: Kurze Verschnaufpause für die Bewohner von Aleppo
SYRIEN Russland verspricht eine viertägige Waffenruhe für die Rebellengebiete im Osten der Stadt. Die UNO will Verletzte evakuieren
Trotz der offiziellen Waffenruhe kommt es zu Gefechten. Dabei beschießen sich die Kontrahenten in der Nähe eines der Korridore. In anderen Teilen der Stadt bleibt es hingegen ruhig.
Russland hatte am Mittwoch zunächst angekündigt, die für acht Stunden geplante Waffenruhe am Donnerstag auf elf Stunden zu verlängern.
Später sicherte die russische Regierung zu, die Luftangriffe auf Aleppo in den vier Tagen bis Sonntag jeweils für elf Stunden einzustellen, wie das UN-Büro für humanitäre Hilfe (Ocha) am Donnerstag in Genf bekannt gab.
Die UNO will nun versuchen, erstmals Verwundete und Kranke aus dem belagerten Osten Aleppos abzuholen und außerhalb medizinisch zu versorgen. Alle Konfliktgegner hätten die dafür erforderlichen Sicherheitsgarantien für humanitäre Helfer endlich zusichert, berichtete der UN-Koordinator für Nothilfe in Syrien, Jan Egeland. „Wir hoffen sehr, dass die ersten medizinischen Evakuierungen morgen stattfinden können“, sagte er am Donnerstag in Genf.
Unterdessen hat die EU – nach erfolglosen Syrien-Gesprächen mit Russland in Berlin – ihre Wortwahl in dem Konflikt verschärft: Der jüngste Beschlussentwurf für den EU-Gipfel am Donnerstag in Brüssel droht nun auch Unterstützern der syrischen Führung Sanktionen an, sollten die „Gräueltaten“ in der nordsyrischen Stadt Aleppo anhalten (s. Text unten).
Die Drohung ist nicht allein auf Syrer beschränkt. In dem Beschlussentwurf wird auch der Syrien-Verbündete Russland für die Angriffe auf Zivilisten in Aleppo verantwortlich gemacht.
Während also die eingeschlossene Bevölkerung in Aleppo für ein paar Tage aufatmen kann, gehen in der Region nördlich der Stadt die Kämpfe weiter.
Am Donnerstag bombardierte die türkische Armee kurdische Milizen, die seit Sonntag in Richtung auf die noch vom „Islamischen Staat“ (IS) gehaltene Stadt al-Bab vorrücken. Dabei wurden mindestens elf Menschen getötet, die türkischen Medien sprachen von 160 bis 200 Toten.
Für die Kurden ist al-Bab strategisch wichtig, um ihre Gebiete im Westen mit jenen im Osten miteinander zu verbinden. Dies will die Türkei mit aller Macht verhindern. B.S.
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