedene Langzeitarbeitslose in dieses Projekt vermittelt.

    Die von mir an ALINEA gestellten Fragen, konnte er mir auch nicht beantworten. Darum ging es u.a. um das Curriculum, das Abschlusszertifikat und dessen Wertigkeit, die kooperierenden Verwaltungen, die tarifliche Einstufung bei Einstellung/ Übernahme im öffentl. Dienst u.a.m..

    Ich habe dann für mich entschieden, dass es sich irgendwie um eine "Gurkentruppe" handelt, die mal schnell mit einer Maßnahme Geld verdienen will und eine Teilnahme am Projekt NEOS abgelehnt.

    Auch im Jobcenter Marzahn-Hellerdorf war dieses NEOS-Projekt bekannt und wurde gern empfohlen. Die Entscheidung liegt natürlich beim Arbeitslosen selbst. Er bekommt nur einen neutralen Weiterbildungsgutschein. Schon klar ...

    Freundliche Grüße



    P.B.

  • taz: „Es klang wie der Hauptgewinn: Eine Weiterbildung mit Jobgarantie. Zehn Monate später ist von den Hoffnungen der Teilnehmer kaum etwas übrig.“

    Jobcenter schicken Arbeitslose gerne in solche 'Sinnlosmaßnahmen', weil man dann auf einen Schlag Tausende von Arbeitslosen aus der Arbeitslosenstatistik verschwinden lassen kann. Am Monatsanfang kann die Bundesagentur für Arbeit (BA) dann die geschönte Arbeitslosenstatistik dem naiven Bürger präsentieren und die 3 BA-Vorstände bekommen dafür dann auch noch jeweils ein Jahresgehalt von 300.000 Euro.

    Vielleicht sollte man die Jobcenter endlich abschaffen, denn Jobcenter verwalten ohnehin nur noch die steigende Arbeitslosigkeit und die Armut in Deutschland, und zwingen Arbeitslose mit § 10 SGB II in Hilfsarbeiterjobs oder in sogenannte Weiterbildungsinstitute. Was wäre das für eine Einsparung, wenn man die BA und ihre Jobcenter mit ca. 100.000 Mitarbeitern verschlanken oder ganz abschaffen würde, denn die BA, die einen unglaublichen Bürokratismus ohne Sinn und Verstand betreibt, kostet dem Steuerzahler jährlich einige Milliarden Euro an Gehältern und an Kosten für die 408 Jobcenter.

    In dieser hochtechnisierten Welt - die von Halbleiterphysik und Regelungstechnik beherrscht wird und demnächst auch noch von Robotik und künstliche Intelligenz - wird es in naher Zukunft ohnehin kaum noch Jobs geben. Dass Industrie 4.0 momentan das Verschwinden ganzer Berufssparten ermöglicht und das es in dieser hochtechnisierten Welt voller Maschinen, Computer und Automaten kaum noch echte Jobs für den Homo sapiens gibt, das spricht aber kein Politiker an.

    Weiß jemand warum Jobcenter "Jobcenter" heißen? - Weil 100.000 BA- und JC-Angestellte einen Job haben.

    Spätestens bei dem Satz der taz - „*Aus Angst vor Sanktionen des Jobcenters haben die TeilnehmerInnen um Anonymisierung gebeten“ - sollte auch dem naivsten Bürger klar geworden sein, um was für eine "Behörde" es sich bei der BA/Jobcenter in Wahrheit handelt.

  • "„Für uns Hartzer ändert sich mal wieder nichts, solange an uns gutes Geld verdient wird, …“"



    So isses. Andere stopfen sich mit dem Leid und der Arbetislosigkeit der Menschen auf deren Rücken die Taschen voll.



    Gebt den Menschen das Geld direkt, die holen sich dafür einen Personal-Trainer – und läuft.



    Aber es sollen ja Spezln davon profitieren, nicht die betroffenen Menschen.



    Wo kommen wir denn hin, wenn die Not abgeschafft würde?!



    Dann müssten ja Herren wie Herr Baslik eine Qualifikation vorweisen, ein Konzept erstellen und unterfüttern und belegen können – und das Aller-Ober-Schlimmste – am Ende noch für die 1,3 Mios selbst arbeiten müssen.



    Also bitte! Wo simmer denn… soweit kommt's noch!



    😡 😡 😡 😡 😡 .



    Das betroffene Jobcenter sollte sofort geschlossen, und die verursachenden "Beamt*innen" an das nächstgelegene Jobcenter als Bezieher überstellt werden.



    Wie doof darf ein|e Angestellte|r im öffentlichen Dienst eigentlich sein??!!



    Im echten Leben bist du nach so einem Fauxpas aber so was von "weg vom Fenster"!



    😡 😡 😡 😡 😡 .



    Spur des STEUER-Geldes: Jobcenter-Angestellte, deren Altersversorgung, Mieten für Räume, AlG2 für die Bezieher, Kurs-Kosten, Schaden wegen Nichterfüllung, Folgeschäden wegen Depressionen, anderen Krankheiten. Alles aus Steuermitteln und Beitragszahlungen. Und die fallen ja bekanntermaßen vom Himmel



    Erbärmlich.

    • @Frau Kirschgrün:

      Das mit dem "Abarbeiten müssen" finde ich eine tolle Idee! Stell Dir nur mal vor, Du zahlst Deine Steuern nicht! Dann aber funktionieren Strafen! Letztlich müssen wir ja alle für den Schaden aufkommen obwohl man ja das Geld woanders hätte besser investieren können. Personal-Trainer z.B. oder Schulen ....

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Na, ist doch gar nicht so schlecht gelaufen . 2 Jungs ohne Berufserfahrung



    haben eine Superidee. Man nennt das in der Gründerszene. Start-UP. Die Idee ist genial: Gründerkapital vom Staat( Man hat ja auch Unkosten) und wenn es gut läuft, weitere Staatsknete. Das eingesetzte Kapital nennt man Risikokapital , und das ist jetzt eben weg, Das geniale an dem Geschäftsmodell ist, dass das Geld nicht in irgendwelchen Steueroasen gelandet ist sondern bei Berufsbildungseinrichtungen, die damit ihre Mitarbeiter bezahlen; und bei den beiden Gründern die das ja nicht für lau machen. Jetzt geht die Firma den Bach runter, aber die Gründerszene in Berlin hat bestimmt schon wieder eine Geschäftsidee. Ich erinnere mich dunkel, dass vor Jahren schon mal ein Sozialunternehmen den Bach runter gegangen ist. Der damalige Unternehmer hatte einen Maserati und ein Schulungszentrum an irgendeinem See im Berliner Umland Es wird sich schon für die beiden Gründer gelohnt haben.

    Mein Vorschlag wäre ein anderer: Die Teilnehmer kommen in einen Beschäftigungspool des Senats. Die dort gelisteten bekommen ein Grundgehalt(Eingangsstufe mittlerer Dienst)Die Kosten trägt zu 80% das Jobcenter. Olga unterrichtet an der Volkshochschule Deutsch für Ausländer, der Akademiker gibt Musikunterricht als Springer an den Schulen, die Porzellanmalerin gibt Kurse an der Volkshochschule und in den Seniorenheimen und der Handwerker repariert die Schulklos und gibt ebenfalls Do it your self- Kurse. Die beiden Gründer können weiter Gründen und überlegen wie sie wieder an Staatsknete kommen können.

  • Dass in manchen Jobcentern die organisierte Verantwortungslosigkeit herrscht, ist mir schon aufgefallen. Dass aber in diesem Fall so überhaupt gar nicht geprüft wird, was aus dem Geld der Steuerzahlern wird, ist dann doch ein echt starkes Stück, finde ich.



    ############################

    Die Jobcenter haben viel zu tun.



    -prüfen dass niemand in einer zu großen Wohnung wohnt



    -prüfen, dass ja keiner mehr hinzu verdient als er darf



    - dass die Residenzpflicht eingehalten wird



    - Termine pünktlich eingehaklten werden



    usw. usf.

    Da bleibt für solche Dinge natürlich keine Zeit.



    usw.usf.

    • @Duckunwech:

      Das sehe ich ähnlich.



      Leider kann das Jobcenter aber nicht direkt dafür. Man kann ihnen lediglich vorwerfen, die Sache nicht richtig geprüft zu haben und voreilig, um die Statistik zu verbessern, Weiterbildungsgutscheine ausgestellt zuhaben.



      Nun haben aber die betroffenen gar nichts davon, das Kind ist nun in den Brunnen gefallen, aber: WER KOMMT JETZT FÜR DEN SCHADEN AUF?

      • @Auch betroffen:

        Der Steuerzahler - wer sonst?

        Das ist ja der Grund, warum das System läuft wie geschmiert. Geld kommt immer wieder nach und bereits ausgegebenes Geld interessiert niemanden mehr.

        Selbst wenn die Teilnehmer an dieser Maßnahme die BA in Nürnberg informieren und (was Sie unbedingt tun sollten) parallel dazu den Landes-/ Bundesrechnungshof...

        Theoretisch kann das Geld vom Maßnahmeträger zurückgefordert werden. In der Praxis wird man wohl lediglich das einzelne, konkrete Projekt beenden und das war es.

        Der Maßnahmeträger kann sich dann künftig weiter an Ausschreibungen beteiligen und sich neue Projekte ausdenken.

        So läuft die Hartz-4-Industrie und das erfolgreich mit Millionen Umsätzen.

        Freundliche Grüße



        P.B.

  • Zitat: "Die Jobs seien doch da und sie hätten alle so viel zu bieten."

    Als ginge es um "die Sache" oder gar um "den Menschen" im kapitalistischen "System"! Es geht um den Profit, Leute. Darum, nach Möglichkeit sämtliche Gewinne zu privatisieren und alle Risiken/Kosten zu vergesellschaften oder anderweitig auf andere zu übertragen. Wer das am besten kann, der setzt sich durch "am Markt".

    Grade eben hat mein Radio mich z.B. darüber informiert, dass die Bertelsmann-Stiftung mal wieder eine Lanze für das neoliberale Konzept bricht. Obwohl seit mindestens zwei Jahrzehnten kar ist, dass sowohl die Patienten als auch die Versicherten drauf zahlen dabei, rät der von der Stiftung bezahlte Gutachter angeblich, die letzten verbliebenen kleinen Kliniken auch noch zu schließen und mit dem freiwerdenden Geld die großen zu fördern. Die aber sollen von der Knete neue Technik anschaffen, nicht neues Personal.

    Nein, es wird nicht systemisch gedacht in der kapitalistisch finanzierten Wirtschaft. Es geht nicht darum, möglichst weit voraus oder möglichst komplex zu denken. Es geht nicht mal darum, Ideen bis zuende zu denken. Es geht darum, schneller reich zu werden als die Konkurrenz und sich möglichst bald endgültig zur Ruhe setzen zu können.

    Aber was wäre, wenn das mit den Kliniken so weiter geht? Dann gibt es in 20 Jahren vielleicht nur noch in München, Hamburg, Stuttgart und Berlin jeweils eine gigantische Zentralklinik, in der Roboter Fließbandarbeit verrichten am Patienten. Und wer nicht gut genug versichert ist oder es nicht rechtzeitig in die Klinik schafft, der kann nicht mal mit einer Fließbandbehandlung rechnen. Der hat halt einfach Pech gehabt. Survival of the fatest, sozusagen, der Traum aller Turbo-Kapitalisten.

    Dass in manchen Jobcentern die organisierte Verantwortungslosigkeit herrscht, ist mir schon aufgefallen. Dass aber in diesem Fall so überhaupt gar nicht geprüft wird, was aus dem Geld der Steuerzahlern wird, ist dann doch ein echt starkes Stück, finde ich.