Gleicher Lohn für Frauen: Gretchen darf fragen
Unternehmen müssen künftig ihren Mitarbeiterinnen Auskunft darüber geben, wie viel ihre männlichen Kollegen verdienen.
Laut Manuela Schwesig ist dieser reale Fall typisch – und einer der letzten. Die SPD-Ministerin hat die Union nach langem Streit von ihren Vorschlägen zur Lohngleichheit überzeugt. Am Mittwoch hat die Bundesregierung die Gesetzesvorlage beschlossen. „Es geht darum, mit einem Tabu zu brechen: über Geld redet man nicht“, so Familienministerin Schwesig.
Das Entgeltgleichheitsgesetz soll die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen schließen. Dafür soll eine klare Rechtslage geschaffen werden. Angestellte können künftig erfragen, wie viel die Kollegen des anderen Geschlechts für die gleiche Arbeit bekommen. Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten müssen diese Auskunft auf Anfrage erteilen.
Unternehmen mit mehr als 500 Angestellten müssen regelmäßig öffentlich berichten, wie weit sie mit der Gleichstellung sind. Außerdem sind sie aufgefordert, laufend ihre Entgeltstrukturen zu prüfen.
Öffentliche Ungerechtigkeit
Staatliche Sanktionen erwarten die Unternehmen jedoch nur, wenn sie sich nicht an ihre Auskunfts- und Berichtspflicht halten. Wenn sie ungleich bezahlen, drohen ihnen zunächst keine Konsequenzen. Allerdings ist die Ungerechtigkeit dann öffentlich. „Es liegt bei den Betriebsräten, das zum Thema zu machen“, sagt Schwesig über solche Fälle. Da es um große Unternehmen mit in der Regel gut ausgebauter Sozialpartnerschaft gehe, sollte öffentlicher Druck ausreichen.
Laut dem Familienministerium erreicht das Gesetz 14 Millionen Beschäftigte, also rund ein Drittel aller Arbeitnehmer in Deutschland. Über Regeln für kleinere Firmen denke man im Ministerium derzeit nach.
Die Union hatte alle diese Regeln lediglich auf Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten anwenden wollen. Außerdem hatte sie das Konzept als zu bürokratisch abgelehnt. Dabei ist der Kampf gegen die Lohnungleichheit im Koalitionsvertrag verankert.
Frauen verdienen im Durchschnitt 21 Prozent weniger als Männer. Zwar liegt das auch daran, dass Frauen häufiger in Teilzeit und in sozialen Berufen mit geringerem Verdienst arbeiten und seltener Chefinnen werden. Doch wenn diese Faktoren herausgerechnet werden, bleibt immer noch eine Lücke von 7 Prozent, so das Statistische Bundesamt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung