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Kolumne Schwul & SchwulerWir wollen zu Plasberg

Rechte kontrollieren einen Schwulenparkplatz, Homos sind als Nachbarn unbeliebter als Italiener und ein Promi zeigt seinen Penis.

Was macht der da im Wald? Foto: ZWEISAM / photocase.de

S chwul: Sind Sie ein Homosexueller?

Schwuler: Bitte?

Schwul: Und wollen Sie hier Geschlechtsverkehr haben?

Schwuler: Immer. Was sind das aber für Fragen?

Schwul: Der Stadtschutz von „Die Rechte“ nahm letztens in Dormund den Schwulenparkplatz ins Visier und patrouillierte durch den Wald.

Schwuler: Geil, hatten die auch mal Lust auf Sex im Freien?

Schwul: Ja, eher Gangbang. Zu fünft sind sie da mit Handschuhen durchmarschierte und haben nach Homos gesucht.

Schwuler: Wie aufregend. Können wir da auch hinfahren?

Schwul: Da waren schon andere da. Der „Vögelschutz“ in rosa Shirts.

Schwuler: Das klingt ja wahnsinnig witzig. Und weil Homos einfach keinen Humor haben, will sie wahrscheinlich auch keiner als Nachbar haben. Das ergab eine neue Studie.

Schwul: Ich lieeebe Studien.

Schwuler: Na, jedenfalls sind Homosexuelle als Nachbarn unbeliebter als Italiener.

Schwuler: Also möchte neben mir eigentlich keiner wohnen. Super, mehr Platz für mich und meine italienische Familie.

Schwul: Oh ja, heute ist Miràcoli-Tag. Und hast du gehört, dass „Enough Is Enough – Open Your Mouth“ wieder Menschen um ihren Job gebracht haben?

Schwuler: Du bist schon wieder so seriös. Das nervt.

Schwul: Es zieht sich im Moment einfach keiner nackt aus. Sommerloch und so.

Schwuler: Das ist doch Schwachsinn. Da hast du schlecht recherchiert. Auf welcher Journalistenschule warst du denn? Der von Promi Big Brother hat sich doch ausgezogen und seinen großen Penis gezeigt.

Schwul: Wer?

Schwuler: Dieser Tennisspieler, Daniel Köllerer. Der hat immer geheult, hat so Tattoos und eben einen großen Penis.

Schwul: Ach so, der. Für mich gibt es nur Ronald Schill – sonst niemanden.

Schwuler: Ich würde noch gerne was zu meinem Land sagen. Der Bürgermeister Venedigs will keinen CSD in seiner Stadt. Die sollen schön in Mailand bleiben.

Schwul: Scheiße.

Schwuler: Ich lieeebe Venedig. Aber diese ganzen Brücke. Wie sollen wir da auf Stöckelschuhen und an der Leine auf allen Vieren durchmarschieren?

Schwul: Stimmt, voll gefährlich. Ähnlich gefährlich sind diese ganzen Männer, die diesen Sommer mit nacktem Oberkörper durch die Stadt laufen.

Schwuler: Ekelhaft. Und die haben noch nicht mal alle gute Körper.

Schwul: Das ist voll Lookism.

Schwuler: Wir sind doch hier nicht auf Malle.

Schwul: Spießer.

Schwuler: Aber wenigstens bin ich nicht so schlimm wie Frank Plasberg.

Schwul: Wer?

Schwuler: Na dieser ARD-Talker, der letztens die Gender-Sendung verhunzt hat. Jetzt will er sie nach den ganzen Beschwerden noch mal wiederholen – mit den gleichen Gästen.

Schwul: Was ist das für eine schwachsinnige Idee?

Schwuler: Na, warte, der Toni Hofreiter kann schon mal nicht, weil der wahrscheinlich nackt auf Malle abhängt.

Schwul: Na super, dann kommen wir eben in die Sendung. Aber nur mit nacktem Oberkörper.

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Paul Wrusch
Redakteur wochentaz
Jahrgang 1984, hat Journalistik und Soziologie in Leipzig studiert. Seit 2009 ist er bei der taz. Nach seinem Volontariat war er Redakteur in der sonntaz, bei taz.de, bei taz2/Medien und im Inlandsressort. Bis 2024 Ressortleiter wochentaz, jetzt Politikredakteur.
Enrico Ippolito
Redakteur bei taz2/medien
Jahrgang 1982, ist seit 2011 bei der taz. Seit November 2012 wirkt er als Redakteur bei tazzwei/medien. Zuvor hat er ein Volontariat bei der taz absolviert.
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1 Kommentar

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  • Studien! Wären sie wirklich Profis (oder wenigstens intelligente Laien), hätten die Kriminologen vom KFN nicht nur nach der Beliebtheit von Sinti, Homosexuellen und Juden gefragt, sondern auch danach, wie beliebt Nazis oder Schläger als Nachbarn sind. Dann wäre der ganze Irrsinn, der hinter den Zahlen steckt, vielleicht ein paar Leuten aufgefallen. Zum Beispiel den Machern von Queer.de. Aber die wollten offenbar viel lieber etwas anderes skandalisieren, als die idiotische Fragestellung niedersächsischer Kriminal-Forscher. Etwas, was sie ungefähr so gut dastehen lässt, wie diesen Tenniscrack unter der Dusche. Und so können sich nun zwar nicht Schwule, Sinti oder Juden als "Deutsche" und damit total beliebt fühlen, dafür aber Nazis, Diebe oder Schläger. Glückwunsch, liebes KFN! Wenn das dein Ziel gewesen ist, dann hast du es bestimmt erreicht.

     

    Genau so, wie die Leute von Enogh is Enogh - Open your Mouth ihr Ziel erreicht haben dürften. Ihre öffentliche Selbstdarstellung als strahlende Ritter in güldener Rüstung, die den Kampf gegen sämtliche Feuerdrachen dieser Welt führen und gewinnen, bevor sie die geraubte Prinzessin... - ach, egal. (Man kann halt nicht nur unter der Dusche ziemlich nackt dastehen, wenn man sich etwas davon verspricht.) Die, zugegeben, recht geringe Chance, dass Sara ihre bescheuerte Einstellung korrigiert, wenn sie als Altenpflegerin auf kluge und sympathische, wenn auch nach Ansicht der EiE-Recken vollkommen schutz- und hilflose "LBGTI*-Menschen" trifft, ist nun dank Super-Engagement zwar vollständig dahin (und die Radikalisierung fast gewiss), aber ein Bisschen Schwund hat man ja leider immer. Da kann man wohl nichts machen dran. Auch nicht, wenn man die x-te Wiederholung dreht.