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Kommentar Trumps PressekonferenzDas Geschäft bleibt in der Familie

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Auf seiner ersten Pressekonferenz seit der Wahl beantwortet Donald Trump nur Fragen, die ihm in den Kram passen – autoritär und selbstherrlich.

Gespalten. Trump kommt als wandelnder Interessenkonflikt in sein neues Amt Foto: reuters

W er erwartet hat, dass Donald Trump das Terrain entschärfen würde, hat Pech gehabt. Seine erste Pressekonferenz seit den Wahlen hat nur umso deutlicher gemacht, dass er unüberschaubar viele Probleme und Konflikte mit ins Weiße Haus bringt. Dass er gar nicht daran denkt, zugunsten des hohen Amtes auf seine bisherigen Privilegien zu verzichten. Und dass er bereit ist, absurde, öffentliche Gefechte gegen Personen und Institutionen zu führen, mit denen andere Präsidenten zusammengearbeitet haben. Bei seiner Pressekonferenz gab er mehrere Kostproben, indem er Geheimdienstler, Journalisten und gewählte Politiker der Republikanischen Partei anschrie, beleidigte und mobbte.

Fest steht: Die angekündigte Trennung von privaten Geschäften und Politik wird unter Trump nicht stattfinden. Anstatt seine milliardenschweren, weltweit verzweigten Unternehmen in einem „BlindTrust“ von einem unabhängigen Manager verwalten zu lassen, will er sie in der Familie behalten. Seine beiden Söhne, die bei öffentlichen Auftritten gewöhnlich wie Wachhunde neben ihm stehen, sollen seine Geschäfte weiterführen, ohne jedoch mit ihm darüber zu sprechen.

Zur Beruhigung der Öffentlichkeit sieht er lediglich zwei Zugeständnisse vor, von denen keines externe Einflussnahmen auf den Präsidenten der USA verhindern könnte: Seine Söhne sollen vorerst auf neue ausländische Deals verzichten. Und Einnahmen seiner Hotels (nicht jedoch seiner Golfplätze und Kasinos) sollen, wenn sie von ausländischen Regierungen kommen, direkt in die Staatskassen der USA gehen.

Trump weigert sich weiterhin, seine Steuererklärungen zu veröffentlichen, wie es seine Vorgänger getan haben. Er prahlt jedoch bei seiner Pressekonferenz mit einem 2-Milliarden-Dollar-Deal in Dubai, der ihm am Wochenende angeboten worden sei und den er nicht angenommen habe. Er antwortet nur auf Fragen, die ihm in den Kram passen. Er erteilt einem Journalisten, dessen Sender CNN Recherchen über kompromittierende Informationen in Russland angestellt hat, ein Frageverbot, weil CNN ein „Fake-Medium“ sei. Er nennt das Onlinemedium BuzzFeed „einen Haufen Müll“. Und er drischt auf die Spitzen der US-Geheimdienste ein, die „Unsinn“ produzieren.

Fest steht weiter, dass Trump die Fakten nach Gusto frisiert. Nachdem er im zurückliegenden Juli „Russland“ gebeten hat, Hillary Clinton auszuspionieren, und nachdem sämtliche Geheimdienste der USA zu dem Ergebnis gekommen sind, dass Moskau genau das getan hat, gibt er bei seiner Pressekonferenz erstmalig zu, dass es russisches Hacking im US-Wahlkampf gegeben habe. Doch zugleich relativiert er das Treiben, macht die Opfer verantwortlich (die Demokraten hätten sich nicht genügend geschützt) und betont immer wieder, dass auch China und andere Länder hacken.

Der 45. Präsident der USA wird die ethischen Standards im Weißen Haus senken. Er kommt als wandelnder Interessenkonflikt in sein neues Amt. Nachdem er ein Leben lang seine Partikularinteressen vertreten hat, macht er keine Anstalten, die nun der öffentlichen Sache unterzuordnen. Im Gegenteil: Er bringt den autoritären und selbstherrlichen Ton und Stil eines Konzernbosses mit, der keinen Widerspruch duldet und der seine Gegenüber bei jeder neuen Gelegenheit in „Gute“ und „Böse“ einteilt und spaltet.

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Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
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28 Kommentare

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  • Berlusconi. Aber in den USA ist ja alles groesser und wird nachrichtentechnisch wunschgemaess staendig bedient.

  • Man kann den Konflikt der Gruppe von Menschen, denen es gut geht und denen, denen es schlecht geht (den sogenannten Abgehängten) auf ein Konfliktmodell abbilden, z.B. auf das von Glasl. Dann stellt sich eine interessante Frage: Auf welcher Eskalationsstufe steht dieser Konflikt in den USA? Steht er aus der Sicht der "Abgehängten" mental bereits auf "Zersplitterung"? Daraus könnte man dann die möglichen Folgen abschätzen.

    Konfliktmodell nach Glasl: http://87.106.4.207/themen/plakat.htm

  • Jetzt haben die USA endgültig die Gewissheit, sich einen "Joffrey Baratheon" auf den Thron bestellt zu haben, mit der Bildung und der Aggressivität eines durchschnittlich verzogenen bockigen Fünfjährigen, mit einem Ausmass an menschlichem Anstand, Bescheidenheit und sozialer Kompetenz, dass selbst eine wütende Hyäne das nicht mehr unterbieten könnte.

     

    Ohe Daddy's Moneten wäre er wohl ein unbedeutender Kleinganove, Kreditbetrüger und arbeitsscheuer Blender geblieben, wie er es z.B. mit seiner sagenumwobenen "Universität" eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Jetzt hat die ganze Welt einen inkompetenten rassistischen Schreihals samt seines faschistoiden "Breitbart"-Anhangs am Hals und als einigermaßen normal denkender Beobachter fühlt man sich gerade ein wenig an die Schlusszene aus Kubricks Meisterwerk "Dr. Seltsam, oder wie ich lernte die Bombe zu lieben" erinnert.

     

    Der bildungsresistente Cowboy reitet freudig mit seinem Hut wedelnd in die Apokalypse, die er selber ausgelöst hat.

  • In unserer kleinen Verbandsgemeinde gibt es einen Bürgermeister, der überall mit seinen tollen Deals prahlt. Dabei war niemand und prüfen lässt sich das schwerlich. Doch er hatte nur seinen Job verloren und war mit Mitte 50 anderweitig nicht vermittelbar, das wussten viele nicht. Mit großer Klappe und Angriffen auf andere kam er in die Politik. Er scheute sich nicht, so lange zu recherchieren, bis er bei seinen Konkurrenten z.B. 10 Jahre zurück liegende Strafen für zu schnelles Fahren fand, wie auch immer er das angestellt hat. Das waren und sind dann auch seine einzigen Talente, andere schlecht machen und seine Aufwandsentschädigung kassieren und Vorteile für sich ausnutzen.

     

    All das geschieht jetzt ein paar Nummern größer in USA.

     

    Ich zitiere, weiß nicht wen, ist aber gut: "Trump wird, wenn er die erste Runde als Präsident hinter sich hat, so reich sein, wie er immer behauptet hat."

     

    Auf so was fallen die Wähler rein, in der Provinz genau so gut wie bei einer WEltmacht.

  • Ich denke nicht, dass diese Rechtsradikalen nach vier Jahren abgewählt werden.

    Die Tea-Party-Reichsburger und der Rassismus gegen People of Colour sind viel etablierter.

     

    Jedenfalls ernennt er irgendwelche Typen für den sog. Kabinett.

     

    ziemlich gute amerikanische Quellen sind übrigens die Community Radio Stations.

     

    Es geht ihnen nicht um Realpolitik, sondern um die Änderung der Staatsdoktrin bzw. des Selbstverständnisses.

    Das ist in erster Linie Ideologie.

  • Die gestrige Pressekonferenz hat gezeigt, dass Trump, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, die Presse nicht hätschelt, sondern eher als Gegner sieht und bei unangenehmen Fragen schon mal ausfällig wird.

     

    Der bauernschlaue Mr. Trump sollte eigentlich wissen, dass es gefährlich ist, die Presse zum Gegner zu haben. Investigative Journalisten könnten auf die Idee kommen, dass er womöglich „Leichen“ im Keller versteckt hat und könnten anfangen zu bohren. Den ehemaligen Präsident Nixon, auch Republikaner, zwangen Medienberichte über die Hintergründe des Einbruchs seiner Leute in das Watergate-Hotel schließlich zum Rücktritt.

     

    Möglicherweise spielt Trump schon mit dem Gedanken, die Pressefreiheit zu beschneiden. Sein neuer „Freund“ Putin kann ihm zeigen, wie das geht!

  • Was für eine bizarre Operetten- Veranstaltung!

    In den veröffentlichten Aufzeichnungen der "Pressekonferenz" ist mehrmals frenetischer Jubel aus dem Auditorium zu hören.

    Hatte Trump Claqueure unter den Journalisten positionieren lassen?

  • Das ist die Dynamik: Ein nichthaltloser Zustand, in dem viele Menschen ein großes Problem haben und eine Folge, in der ein "postfaktischer Politiker" an die Macht kommt. Jetzt haben ALLE ein Problem an der Backe - aber für, die schon vorher ein unerträgliches Problem an der Backe hatten, macht das vielleicht keinen großen Unterschied, erfüllt es sie mit Genugtuung, dass jetzt entlich alle ein Problem an die Backe bekommen - das ist menschlich verständlich und so funktioniert die Natur. Trump kann nicht die letzte Antwort sein, aber er scheint offensichtlich ein notwendiger Zwischenschritt zu sein.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Georg Marder:

      Ein evolutiver Zwischenschritt kann auch mal in Aus führen.

      Dann war es halt der letzte Schritt.

      Natürlich weigern wir uns, sowas ernsthaft für möglich zu halten - wir würden ja sonst verrückt werden.

      Ich persönlich halte diesen cholerischen Trottel für überaus gefährlich.

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Das ist mir klar - das habe ich implizit auch in meinem Kommentar offengehalten. Aber das ist kein Wunschkonzert. Wir haben eine Situation erschaffen, die eine solche Kraft hervorgebracht hat. Das ist unser aller Verantwortung - wir haben ein System gelebt, das auf der Not einiger vieler aufgebaut war - das konnte nicht funktionieren - jetzt müssen wir nach Lösungen suchen, die besser sind als die bisherigen - weiterhin das Mantra "Deutschland geht es gut", wenn es der MEHRHEIT gut geht, das führt zu Trump!

    • @Georg Marder:

      Das Gerede vom postfaktischen Zeitalter ist albern. Als ob vor dem Jahr 2016, als der Begriff medial inszeniert wurde, alles faktenorientiert, wahrhaft gewesen sei... Als ob das nach 2016 (also post) anders wäre. Erinnern wir uns nur an die Kriegsgründe bzgl. Irak. Erinnern wir uns an die berühmte Brutkastenlüge, erinnern wir uns, um noch weiter zurück zu gehen, an die Gründe die zum Vietnamkrieg führten. Postfaktisch, nur weil gewissen Leuten gewisse Entwicklungen nicht schmecken, dass es heute z.B eine heulende Nation wie damals zur Brutkastenlüge nicht gäbe weil sich wohl im Netz einige Leute an der Diskussion beteiligten und den Schwachsinn aufzeigten... postfaktisch, weil gewisse Leute Sorgen haben, die Deutungshoheit zu verlieren? Man muss nicht jeden Schmarrn nachplappern.







      "Fest steht weiter, dass Trump die Fakten nach Gusto frisiert. Nachdem er im zurückliegenden Juli „Russland“ gebeten hat, Hillary Clinton auszuspionieren"







      Und das soll faktisch sein? Oder nur Unterstellung und Wunschdenken?

      • @Jens Egle:

        Eine sehr vernünftige Betrachtungsweise.

      • @Jens Egle:

        Das sind für mich schon zwei unterscheidbare Qualitäten oder Begriffe. Postfaktisch meint, dass man sich gar nicht mehr um den faktischen Rahmen schert, dass man Faktenwidriges behauptet, dass man gar nicht mehr versucht einen Konsens im Faktenraum zu finden. Zuvor hat man im Konsensraum der Fakten auch gelogen und getäuscht, aber immer, um in der Norm der Faktenwelt zu wirken.

        Außerdem ist der Begriff "postfaktisch" nun mal im Raum und er beschreibt ein tatsächliches Zeitphänomen. Solange wir keinen besseren Begriff für dieses Zeitphänomen haben, müssen wir diesen Begriff verwenden. Man kann nicht in jedem Satz, umständlich erklären, für was dieser Begriff abkürzend steht.

        • @Georg Marder:

          "post" Latein = nach (zeitlich). Postfaktisches Zeitalter ist also ein Zeitalter das nach einem Zeitalter der Fakten (das hätte es geben müssen) , nach einer Wende eingeläutet wurde/entstand. Der Begriff ist völliger Nonsens und nur dümmliches Marketing.

          • @Jens Egle:

            Sie müssen nicht beleidigend werden, nur weil Sie anderer Meinung sind.

      • @Jens Egle:

        Das hat Trump am 27.7.2016 faktisch getan, ja: “Russia, if you’re listening, I hope you’re able to find the 30,000 emails that are missing.”

         

        Eine Unterstellung ist das also nicht.

        • @Mustardman:

          Das ist Freude über Emails die den politischen Gegner denunzieren im Wahlkampf, aber kein Auftrag.

  • Erinnert an das Gehabe diverser Politbüros zwischen Ostberlin, Moskau, Pjöngjang oder Peking. Bruhahaha. So oder so ähnlich haben auch Stalin, Honecker, Breschnjew oder Mao ihnen nicht passende Presseorgane behandelt. Tja, vierte Gewalt, da weht der Wind nun eisig ins Gesicht.

  • Diese erste Pressekonferenz hat einen ersten Eindruck ergeben, wie Trump als Präsident agieren wird - es ist erschreckend und beängstigend. Trump ist m.E. eine zwangsläufige Folge der Verhältnisse - aber gleichzeitig glaube ich, dass wir uns alle die Folgen dieser Folge nicht wünschen - ich befürchte, dass wir ein riesiges Problem an der Backe haben.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Trump ist nicht nett zu den Medien? Wären Sie es Frau Hahn, wenn ein führendes (?) TV-Nachrichtenmedium so einen Driss über Sie verbreitet hätte?

    CNN Politics hat es auch getwittert (https://www.youtube.com/watch?v=nh7UBLcpQJg).

     

    Nun, DAS sind postfaktische Zeiten in denen man sehen kann zu welchen Maßnahmen die Verlierer des politischen Status-Quo bereit sind.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Oh Jaroslaw, Sie waren doch mal einer, der wirklich kritisch hinterfragt hat, und zwar die Fakten. Was ist mit Ihnen passiert?

       

      Wie viel Nonsens ist eigentlich über Obama verbreitet worden, ohne dass er deswegen die Presse oder die Verursacher beschimpft hat? Ein Präsident sollte doch wohl schon zu etwas Haltung fähig sein, oder nicht?

      • @Artur Möff:

        Obama, der als Präsident höchstperönlich alle (völkerrechtswidrigen) Drohnenmorde anordnen musste, hat das sicherlich mit HALTUNG getan. Wie schön für die vielen hundert zivilen Opfer.

        • @Rolf B.:

          Ich weiß nicht, wieso so viele Leute glauben, dass Trump nichts von solchen Methoden hält, gar eine Garant für Frieden sein soll?

  • Wer kann diesen gemeingefährlichen Psychopathen stoppen, BEVOR er die Welt anzündet?

    • @amigo:

      Chill mal runter, den gemeingefährlichen Psychopathen sind wir jetzt erstmal los. Der, der jetzt kommt ist nur ein Vollidiot!