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Parteigespräche zwischen Rot-Rot-GrünIn weiter Ferne, so nah

Macht der Abgang von Sahra Wagenknecht eine Mitte-Links-Regierung wahrscheinlicher?

Sahra Wagenknecht geht. Das macht manchen Hoffnung auf neue Bündnisse Foto: dpa

Der Rückzug von Sahra Wagenknecht belebt in Berlin die Debatte über rot-rot-grüne Bündnisse. Teile von SPD und Grünen hoffen, dass betonierte Vorurteile nun aufgebrochen werden könnten. SPD-Vize Ralf Stegner twitterte, ein Wechsel in der Fraktionsführung der Linkspartei könne „zukünftig bessere Perspektiven eröffnen für ein progressives Regierungsbündnis diesseits der Union.“

Wagenknecht war in der Vergangenheit von führenden ­SPDlern und Grünen immer als Grund genannt worden, dass Rot-Rot-Grün keine Aussicht auf Verwirklichung habe. Sie galt als stärkste Kritikerin einer Regierungsbeteiligung in der Linken. Nun, da sie sich krankheitsbedingt vom Fraktionsvorsitz zurückziehen will, wird ihr Einfluss schwächer. Wird dadurch Rot-Rot-Grün wahrscheinlicher? Oder komplizierter, weil Wagenknecht sich in den vergangenen Jahren von betonharter Fundamentalopposition verabschiedet hat? Könnte nur sie die linken RegierungskritikerInnen überzeugen, nach dem Motto: Only Nixon could go to China?

Parteichefin Katja Kipping sagte am Dienstag der taz: „Es gibt derzeit eine Dynamik für eine Regierung links der Union, und zwar unabhängig von Sahra Wagenknechts Entscheidung.“ Entscheidender seien andere Faktoren: Die SPD kümmere sich wieder stärker um Sozialpolitik, die CDU rücke unter Annegret Kramp-Karrenbauer nach rechts. „Dass Sahra Wagenknecht einer solchen Konstellation im Wege gestanden hat, war doch im Grunde eine Schutzbehauptung der SPD“, sagte Kipping. Wagenknecht sei gar nicht mehr gegen eine Regierungsbeteiligung gewesen. Kipping will Rot-Rot-Grün stärker in den Fokus rücken: „Wir bereiten diese seit Längerem vor.“

Die Parteispitze hat eine Gesprächsoffensive gestartet und umwirbt derzeit gezielt einflussreiche Grüne und Sozialdemokraten, ihre Bedenken gegenüber der Linkspartei fallen zu lassen. Bodo Ramelow, einziger linker Ministerpräsident, ist ausgesandt, unter seinen LänderkollegInnen für eine gute Atmosphäre zu sorgen. Wichtig wird auch sein, ob Ramelow und Rot-Rot-Grün in Thüringen im Oktober wiedergewählt werden. Einen positiven Stimulus könnte auch die Bürgerschaftswahl im Mai in Bremen geben: Dort bereiten sich die Linken unter Kristina Vogt auf ein Bündnis mit den schwächelnden Sozialdemokraten und den Grünen vor.

Ein Umdenken bei vielen SPDlern

Der linke Außenpolitiker Stefan Liebich sieht es ähnlich wie Kipping. „Ob eine Mitte-links-Regierung möglich wird, hängt nun wirklich nicht an Sahra Wagenknecht“, sagte Liebich der taz. Sie habe immer wieder betont, dass sie dafür offen sei – die Ablehnung sei stets aus der SPD gekommen. „Wenn sich dort etwas bewegen würde, wäre das sehr gut“, sagte Liebich. „Dass es eine Politik der sozialen Gerechtigkeit mit CDU, CSU und FDP niemals geben wird, sollten die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten inzwischen verstanden haben.“ Liebich zählt zu den Reformern in der Linken.

Wichtige SPDler hatten für die Linkspartei lange nur Verachtung übrig. Doch bei vielen SPDlern findet ein Umdenken statt. Die Erkenntnis ist gewachsen, dass die Dauerkoalition mit der Union ins Verderben führt. Angela Marquardt ist seit zwölf Jahren die Geschäftsführerin der SPD-Denkfabrik, eines rot-rot-grünen Thinktanks, der den Gedankenaustausch zwischen PolitikerInnen der drei Parteien organisiert. Diese Bündnisoption sei nie durch Wagenknecht allein verhindert worden, sagte Marquardt der taz. „Für mich sind diesbezügliche Äußerungen Augenwischerei und im Kern falsch.“

Ob Mitte-links möglich wird, hängt wirklich nicht an Wagenknecht

Stefan Liebich, Linkspartei

Es brauche mehr als eine Mehrheit im Bundestag oder das Übereinanderlegen von Programmen. „Ein solches Bündnis muss vor allem auch außerhalb des Parlaments zivilgesellschaftlich getragen werden.“ Es komme nur, wenn es gewollt sei und dafür von allen drei Parteien als realistisch beworben werde. Doch die Mehrheit liegt in weiter Ferne: SPD, Grüne und Linkspartei kommen in Umfragen im Moment nur auf 42 Prozent. Die Grünen vermeiden ein Bekenntnis zu einem Koalitionspartner, um unterschiedliche Wählermilieus nicht abzuschrecken. Man setze auf grüne Eigenständigkeit, so das Mantra.

Eine Chance für neue Bündnisse

Doch die Grünen-Führungscrew kann rechnen – und bereitet sich aufs Regieren mit Union und FDP vor. Neulich zeigten Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt und die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer in einem harmonischen Doppelinterview, wie gut sie sich verstehen. Bundesgeschäftsführer Michael Kellner ist ein einflussreicher Netzwerker des linksgrünen Flügels, der Rot-Rot-Grün bevorzugen würde. „Für unsere Demokratie wäre wichtig, eine realistische Machtoption links der Mitte zu haben, damit nicht die einzige Alternative zur Groko Schwarz-Grün ist“, sagte er der taz.

Sahra Wagenknechts Rückzug könne Dinge in Bewegung bringen, so Kellner. „Die Linkspartei hat jetzt die Chance, ihre Zerrissenheit in Bündnisfragen zu klären – und sich neu zu positionieren.“ Ähnlich argumentiert der Bundestagsabgeordnete Jürgen Trittin, ein Wortführer im linken Grünen-Flügel. „Der Rückzug von Frau Wagenknecht könnte für die Linkspartei die Chance eröffnen, eine viel zu lange offene strategische Frage jenseits von alten Blockaden endlich zu beantworten“, sagte Trittin der taz.

Bisher habe es in der linken Bundestagsfraktion, anders als in den Landtagsfraktionen in Thüringen oder Berlin, „keine tragfähige Mehrheit für die Bereitschaft zu regieren“ gegeben, sagte Trittin. „Erst wenn diese Frage beantwortet wäre, kann es überhaupt erst wieder zu anderen Optionen jenseits der großen Koalition kommen.“

Linker Flügel ohne Leitfigur

Der Weg ist für die Linkspartei allerdings noch weit. An der Basis, so ein Linkspartei-Mann, komme Wagenknechts Rückzug gar nicht gut an. Ein schlechtes Zeichen für das Wahljahr 2019. Bei der Fraktionssitzung am Dienstag gab es warmen Beifall der GenossInnen für die Noch-Fraktionschefin. Doch die Harmonie währte nicht lange. Über Medien erfuhr die Fraktion, dass Sevim Dağdelen nicht mehr als Fraktionsvize kandidieren wolle.

Überrascht hat diese Nachricht zwar niemand. Die Wagenknecht-Vertraute ist in der Fraktion umstritten, sie war 2017 nur auf extremen Druck Wagenknechts gewählt worden. Eine Mehrheit hätte sie künftig kaum bekommen. Allerdings ist die Art, diese Info über Bild zu verbreiten, merkwürdig. Beim linken Flügel, der zu Wagenknecht stand und der nun ohne Leitfigur ist, herrscht Aufregung. Bild zitierte eine anonyme Stimme, die „Mobbing-Terror gegen Wagenknecht und Dağdelen“ beklagte. Der Ton wird hysterisch. Vor Plänen für Rot-Rot-Grün scheint es jetzt erst einmal darum zu gehen, die aufbrechenden Grabenkämpfe einzudämmen.

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28 Kommentare

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  • es gibt zur zeit nach den aktuellen demoskopischen umfragen rein rechnerisch betrachtet keine mehrheit für "rot"-rot-grün,aber auch keine für die fortsetzung der grossen koalition



    die spd hat so abgewirtschaft dass sie den unionsparteien keine mehrheit mehr zu verschaffen vermag.







    schwarz "rot" grün oder schwarz "rot" gelb oder eine jamaica-koalition wären möglich



    .



    jede nicht neoliberale partei die sich dafür hergibt der neoliberalen politik der unionsparteien eine mehrheit zu beschaffen würde dafür von ihren wähler*innen bestraft.



    bei einer jamaika-koalition müssten die grünen mit der fdp die ziemlich klar signalisiert hat dass sie gegen klimaschutz und gegen soziale gerechtigkeit ist kompromisse machen.das kann nicht der richtige weg sein.



    aber wenn die grünen ihn beschreiten,verlieren sie vielleicht einen teil ihrer wähler*innen an die linke,die die einzige partei mit einem antikapitalistischen anspruch ist



    .



    schwarz "rot" gelb wäre auch sch...mindestens genauso unökologisch wie die groko aber wegen der fdp sicher noch antisozialer



    von den verschiedenen möglichen übeln erscheint mir schwarz "rot" grün als das geringste.

    das grösste übel wäre eine schwarz braune koalition .sie droht auf der bundesebene noch nicht aber damit das auch so bleibt muss man schwarz-braune koalitionen auch auf der ebene der bundesländer und in den kommunen verhindern

    • @satgurupseudologos:

      Kommenter meint: "bei einer jamaika-koalition müssten die grünen mit der fdp die ziemlich klar signalisiert hat dass sie gegen klimaschutz und gegen soziale gerechtigkeit ist kompromisse machen"



      Deshalb hat die Union die letzten Gespraeche wohl auch so strukturiert, dass ueberall Kompromisse so in der Mitte herauskommen sollten, also etwa auf der Linie der Union.



      Gute Kompromissloesungen wuerden den gruenen rgrosse Erfolge im Klimaschutz geben, der FDP beim Staatseinfluss.

  • Schade, schade. Frau Wagenknecht ist eine der ganz wenigen aktiven Politiker die da nicht so weich-gespült daher kommen. Deswegen hat sie ja wohl auch so polarisiert und manchen Politiker den Blick in den Spiegel verleidet den da sahen sie 'Ich war auch mal ein Idealist, shit und jetzt bin ich nur noch Lobbyist'. Unerträglich, die Verursacherin solcher 'bad feelings' muss beseitigt werden, deswegen solche Anfeindungen.



    Werden die LINKEN die neuen GRÜNEN? Die Grünen flirten ja bereits mit FDP und CDU/CSU, oder fummeln die etwa schon rum?

  • Die Annahme, ohne Wagenknecht, würden nun die Karten neu gemischt, ist lächerlich. Diejenigen, die die Person Wagenknecht vorgeschoben haben um gegen die Linke zu argumentieren, haben mittlerweile gar kein Problem mehr damit offen zuzugeben, dass sie gegen eine Abschaffung von Hartz IV sind, mehr NATO-Kriege wollen und eh die CDU am geilsten finden, Wagenknecht war immer nur ein Scheinargument, sonst wären ja auch Palmer, Baerbok und Kretschmann ein Problem gewesen.

  • Um welche Punkte Es geht wird hier an keiner Stelle deutlich. Das Problem wird aber klar in der politikpositionen von Liebich dieser steht für "reform" der NATO, was das bedeutet kann jeder weltweit beobachten. "Wir" beglücken andere Länder mit militärischen Interventionen, wenn diese Länder für uns eine strategische Bedeutung haben. Genau das ist der Grund, warum viele die vielleicht mal die Grünen gewählt haben, die Linke wählen.

    Auch die explizite Betonung sozialer Fragen über die Verwerfungen von harz4 hinaus, ist ein Markenzeichen von Wagenknecht, dass durch ihren Rückzug evtl. verloren geht.

    Wenn die Linke zu einer Mischung aus Grünen und Sozialdemokraten wird, wird sie ihre Stärke im Osten verlieren und die verbliebenen Anhänger im Westen ebenfalls.

    • @Struppi:

      Stichwort militärischen Interventionen.



      Da kann man ja gespannt sein ob genau die gleichen Wähler die Linkspartei nun abstrafen wegen ihrer luschig-lauschigen Haltung zu den Interventionen Russlands in Syrien oder der Ukraine.

      • @Rudolf Fissner:

        Ist das whatabotism? Bäh der Russe hat.... (was böses einsetzen)



        Ich habe von der Politik die wir wählen gesprochen und ich finde nicht das die gegenwärtige NATO Politik eine sinnvolle Antwort auf weltpolitische Probleme ist.

        Der Syrien Krieg wurde von den USA und Saudi Arabien angezettelt und was in der Ukraine passiert ist sicher nicht so eindimensional wie du es darstellst.

      • @Rudolf Fissner:

        Das ist ganz einfach...

        ... aber der Ami hat ..... [hier bitte entsprechende Worthülse einfügen]

        • @Thomas_Ba_Wü:

          Gut erkannt Rudolf hat es exakt so versucht. Und genau diese vereinfachte Darstellung von Konflikten führt zu Situationen wie die NATO es weltweit vorexerziert. Wir exportieren dauerhafte Kriege, keine Lösungen und schon gar nicht Frieden. Daher bringt es nichts auf andere zu zeigen, wie ihr es tut. Es muss darum gehen was vor Ort geschieht und dazu gehören immer alle die dort leben.

  • "Sie galt als stärkste Kritikerin einer Regierungsbeteiligung in der Linken."

    Woher kommt denn der Quatsch. Fra Wagenknecht war dagegen, dass sich die Linke bis zur Unkenntlichkeit verbiegt.

    Jetzt hat die Linke ein Problem. Wenn man nämlich den auf gesellschaftlichen Ausgleich gerichteten linken Flügel durch Mobbing erfolgreich gestutzt hat, dann wird man erkennen, dass D keine weitere weichgespülte gendergerechte neoliberale Partei braucht.

    Es geht auch nicht um links neben der Union, sondern um Inhalte, und da haben Kipping und Konsorten nie etwas zuwege gebracht. Selbst beim hochgejubelten Thema Migration haben sie nichts dazu beitragen können oder wollen, wie das denn realistisch gestaltet werden soll. Stattdessen haben sie Frau Wagenknecht gemobbt, die diese entscheidenden Fragen gestellt hat.

  • Nee, Wim Wenders hat nur lätschige Deutschlandfilme gemacht.

  • Mir ist es ein vollkommenes Rätsel auf welcher inhaltlichen Basis das System Sarah Wagenknecht oder Sevim Dagdelen als Verlust für den Aufbruch einer Parteilinken der LINKEN..."analysiert" werden. Linke Politik wird im Moment tatsächlich von einer Rot-Rot-Grünen Regierung z.B. im Berliner AGH GEMACHT. Weltfrauentag ist Feiertag. Ein Paritégesetz diskutiert um der Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen wo die Entscheidungen fallen konkreten Schwung zu geben. Die Frage der demokratischen Kontrolle von Grund, Boden und Wohnraumversorgung wird fundiert und sachlich als Verfassungsauftrag diskutiert und angegangen. ÖPNV gepusht...was sind dagegen diese schwammweichen "Positionen" für die Aufmerksamkeitsspanne eines Facebook-Twitter-Instagram-Posts á la "Es können nicht alle nach Europa einwandern" - als habe das irgendjemand je behauptet...ausser der real existierende rechte Mainstream. Was ist denn daran links, fortschrittlich, zukunftweisend, die national-beschränkten Befindlichkeiten der (international) geburtenstarken Wählermehrheiten zu bespielen, die sich eine Demokratisierung Europas nicht mehr vorstellen wollen. Was -wie Brexit, AfD, FPÖ, FN, Fides etc. zeigt - nur einer Rechten nützt, die sich ihre regionalen Fürstentümer schaffen wollen. Es ist eben nicht nur eine Nebensache das die Partei über die BILD oder FAZ die neuesten Entscheidungen von Mandatsträgerinnen mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom erfahren - sondern ein Charakterfehler, mangelnde Teamfähigkeit und die Zumutung derartige interne Parteiränke seien politische Praxis, ein Programm oder ein Vorschlag. Nagelt die SPD bei ihrem historischen Auftrag, die GRÜNEN bei ihrem Irrtum eine bloss linksliberale Aura reichte für mehr als einen Ministerpräsidenten oder eine Ministerin zu stellen. Kleingeistiger, ahistorischer Mist ist das. Schaut euch die Schulschwänzer an - die können und die müssen noch nicht. Wissen aber: National geht gar nichts. Nicht mal als Marketingtrick.

    • @Martinxyz:

      Es ist vielsagend, dass Sie in Zusammenhang mit der Berliner Landesregierung als erstes den Weltfrauentag nennen.

      In Berlin kann man die Lage hervorragend erkennen.



      Schon bei der Verteilung der Senatsverwaltungen haben die Linken wie die Grünen den Innenressort abgelehnt. Zwei Parteien wollen einem prestigeträchtigen Bereich nicht gestalten? Stattdessen werden als erstes lügende Altkader als Staatssekretäre nominiert.

      Eine rot-rot-grüne Landesregierung versucht, Wohnungen zurückzukaufen, die ein paar Jahre davor eine rot-rote Landesregierung erst mal verkauft hat. Nun ist der Preis aber um ein Vielfaches höher.

      Die gleiche rot-rote Landesregierung hatte den anderen Wohnungsbaugesellschaften aufgetragen, nun Gewinne zu erwirtschaften. Da setzte sich die Mietpreisspirale erst in Gang.

      Nun kommt Enteignung als politische Nebelkerze, dabei dürfte die rechtlich kaum möglich sein. Es gibt keinen Grund, warum die eine Wohnungsbaugesellschaft enteignet werden soll und die andere nicht. Den rechtlich möglichen Spielraum bei Mieteinnahmen auszureizen, ist mit Sicherheit kein Grund.



      Ich tippe drauf, dass die Bausenatorin irgendwann aus populistischen Gründen Wohnungen der Deutschen Wohnen ohne Enteignung kauft - zu einem horrenden Preis, der die Deutsche Wohnen begeistern wird. Und es wird dadurch nicht eine Wohnung mehr geben.



      Außerdem spielt der Senat gerade Kleingärtner und Kindergärten gegeneinander aus. Beide bereichern die Stadt.



      Der ÖPNV wird gepusht? Rot-rot-grün ist nicht in der Lage, mit Rot-rot in Brandenburg einen Kompromiss zu finden, damit Pendler um Berlin herum nicht mehr mit dem Auto in die Stadt fahren müssen. Die BVG-Beschäftigten streiken gerade, weil Rot-rot-grün ihnen weniger zahlt, als sie bei Ausschreibungen von ihren Vertragspartner verlangt. Wer den ÖPNV pushen will, sollte erst mal dessen Beschäftigte fair bezahlen.

      Sarah Wagenknecht hatte wenigstens Rückrat.



      Kein Wunder, dass Ihnen zuerst der Feiertag einfällt.

      • @rero:

        Im Grunde ist die Diskussion schon beendet, wenn Sie die Unterschrift eines 19-jährigen mit der Ganzwertszeit von 6 Monaten unter eine Verpflichtungserklärung des MfS ins Feld führen. Selbstverständlich - wie auch in reaktionären Kreisen- spielt seine unbestrittene Expertise, die Abwesenheit von Verbrechen keine Rolle. Manche kann man in ihrer Selbstgerechtigkeit einfach nicht beschämen. Ich wüsste auch nicht das LINKE und GRÜNE das Innenressort abgelehnt hätten - vielleicht war das angesichts der Differenzen einfach eine realistische und politisch richtige Entscheidung es nicht zu übernehmen. Ging es doch um die Bildung einer Regierung, die selbstverständlich kein Synonym für revolutionäre Umwälzung ist. Sie argumentieren - wie auch in linken Kreisen notorisch - mit einer Haltung die vor allem keine Verantwortung übernehmen will. Denn das hiesse dazu zu stehen das man nicht sofort alles erreicht, das Kompromisse zu schliessen sind und das es nicht reicht immer und vor allem und bloss am Küchentisch im Richtigen zu sein. Ja ist richtig - DIE LINKE war beteiligt am Verkauf von kommunalem Eigentum, als Berlin nach Art von Griechenland in der Logik der Austeritätsreligion in den Ruin getrieben war. Das ihr Fehler. Er war absehbar und ist eingeräumt. Aber es Falsch zu nennen war im damaligen Umfeld eine so richtige, wie einsame Haltung. Also wieder etwas wo es nur darum geht im Richtigen sein. Das sozusagen unpolitische in Ihrer Haltung ist aber im Aktuellen deutlich: Nie ist fundierter und in gewisser Weise tatsächlich umwälzend über die demokratische Kontrolle von Grund, Boden und Wohnraumversorgung gestritten worden. Und das mit einem Verfassungspatriotismus der die "Gesetze des Marktes" nicht zu unser aller Gesetzesgrundlage erklärt. Das ist ein eröffneter POLITISCHER RAUM in dem es zu handeln gilt, Bewusstsein und Konsens zu schaffen. Auch ausserhalb von Parlamenten. Sie aber quengeln über die Kräfteverhältnisse statt zu sagen: Guter Anfang. Und nun weiter.

  • Wenn die SPD endlich H-IV sanktionsfrei stellen will, wenn sie den Mindestlohn auf 12€ erhöhen will, und höhere Militärausgaben ablehnt und sich von den USA endlich etwas emanzipiert, dann, ist RRG ein guter Weg.

    Es haperte doch immer daran, dass die SPD und auch die Grünen seit 2000 lieber CDU-light waren.

  • Ralf Stegner ist nichts anderes als ein dummschwätzer.

  • "SPD-Vize Ralf Stegner twitterte, ein Wechsel in der Fraktionsführung der Linkspartei könne „zukünftig bessere Perspektiven eröffnen für ein progressives Regierungsbündnis diesseits der Union.“



    Der Stegner redet nur Müll, sobald er den Mund aufmacht.Ein Versager ist er, einer, der in Kiel nichts und garnichts zustande gebracht hat, einer, den die Sozis am liebsten los werden wollten. Ralf Stegner ist nichts anderes als ein dummschwätzer, genau seinetwegen und der gleichen steht SPD da, wo sie gerade steht. Es ist nicht zu fassen, die Freude von Lehmann über den Abgang von Sahra Wagenknecht hat was krankhaftes.

  • Eine Partei des linksakademischen Milieus und eine andere Partei des linksakademischen Milieus koaliert mit einer dritten Partei des linksakademischen Milieus. Boahh, das wird fad.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    "Parteichefin Katja Kipping sagte am Dienstag der taz: „Es gibt derzeit eine Dynamik für eine Regierung links der Union, und zwar unabhängig von Sahra Wagenknechts Entscheidung.""

    Wunschdenken führender Linksparteiler. Rein mathematisch derzeit in Summe um die 40 Prozent; und was den Wagenknecht-Flügel nebst deren Wählerschaft angeht, wird sich der wohl unvermeidbare Aderlass erst noch zeigen.

    Aber schön zu lesen, dass die Linken sich schon sehr deutlich anbieten, bei Regierungsbeteiligung am Katzentisch einer Neuauflage des 1998er Rot/Grün ganz elastisch beinahe alles mitmachen würden.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Na schön, dann also rot-rot-grün. Wie in Berlin. Und was haben die bisher auf die Reihe bekommen?

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Sie vergessen Thüringen. Aber auch von dort hört man medial ja nüscht. Wurde wohl deshalb vergessen ;-)

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Wenn sich Frau Dağdelen auch noch zurückzieht, wird es eng werden für linke Wähler, weil der linke Flügel zu sehr geschwächt würde.



      Bei einer privaten "Blitzumfrage" bei Freunden und Freundinnen wurde deutlich, dass kaum noch jemand links wählen, wenn die Partei sich weiter nach rechts orientiert. Mit Kipping/Riexinger und deren koalitionsgeilen Opportunisten kann da niemand etwas anfangen.

      • @Rolf B.:

        recht haben sie. Der Flügel um Kipping ist ja so sehr mit grundsätzlichen Erwägungen beschäftigt, dass er vergisst sich um die realistische Ausgestaltung und die Durchführbarkeit zu kümmern. Bei Frau Wagenknecht war das immer durchdacht. Sie wurde mit der AfD in einen Topf geworfen, nur weil sie bestehende Probleme angesprochen hat, und obwohl sie zu ganz anderen Lösungen gekommen ist.

      • @Rolf B.:

        Naja, was da bei "Aufstehen" so alles Wort ergriffen hat und sich dort angeschlossen hat, kann man oftmals alles andere, aber nicht als "links" bezeichnen.

      • @Rolf B.:

        "koalitionsgeile Opportunisten"...na, bei der Wortwahl sollte diese "Links-Fraktion" der Linken vielleicht mit der AFD zusammen gegen das Kapital und die Lügenpresse kämpfen, oder?

        • @Rinaldo:

          Bitte informieren Sie sich doch erst mal über den bestehenden Kampagnenjournalismus, und die soziale Ungerechtigkeit, bevor Sie Links und AfD in einen Topf stecken.

          Ohne Wagenknecht und Dagdelen besteht die große Gefahr, dass die LINKE bald genauso weichgespült ist, wie die Grünen, nur dann braucht man sie nicht mehr. Wir brauchen kein Polittheater, sondern echt unterschiedliche Programme.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Zehntausende Sozialwohnungen verkauft, die sie jetzt zurückenteignen möchten, zehn Milliarden Euro auf den Finanzmärkten verzockt, Coffeeshops gibts immer noch nicht... big fail.

  • "Macht der Abgang von Sahra Wagenknecht eine Mitte-Links-Regierung wahrscheinlicher?"

    Ich dachte, die hätten wir schon dreimal seit 2005...