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portraitTraurige Symbolfigur

Vor elf Jahren ermordet:Hatun Sürücü Foto: Anja Weber

Die junge Frau schaut mit strahlendem Lächeln in die Kamera. Die langen dunklen Haare hat sie zurückgebunden, an ihren Ohrläppchen baumeln glitzernde Kugeln. Betrachtet man Bilder von Hatun Sürücü, springt einen die Lebenslust geradezu an. Trotzdem – oder genau deshalb – wurde die 23-Jährige am 7. Februar 2005 von ihrem Bruder ermordet. Seitdem gibt es jedes Jahr an ihrem Todestag in Berlin eine Mahnwache. Hatun Sürücü, die ihren damals fünfjährigen Sohn Can hinterließ, ist zu einem Symbol für Freiheit und Selbstbestimmung geworden.

Denn sie war stark genug, um sich von ihrer konservativen Familie mit dem herrischen Vater zu emanzipieren. Mit acht Geschwistern wuchs Hatun Sürücü in Berlin-Kreuzberg auf. Der Vater, ein sunnitischer Kurde, soll die Schriften des Islamistenführers Kaplan gelesen haben. Zu Hause wurde fünfmal am Tag gebetet. Männer und Frauen saßen dabei nicht gemeinsam in einem Raum.

Als Hatun 15 Jahre alt war, verheirateten die Eltern sie, die älteste Tochter, mit einem Cousin in der Türkei. Die Ehe scheiterte, Hatun kehrte schwanger nach Berlin zurück. Zunächst lebte sie wieder zu Hause, dann gelang ihr der Absprung. Sie zog mit ihrem Sohn in ein Mutter-Kind-Heim, später in eine eigene Wohnung. Sie holte ihren Hauptschulabschluss nach, machte eine Ausbildung zur Elektromechanikerin. Das Kopftuch, das sie bis dahin immer noch trug, legte sie ab. Sie ließ sich piercen, hatte Beziehungen zu Männern.

Es muss schwer gewesen sein, aus dem Stand heraus ein eigenständiges Leben als alleinerziehende Mutter zu beginnen, zu Hause war sie ja gerade nicht zur Selbstständigkeit erzogen worden. Hatun Sürücü brauchte Unterstützung von Psychotherapeuten und Sozialarbeiterinnen. Wie viele Mädchen, die sich von ihrer Familie losgesagt haben, suchte sie dennoch weiterhin den Kontakt – obwohl vor allem ihre Brüder ihren neuen Lebensstil nach wie vor ablehnten. An ihrem Todestag hatte sie Besuch von ihrem jüngsten Bruder Ayhan. Arglos folgte sie ihm auf die Straße, wo er sie an einer Bushaltestelle erschoss. Ihr Sohn lebt unter neuem Namen bei einer Pflegefamilie.

P. Plarre, A. Lang-Lendorff

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