Aller guten Tarif-verhandlungen sind drei

Am Donnerstag beginnen nach zwei Streiktagen die Tarifverhandlungen für Angestellte im öffentlichen Dienst. Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick

Warnstreik mit Klobrille in München Foto: Lino Mirgeler/dpa

Von Leonie Schöler

Was wird konkret gefordert?

Angestellte des öffentlichen Dienstes verdienen zu wenig Geld und müssten für das, was sie leisten, deutlich besser entlohnt werden. So sehen es die Gewerkschaften und fordern eine Einkommensverbesserung für Landesbeschäftigte von 6 Prozent, mindestens aber eine Erhöhung der Entgelte um 200 Euro. Zudem sehen die Forderungen eine strukturelle Verbesserung in der Eingruppierung der Entgeltgruppen vor, die die Lohngruppe der Beschäftigten nach Tätigkeit regeln. Für Auszubildende wollen die Gewerkschaften eine Erhöhung der Vergütungen um 100 Euro und die Übernahme nach der Ausbildung erreichen. Betroffen von den Tarifänderungen wären laut Angaben von Verdi 3,3 Millionen Personen – denn neben den 1 Millionen Tarifbeschäftigten soll das Ergebnis der Verhandlungen auch auf die 2,3 Millionen BeamtInnen und VersorgungsempfängerInnen der Länder und Kommunen übertragen werden. Einzige Ausnahme ist Hessen, dort werden eigene Tarifverhandlungen geführt.

Wer beteiligte sich an den Streiks?

Am Dienstag und Mittwoch legten in Berlin Zehntausende Lehrer- und ErzieherInnen ihre Arbeit nieder und zogen mit Trillerpfeifen und Plakaten durch die Straßen der Hauptstadt. „Gute Bildung kostet Geld“, lautete eines der Mottos auf den Kundgebungen. Mehr als die Hälfte der städtischen Kitas und viele Schulen blieben an beiden Tagen komplett geschlossen, weit mehr als 20.000 Unterrichtsstunden fielen ersatzlos aus. „Uns ist bewusst, dass die Streiks in dieser Woche für die Eltern und ihre Kinder eine Belastung darstellen“, sagte die Vorsitzende der GEW Berlin, Doreen Siebernik. „Wir streiken aber auch für den Nachwuchs in dieser Stadt.“ Insgesamt beteiligten sich an den Kund­gebungen auch Angestellte von Hochschulen, Jugendämtern und anderen öffentlichen Behörden.

Die Gewerkschaften verlangen 6 Prozent mehr Lohn für Landesbeschäftigte

Gestreikt wurde auch in anderen Ländern: In Bayern etwa demonstrierten laut dpa-Angaben rund 7.000 Beschäftigte für mehr Geld. „Pflegeberufe – scheißt nicht drauf“, hatte in München ein Streikender auf eine Klobrille geschrieben, die er um den Hals trug. In Nordrhein-Westfalen legten Zehntausende Beschäftigte aus Unikliniken, Behörden, Universitäten und Hochschulen ihre Arbeit nieder. Auch in Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen kam es zu Arbeitsniederlegungen. Die Beteiligten hoffen, durch die Streiks genügend Druck auf die Arbeitgeber für die Tarifverhandlungen erzeugt zu haben.

Worum geht es in den Verhandlungen?

Am Donnerstag starten die Gewerkschaften und die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) in Potsdam in die dritte und womöglich entscheidende Verhandlungsrunde. Zwischen 28. Februar und 2. März wollen beide Seiten eine Einigung erzielen. Matthias Kollatz (SPD) als Verhandlungsführer der TdL zeigt sich gegenüber der taz optimistisch: „Wenn sich beide Seiten aufeinander zubewegen, kann das auch gelingen.“ Allerdings gab es bisher von dem ArbeitgeberInnen noch kein Angebot. Stattdessen kritisieren sie die Forderungen der Gewerkschaften als überhöht und nicht finanzierbar. Sollte es in den Gesprächen erneut zu keiner Einigung kommen, drohten die Gewerkschaften bereits weitere Streiks an. Der Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske betonte bei einer Kundgebung in Düsseldorf: „Wir erwarten, dass die Arbeitgeber in der dritten Runde endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen.“ Bei einer weiteren Blockadehaltung der Arbeitgeber sei eine Eskalation der Streiks nicht auszuschließen, so Bsirske.