Jugendprotest im Bundestag: Angekettet for future
Am Montag demonstrierten junge AktivistInnen im Bundestag für mehr Repräsentation und Mitsprachrecht von Kindern und Jugendlichen.
Als die länglichen Banner runterrollen, drückt der Franzose auf den Auslöser. „Fridays for Future“, und „Jugendrat mit Zukunftsveto“ steht mit schwarzer Farbe drauf. Einen Augenblick später beginnt der Sprechchor: „Wir sind hier, wird sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“
Die AktivistInnen, zwischen 17 und 22 Jahren alt, haben sich im Bundestag angekettet, um politisches Mitspracherecht und mehr Repräsentation für die Jüngsten in der Gesellschaft zu fordern. Sie wollen einen Jugendrat, der die Bundespolitik berät und ein Kinderwahlrecht, nach dem Kinder wählen dürfen, sobald sie sich zur Wahl anmelden. Schließlich seien sie es, die später durch die Entscheidungen von heute betroffen seien. „Wir wollen nicht mehr gezwungen sein, den Erwachsenen in dieser Gerontokratie vertrauen zu müssen“, ruft die Sprecherin Tracy Osei-Tutu den touristischen BesucherInnen der Reichstagskuppel zu.
Nicht alle Minderjährigen wollen verfrühtes Wahlrecht
Den AktivistInnen bleibt überraschend viel Zeit, bis die ersten Sicherheitskräfte eintreffen. Nach etwa einer Stunde, werden die SchülerInnen und StudentInnen nach und nach von der Polizei abgekettet und weggeführt. Im Gewahrsam werden sie erfahren, dass ihnen eine Anzeige unter anderem wegen Hausfriedensbruch droht.
Das Publikum in der Bundestagskuppel reagiert verhalten auf die Aktion. Viele internationale TouristInnen verstehen die Parolen nicht. In den SchülerInnengruppen herrscht sogar Skepsis. Eine Zehntklässlerin aus dem Saarland fände eine Herabsetzung des Mindestalters bei Wahlen nur bei früherer politischer Bildung sinnvoll. Sie weist auf Jugendwahlen hin, aus denen mitunter „komische Ergebnisse“ hervorgehen. Ihr Mitschüler zweifelt ebenfalls. Die meisten Kinder und Jugendlichen wären „noch nicht zu politischen Einschätzungen fähig“.
Erstaunlich reflektiert für Jugendliche, die eigentlich noch zu jung für politische Urteile sein wollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja