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Nach dem zweiten Silvester in KölnAls die Stimmung kippt

Aggressive Männergruppen, ein heikler Polizeieinsatz und offene Fragen. Was in Köln genau geschehen ist und wie Betroffene die Nacht erlebt haben.

Noch eine Woche später wird heiß diskutiert: Wer war warum in Köln, und musste die Polizei rassistisch kontrollieren? Foto: dpa

Köln taz | Die Idee, nach Köln zu fahren, hatten Mohammed O. und seine Freunde auch ohne die Ereignisse des letzten Jahres. Aber interessant fanden sie schon, was dort passieren würde: der Polizeieinsatz, die Lichtkunst. Der 20-jährige Syrer wohnt seit drei Jahren in Aachen. Zusammen mit einem Deutschtürken und einem Iraker mischt er sich unter die Leute auf dem Roncalliplatz neben dem Dom, wo ein Chor die Weltoffenheit der Stadt besingt. Gegen 22.30 Uhr zünden sie abseits der Menge Böller. „Das hatten viele dort gemacht“, sagt O. „Aber ausgerechnet wir bekommen Ärger mit der Polizei und einen Platzverweis.“

Wohin jetzt? Die Shishabars sind zu voll, draußen ist es kalt. Sie wollen zurück nach Aachen fahren. Doch am Bahnhof lässt man sie nicht rein. Es sei zu voll, sagt ein Polizist. Weiße würden aber reingelassen, sagt O. Sie seien keine Deutschen, sagt der Polizist. Die Männer irren durch die Stadt, landen wieder an der Bühne, an der sie eigentlich nicht mehr sein dürften.

Es ist jene Zeit in der Silvesternacht, von der der Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies später sagen wird, die Lage habe sich zugespitzt. Schon in den Zügen Richtung Köln habe die Bundespolizei aggressive Männergruppen ausfindig gemacht. Ein Zug wird auf seiner Fahrt in den Hauptbahnhof gestoppt. Im Bereich des Hauptbahnhofs sei es zu Menschenansammlungen und aggressivem Verhalten gekommen.

Mathies’ Eindruck ist, die Situation könne „kippen“. Deshalb wird über diese Nacht so viel gesprochen und geschrieben. Hatte die aggressive Stimmung mit den Nordafrikanern zu tun, von denen laut Polizei wieder viele nach Köln kamen – oder eher mit der Polizei und damit, wie sie agiert? Menschen wie Mohammed O. fühlen sich diskriminiert.

Das Muster war eindeutig

Die Polizei versucht in der Stunde vor Mitternacht, möglichst viele zu kontrollieren, die den Bahnhof verlassen wollen. Bundespolizisten stehen an den Ausgängen und weisen alle einer Tür zu. Weiße und Gruppen, zu denen Frauen gehören, dürfen die linke Tür nehmen. Von dort kommen sie zum Dom, ans Rheinufer, zum Roncalliplatz. Männer anderer Hautfarbe oder mit südländischem Aussehen, müssen nach rechts. Das Muster ist eindeutig. Dort landen sie in einem von einer Kette aus Landespolizisten abgetrennten Bereich. In einer Ecke kann man seinen Ausweis vorzeigen und wird durchgelassen, wenn alles in Ordnung ist. Davor bildet sich eine Menschentraube.

Auf die Frage, wie entschieden wird, wer in den abgetrennten Bereich geschickt wird, sagt eine Sprecherin noch in der Nacht, die Menschen an der Tür würden ihre Klientel kennen. Im Nachhinein sagt die Bundespolizei, dass nur solche Menschen dort hingeschickt worden seien, die eine aggressive Grundstimmung gezeigt hätten, stark alkoholisiert gewesen seien oder Feuerwerk dabei gehabt hätten.

Weiße und Gruppen, zu denen Frauen gehören, dürfen die linke Tür nehmen. Männer anderer Hautfarbe müssen nach rechts. Das Muster ist eindeutig

Um Mitternacht öffnet die Polizei ihre Kette. Alle können gehen. Mohammed O. und seine Freunde kriegen das nicht mit. Sie sind in einer Shishabar und versuchen, das Beste aus dem Abend zu machen. Zum Bahnhof trauen sie sich erst wieder um 6 Uhr früh.

Die vorläufige Bilanz der Nacht in Köln: Rund 2.000 Personen hatten Silvester mit der Polizei zu tun. Die Kölner Beamten erteilte knapp 200 Platzverweise und überprüfte bei 650 Menschen die Personalien. Die Bundespolizei berichtet von etwa 900 Platzverweisen und 170 Identitätsfeststellungen, darunter ein Drittel Deutsche, 23 Syrer, 22 Algerier und 17 Marokkaner.

„Seit Köln“

Um zu verstehen, was in dieser Nacht passiert ist, muss man sich an die Szenen erinnern, die sich ein Jahr zuvor am selben Ort abspielten. Hunderte Männer, alkoholisiert oder unter Drogeneinfluss, ein arabisches Stimmengewirr. Frauen waren den Gelüsten der Aufgeputschten ausgeliefert, sie spürten Hände überall. Ein Mann leckte einer Frau durchs Gesicht, ein anderer drohte ihrem deutschen Begleiter: „Give the girls, give the girls, sonst Tod.“ Infolge dieser Nacht wurden Gesetze geändert und internationale Abkommen geschlossen. Der Umgang mit Flüchtlingen ist „seit Köln“ ein anderer. „Seit Köln“ – dass sich dieser Begriff festgesetzt hat, verletzt die Kölner, die ihre Stadt so lieben. Und es rührt an der Berufsehre der Polizisten, dass sie es nicht schafften, all das zu verhindern.

Die Polizei antwortete in diesem Jahr mit einem Großaufgebot. Zehnmal so viele Beamte sollten für Sicherheit sorgen. Dazu Mitarbeiter von Ordnungsamt, Bahn und Sicherheitsdiensten. In Dreierteams patrouillierten sie durch die Innenstadt. Die Bundespolizei achtete schon in den Zügen darauf, wer nach Köln reiste. Dieses Mal sollte alles perfekt laufen. Das Fahndungsmuster, das sagte Polizeipräsident Mathies später: Rechtsradiakale, Hooligans, Rocker. Außerdem im Fokus: Nordafrikaner. Auch das sagte Mathies unumwunden.

„Nordafrikaner“ ist in Köln und Düsseldorf ein besetzter Begriff. Spätestens seit 2012 hat sich hier eine Taschendiebszene entwickelt. Viele stehen unter Drogen. Polizisten berichten, diese Männer würden auch schnell mal ein Messer ziehen, wenn sie beim Klauen erwischt werden. Seit 2013 gibt es darum den Warnbegriff „Nafri“.

Das Fahndungsmuster, das sagte Polizeipräsident Mathies später: Rechtsradiakale, Hooligans, Rocker. Außerdem im Fokus: Nordafrikaner. Auch das sagte Mathies unumwunden

Seit der Silvesternacht 2015 bekommt die Polizei zumindest mehr Anerkennung für ihre oft riskante Mission, die Szene im Zaum zu halten. Aber es gibt auch Kritik. Die Razzien in den von Nordafrikanern bewohnten Vierteln bekommen auch ehemalige Gastarbeiter und ihre Nachkommen zu spüren. Die Ergebnisse bleiben dürftig. Dabei bietet die maghrebinische Gemeinde ihre Mitarbeit an, um die Kriminellen loszuwerden. Auch konsequentere Abschiebungen würden sie unterstützen, sagt Rachid Amjahad von der Gesellschaft für Kultur und Wissenschaft des Maghrebs in Düsseldorf.

Eine Justizangestellte sagt, kriminelle Nordafrikaner hätten eine entspannte Einstellung zum Reisen. Dass sie zum Feiern weit fahren, hält sie für plausibel. Sie seien für die Staatsmacht nicht zu fassen, fühlten sich mächtig. Gleichzeitig wüssten sie, dass sie hier keine legale Zukunft haben, keinen Anspruch auf Asyl. Das erzählten auch die Täter der Silvesternacht 2015 vor dem Kölner Amtsgericht.

„Ihr seht aus wie Täter“

Mimoun Berrissoun, in Köln aufgewachsenes Kind marokkanischer Eltern, besucht für sein Projekt namens 180°-Wende jugendliche Straftäter im Gefängnis. Dem WDR sagte er kürzlich, es sei möglich, dass die Gruppen in der aktuellen Silvesternacht „gelenkt“ wurden. Der CDU-Politiker Armin Schuster machte daraus eine „Machtprobe“ ebenso wie die Feministin Alice Schwarzer. Berrissoun fühlt sich falsch verstanden. Der taz sagt er, eher handle es sich um ein „Schwarmverhalten“. Möglicherweise gebe es Wortführer und Mitläufer. Eine echte Struktur und die Absicht, ein Zeichen zu setzen oder gar den Staat „herauszufordern“, hält er für unwahrscheinlich.

Warum auch in diesem Jahr wieder viele Nordafrikaner in Köln waren, ist ein Rätsel. Die Polizei hat eine Arbeitsgruppe gegründet, die das nun herausfinden soll. Unklar ist, wie groß die Zahl der Nordafrikaner wirklich war und wie ungewöhnlich diese Zahl ist. Immerhin kommen Menschen vieler Herkunft zum Feiern nach Köln.

Auch eine fünfköpfige Gruppe Schwarzer will in Köln Silvester feiern, auch sie werden durch die rechte Tür geschickt, obwohl zwei Frauen dabei sind. Die Männer gehen auf die Polizeikette zu und versuchen zu verhandeln. Sie werden abgewiesen. Dann versuchen es die Frauen – mit Erfolg. Ein Afghane ist mit zwei Minderjährigen unterwegs, die keinen Ausweis dabeihaben. Keine Chance, bis zum Dom zu kommen. Also dreht er ab.

Murat Ünal filmt mit seinem Handy diese Szene und postet sie später mit einem langen Bericht bei Facebook. Er habe einen Polizisten gefragt, warum er festgehalten werde. Der habe geantwortet: „Weil ihr ausseht wie die Täter im letzten Jahr.“ Ünal habe gefragt: „Aufgrund meiner dunklen Augen und Haare bin ich also ein potenzieller Sexualstraftäter?“ Der Polizist habe geantwortet: „Haargenau.“

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24 Kommentare

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  • Von wegen Racial Profiling! Wo soll das denn Racial Profiling sein, wenn als Erstes Rechtsradikale, Hoopligans und Rocker genannt werden? Personengruppen, die Sylvester 2015 überhaupt nicht aufgefallen sind. Da scheint mir eher ein Knick in der Pupille der Kölner Polizeiführung!

  • Als Syrer wäre ich da ganz bestimmt die Nacht nicht hingefahren.War doch klar , was da passiert. Da kann er sich bei einem kleinen Teil der Geflüchteten bedanken. Genauso wäre ich als Frau nicht dorthin . Haben ja auch viele nicht gemacht, Wenn Deutschland jetzt Aufgrund der Ereignisse nicht mehr so kuschelig ist, brauch man sich nicht wundern.

  • Mehr als das Profiling selbst beunruhigt mich der Umgang damit.

     

    Ich kann mich des Eindrucks nicht mehr erwehren, dass da im Hintergrund deutlich mehr Rassismus werkelt, als die Führungspersonen oder Mandatsträger zugeben wollen.

  • Leider wird immer deutlicher, wie platt propagandistisch die TAZ in letzter Zeit agiert.

     

    Hier wird scheinbar (!) offen über die Verfehlungen der Polizei und die vermutete Unschuld von bestimmten Personengruppen berichtet. Damit mit geschickt verdeckt, dass während Silvester andernorts zahlreich und mehr als in den Vorjahren gegen die Selbstbestimmung von Frauen verstoßen wurde.

     

    Über brennende Asylunterkünfte kann gar oft genug berichtet werden, auch wenn es nur leere oder ehemalige Unterkünfte sind. Jetzt werden 50(!) Menschen bei einem gelegten Brand in einer Flüchtlingsunterkunft verletzt und kein Wort davon hier in der TAZ. Weil die Täter nicht unbekannt und vermutlich nicht "Nazis" waren?

     

    Schön lebt es sich in der Blase ...

    • @TazTiz:

      "Damit wird geschickt verdeckt, dass während Sylvester andernorts zahlreich und mehr als in den Vorjahren gegen die Selbstbestimmung von Frauen verstoßen wurde."

       

      Haben Sie irgendwelche Belege für diese Kette von Behauptungen?

       

      "Weil die Täter nicht unbekannt und vermutlich nicht "Nazis" waren..."

       

      Möchten Sie diese, Verzeihung, aber, ja doch: Brandstifter mit Ihren Äußerungen in Schutz nehmen?

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @TazTiz:

      Doch dazu gibt es mittlerweile einen Artikel...

       

      Allerdings haben Sie schon recht. Der Opfer Fetisch der Linken nimmt immer extremere Züge an!

  • "Warum auch in diesem Jahr wieder viele Nordafrikaner in Köln waren, ist ein Rätsel."

     

    Vielleicht die gleichen Bewegungsgründe, die früher viele junge Deutsche auf gewalttätige 1.Mai-Demos in Kreuzberg getrieben haben. War ja auch immer irgendwie ein Rätsel.

  • "Bundespolizisten stehen an den Ausgängen und weisen alle einer Tür zu. Weiße und Gruppen, zu denen Frauen gehören, dürfen die linke Tür nehmen. Von dort kommen sie zum Dom, ans Rheinufer, zum Roncalliplatz. Männer anderer Hautfarbe oder mit südländischem Aussehen, müssen nach rechts. Das Muster ist eindeutig. Dort landen sie in einem von einer Kette aus Landespolizisten abgetrennten Bereich. In einer Ecke kann man seinen Ausweis vorzeigen und wird durchgelassen, wenn alles in Ordnung ist." - Schön, dass es also wirklich kein Racial Profiling gab. Bislang waren die Informationen wenig genau. Offenbar waren die Grünen-Politiker, die hinter der Polizei standen, besser informiert.

    • @rero:

      Warum versuchst du, racial profiling umzudeuten? Natürlich war es das. Steht ja auch so in deinem ausgewählten Zitat sowie im Text. Die Hautfarbe war der zur Kontrolle entscheidende Faktor (Gegenprobe: Gruppe männlicher Weißer - nach links ins Wunderland).

    • @rero:

      Hierzu sei auf den Kommentar des Herrn BREITMAULFROSCH v. 06.01.2007 / 22:47 h verwiesen.

      • @Nikolai Nikitin:

        Breitmaulfrosch spricht von der hypothetischen Kontrolle von deutschsprechenden Menschen, das Äquivalent gabs in Köln nicht. Der Primärfaktor war die Hautfarbe. Wird im Bericht ja auch so geschildert.

         

        Warum man aus dem offenkundigen racial profiling keines machen will, ist mir ein Rätsel.

  • "Platzverweis.“

     

    Wohin jetzt? Die Shishabars sind zu voll, draußen ist es kalt. Sie wollen zurück nach Aachen fahren"

     

    Eine komische Geschichte. Ein paar Jungs fahren zu Silvester zum Feiern von Aachen nach Köln. Anscheinend lässt sich in Köln - auch noch zu Silvester- nur vor dem Bahnhof draußen an der Domplatte feiern, wo es "nicht zu kalt" wird, oder in Shisabars. Und so will man zurück ins Nest Aachen, wenn Domplatte -wo sich "ganz Köln in der Kälte versammelt"- oder alternativ warme Shisabars ausfällt.

     

    Vor 20 Jahren, ohne Handy, ohne Google, wär es wohl leichter gewesen, eine Party zu finden... so musste man in der Kälte am Bahnhof stehen. Dramatik. Von Aachen aus wär ich zwecks Party wohl nach Brüssel gefahren. Aber Geschmackssache, andere reizt die Domplatte "interessant fanden sie schon, was dort passieren würde".

  • Gehen wir doch mal von der umgekehrten Situation aus: Sylvester 2015 haben über tausend betrunkene deutsche Touristen in Bangkok randaliert, hunderte von Frauen sexuell belästigt und über 50 vergewaltigt, und das buddhistische Heiligtum der Stadt mit Raketen beschossen.

    Sylverster 2016 sind in einer Art Flashmob wieder über tausend entsprechend aufgelegte Deutsche auf der Anreise. Die thailländische Polizei möchte unter allen Umständen eine Wiederholung verhindern, und kontrolliert deshalb gezielt weißhäutige und deutschsprechende Menschen.

    Wäre das schlimmer Rassismus? Nein, das wäre eihne Selbstverständlichkeit, um wenn ich zufällig persönlich in eine solche Kontrolle geraten würde, hätte ich vollstes Verständnis dafür.

     

    Ich finde es merkwürdig, dass Mohammed O. extra nach Köln fährt, um zu sehen, wie sich die Polizei verhält. Die Tatsache, dass er sauer auf die Polizei ist, und nicht auf die Randalierer des vergangenen Jahres (die sind ihm irgendwie keiner Erwähnung wert ...), finde ich gelinde gesagt nicht gerade vertrauenerweckend.

     

    Sie schreiben: "Warum auch in diesem Jahr wieder viele Nordafrikaner in Köln waren, ist ein Rätsel."

    Es entsteht leider der Eindruck, dass hier eine Machtfrage gestellt werden soll. Und das ist schade, denn auf eine so gestellte Machtfrage kann es nur eine eindeutige Antwort geben. .

    • @Breitmaulfrosch:

      ich find's auch immer wieder merkwürdig, wenn die Olivers aus zehlendorf am 1.mai nach x-berg fahren, um zu gucken, ob's oder nicht randale gibt.

      auch so ne art machtfrage.

    • @Breitmaulfrosch:

      Passender für dieses Beispiel wären wohl Migranten aus Myanmar oder Kambodscha. In Thailand wäre es kaum so weit gekommen. Die Polizei wäre sicherlich sehr viel schneller und rigoroser gegen die Leute vorgegangen. Die Täter würden jetzt für viele Jahre im Knast sitzen. Und ich nehme an, dass ein solches Ereignis die generelle Ablehnung von Armutsmigranten in der thailändischen Gesellschaft ungleich stärker gefördert hätte als es hier der Fall war.

      Der Unterschied ist aber, dass dort de facto eine Militärregierung herrscht mit entsprechender Abschreckungswirkung. Ich möchte in Deutschland auf gar keinen Fall einen autoritären Staat oder einen Nationalismus, wie sie in den meisten Ländern der Welt selbstverständlich sind. Auch wenn in einem solchen Staat Exzesse wie in Köln vielleicht unmöglich wären; der Preis wäre wohl die Aufgabe mühsam errungener Freiheits- und Menschenrechte und die Abkehr von der offenen, liberalen Gesellschaft. Was mich extrem wütend macht ist, wenn Leute wie die Typen letztes Jahr in Köln diese Liberalität als Schwäche begreifen und gnadenlos ausnutzen, und damit zugleich die politischen Kräfte stärken, die der Liberalität ein Ende setzen möchten.

      • @Ruhig Blut:

        Sie haben natürlich Recht mit der Ablehnung einer Militärregierung bzw. einer autoritär-nationalistischen Staatsführung.

        Wenn Sie allerdings mit fehlender Freiheit argumentieren, möchte ich fragen, welche Freiheit denn die Frauen in Köln hatten? Wenn man die Freiheit hochhält, muss man auch die Freiheit von Frauen, in einer Stadt unbehelligt zu feiern, einschließen.

        Und dann sieht man, das nichts daran vorbei führt, Kompromisslösungen zu finden, die beide Freiheiten berücksichtigen bzw. ermöglichen.

        • @Kapiert:

          Ja sicher, das sehe ich genauso. Ich befürchte es ist mitunter ein schmaler Grat, auf dem die Staatsgewalt sich bewegen muss; zwischen Beschränkung von Freiheitsrechten und der Gewährleistung von Sicherheit (und Freiheit) für alle, zwischen racial profiling und effektiver Gefahrenabwehr und auch zwischen Toleranz gegenüber totalitären Weltanschauungen (etwa bei Rechten oder Islamisten) und dem Schutz der liberalen Gesellschaftsordnung.

      • @Ruhig Blut:

        Was mich extrem wütend macht ist, wenn Leute wie die Typen letztes Jahr in Köln diese Liberalität als Schwäche begreifen und gnadenlos ausnutzen, und damit zugleich die politischen Kräfte stärken, die der Liberalität ein Ende setzen möchten....

        ....Leider haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen.

  • Die Polizei hat geradezu die Pflicht, wenn aus dem letzten Jahr noch hunderte(!) Straftäter frei herumlaufen, nach äußerlichem Erscheinungsbild zu kontrollieren, wenn dies an gleichem Ort und vergleichbaren Umständen (Silvester) geschieht.

  • Wie sieht es eigentlich mit Nazis aus, muessten dann nicht an den Orten, wo es rassistisch-terroristische Übergriffe gegeben hat, diejenigen wie die Täter aussehen, "festgehalten" werden ?

     

    "Er [Murat Ünal] habe einen Polizisten gefragt, warum er festgehalten werde. Der habe geantwortet: „Weil ihr ausseht wie die Täter im letzten Jahr.“ Ünal habe gefragt: „Aufgrund meiner dunklen Augen und Haare bin ich also ein potenzieller Sexualstraftäter?“ Der Polizist habe geantwortet: „Haargenau.“

    • @Wolfgang López:

      Wo war eigentlich die organisierte Zivilgesellschaft in dieser Nacht, die mir der Polizei , Presse, Politik hätte zusammen-, oder gegenarbeiten können? Dass es zur Sylvesternacht rundum den Kölner Bahnhof heikel werden würde, war ja durchaus vorhersehbar.

    • @Wolfgang López:

      Gleicher Ort, ähnliche Uhrzeit bzw. Umstände, ja, warum denn auch nicht?

      Bei jeder Täterfahndung achtet die Polizei auf Äußerlichkeiten.

  • Schon wieder Köln, schon wieder Silvester. Das Thema ist schon längst abgenagt. Hier mischt sich die Selbstgerechtigkeit/herrlichkeit von Autoren mit der heiklen Realität für die es keine Ideallösung gibt und geben wird. "Es ist wie es ist", -sag ich meinen Patienten immer wenn sie die Realität zusätzlich katasthrophisieren wollen.