Schiedsrichter verpfeift WM-Auftakt: Nishimuras „Schulden bei der Seleção“

Auf der Pressekonferenz nach dem verlorenen Spiel findet Kroatiens Trainer Niko Kovač sehr klare Worte. Brasiliens Trainer Felipe Scolari reagiert gelassen.

Nach dem Eröffnungsspiel weltweit bekannt: Yuichi Nishimura. Bild: dpa

São Paulo taz | Niko Kovač mimte nur ganz kurz den fairen Verlierer. In einem brav formulierten Satz gratulierte der kroatische Nationaltrainer der brasilianischen Seleção zum 3:1-Erfolg im Eröffnungsspiel der 20. Weltmeisterschaft. Dann folgten unzählige Sätze, die im Grunde genommen den Vorwurf der systematischen Benachteiligung enthielten. Der gebürtige Berliner, der sein Amt erst seit Oktober 2013 bekleidet, ging bei seiner ersten WM-Auftaktpressekonferenz gleich in die Vollen. Und er drohte sich um Kopf und Kragen zu reden.

„Das war ein lächerlicher Elfmeter“, legte Kovač los und fuhr fort: „Wenn das ein Elfmeter war, muss man hundert während dieser Weltmeisterschaft geben.“ Der japanische Schiedsrichter Yuichi Nishimura hatte in der 69. Minute, nachdem die Kroaten die Brasilianer nach deren veritablen Sturmlauf Ende der ersten Hälfte gerade wieder unter Kontrolle gebracht hatten, auf Strafstoß entschieden – beim Stand von 1:1. Neymar traf und das Spiel kippte zugunsten des Gastgeber.

Niko Kovač verkaufte sich nun, um den Anschein eines schlechten Verlierers, der unter nationaler Engstirnigkeit leidet, zu vermeiden, auch als Vorkämpfer für all diejenige, die bei dieser WM noch gegen Brasilien antreten müssen. „Wenn das so weitergeht, haben wir einen Zirkus bei diesem Turnier. Wir sind die ersten die gegen Brasilien spielen. Ich hoffe, dass sich die Dinge verbessern.“ Man darf gespannt sein, wie die Fifa auf diese weit über das eine Spiel hinausreichende Vorwürfe reagieren wird.

Mit dem Thema Manipulation hat der Verband außerhalb des Rasens schließlich mehr als genug zu tun. Da wird man womöglich deutliche Zeichen setzen, um sich diese Debatte nicht auch noch bei den künftigen WM-Spielen aufzuhalsen. Millionen Menschen hätten an den Fernsehern gesehen, dass dies kein Elfmeter gewesen sei, schimpfte Kovač.

Und wenn er nicht irgendwann seinem brasilianischen Kollegen Felipe Scolari hätte weichen müssen, hätten seine Klagen vermutlich kaum ein Ende gefunden. Scolari wehrte indes die Attacken von Niko Kovač deutlich souveräner ab, als zuvor seine Seleção die Angriffe des kroatischen Nationalteams. „Millionen sollen das nicht so gesehen haben, aber der Schiedsrichter hat es gesehen“, resümierte er trocken.

Fallobst Fred

Aber die Erregung von Kovač war durchaus nachzuvollziehen. Den 1,86 großen und eher wuchtigen Stoßstürmer Fred bringt man im Alltagsleben gewiss nicht so schnell zu Fall wie es Dejan Lovren in der 69. Minute mit einer leichten Berührung geschafft hatte.

Doch die Fehlentscheidung des Schiedsrichters hätten seine Spieler wiederum korrigieren können. In den Schlussminuten wankte die brasilianische Abwehr heftig. Neymar, mit zwei Toren zum Spieler des Spiels gewählt, wurde natürlich auch zu den Vorwürfen von Kovač befragt. Und der 22-Jährige antwortete: „Ich glaube, wenn wir kollektiv spielen, sind wir ein starkes Team. Es haben nicht ein oder zwei Spieler dieses Spiel entschieden, sondern das ganze Team. Ich gratuliere dem Team, dass es nach dem Rückstand solch eine Reaktion gezeigt hat.“

So kann man natürlich auch auf Vorwürfe reagieren. Falls Kovač sich weiter aufs Verschwörungstheoretische verlegen will, dann sei ihm der Blog des brasilianischen Sportjournalisten Juca Kfouri empfohlen. Der schrieb nämlich zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel über den japanischen Schiedsrichter Yuichi Nishimura: „Er hat Schulden bei der Seleção.“ Kfouri bezog sich dabei auf einen nicht gegebenen Elfmeter von Nishimura während der WM 2010, den der Niederländer de Jong an Kaká verschuldet habe.

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