Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Langweiler Steinbrück. Und was das Sprichwort „Wenn man am Gras zieht, wächst es nicht schneller – man reißt es nur aus“ mit der Frauenquote zu tun hat.

Schick: Grashalm mit Tautropfen im Gegenlicht. Bild: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Der BVB ändert den Claim „Echte Liebe“ in „Relativ echte Liebe, so weit bezahlbar“.

Und was wird besser?

Neapel. Nee, jetzt aber wirklich, ich hab Karten und die unterschätzen uns jetzt und … hach.

Endspurt in den Koalitionsverhandlungen oder wie Frau Merkel sagt: „The proof of the pudding is the eating.“ Auf was für einen Pudding dürfen wir uns freuen?

Im Herkunftsland des Wortes wird unter „pudding“ vieles summiert, von Köstlichkeiten bis zu Blutwurst. Das „süße“ Konnotat ist deutsch; und mit Mindestlohn, Armutsrente, Regulierung der Zeitarbeit und Frauenquote ist einiges eingerührt, was Unternehmern Zahnschmerzen macht. Deshalb tat Merkel den Spruch beim Bundesverband der Deutschen Arbeitgeberverbände: Erstens „kriegt ihr ja selber nichts mehr gebacken, sonst bräuchten wir keinen staatlichen Mindestlohn“, und zweitens heißt der deutsche Spruch: „Nichts wird so heiß gegessen, wie es auf den Tisch kommt.“

Die Frauenquote kommt! Wer hat sie besonders nötig?

Die Politikerinnen, die dafür kämpfen. Denn das Gemeinte ist wesentlich komplizierter und womöglich mit stumpfem Gesetz nicht so eindrucksvoll zu postulieren: Wenn man am Gras zieht, wächst es nicht schneller – man reißt es nur aus. Also geht es um Gründerinnen, um bessere Chancen für Frauen, selbst unternehmerisch tätig zu werden. Ich habe keine Sehnsucht nach Frauen, die oben mitmachen dürfen, weil sie genau so verantwortungsfreie Habsüchtlinge sind wie die Jungs, die schon oben sind.

Schwarz-Grün verhandelt in Hessen, und plötzlich taucht der Bouffier wieder auf. Wo war der eigentlich in den letzten Wochen?

Ausweislich vieler Fotos in Berlin bei den dortigen Koalitionsverhandlungen. Das „go“ für Schwarz-Rot im Bund bedingt das nämliche für Schwarz-Grün in Hessen; im Bund machen wir den alten Krempel weiter und lancieren dafür in einer Filiale ein hoffnungsvolles Start-up. So wie auch Rot-Grün in Hessen erfunden wurde.

Peer Steinbrück rechnet in der Zeit mit den Medien ab. Sind wir Journalisten jetzt schuld an der SPD-Misere?

Steinbrück ist bei „Jauch“ und auf dem Spiegel-Titel gemacht worden, er hat diese Dynamiken benutzt. Seine „Man sieht sich zweimal“-Drohungen langweilen, er hat das zu Merkel im Wahlkampf wegen ihres Europa-Foulspiels gesagt und, na ja, sie sah ihn dann klein beigeben und sich zurückziehen. Steinbrück ist ein halbes Dutzend Mal ins Abseits gelaufen, und statt in jetzt verfügbarer Freizeit die Regel zu lernen, fordert er eine Revision des Schiedsrichterwesens. Kasper.

Wer demnächst beim Klauen erwischt wird, dem droht der Führerscheinentzug. Werden die U- und S-Bahnen bald noch voller?

Das Konzept ist unfertig: Wer von vornherein auf den Führerschein verzichtet, sollte in jedem Kaufhaus drei Produkte seiner Wahl mitnehmen dürfen. Vielleicht kann man eigene Waggons für Unwürdige einrichten. Hm. Viele sehen heute schon so aus.

Ohne Dieter Hildebrandt kann man es doch jetzt auch gleich lassen mit der Satire in Deutschland, oder?

Er war bis fast zuletzt genau das, was er sein wollte. Das tröstet. Und er war gütig, an Kollegen interessiert und anteilnehmend. Einen Nachruf mit dem Begriff „Gehässigkeit“ zu beschlagzeilen, wie es die Welt tat, ist dann noch mal ein schöner postumer Gag. Mit Hildebrandt: „Über manche Dinge macht man keine Witze, da lacht man direkt.“ Der Verheiligung setzt er entgegen, mit Satire in goldenen Zeiten 50 Prozent Marktanteil im Fernsehen erzielt zu haben. Er hatte kein Problem damit, gemocht zu werden, und nutzte seine Intelligenz nicht zur Ausgrenzung. Das ist ein feines Erbe.

Sind Sie eigentlich genauso begeistert von der Schach-WM wie Spiegel Online?

Bei Schachsendungen im TV habe ich oft gestaunt, dass man sich auf das Testbild freuen kann als willkommene Unterhaltungspause. SpOn hat Zahlen über die Nutzung dieses Angebots, ich würde einen Bauern dafür eintauschen, sie wissen zu dürfen.

Und was machen die Borussen?

Bayern-Fan Marcel Reif und Ex-Bayern-Spieler Effenberg kommentierten das Bayern-Spiel bei Sky. Nachdem Effenberg Reif ein paar Fehler beim Herabwürdigen der Dortmunder nachgewiesen hatte, konzentrierte der sich für den Rest der Zeit aufs Anpreisen nachfolgender Gesprächsrunden und Gewinnspiele. Immer schön, wenn einer noch schlechter ist als die glücklose Borussia.

FRAGEN: ANNE FROMM

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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