Kritik am Referee nach Eröffnungsspiel: Kein völliges Greenhorn

Für seinem falschen Elfmeterpfiff im Eröffnungspiel erntet Schiedrichter Nishimura Kritik. Eine generelle Debatte über die Unparteiischen kommt allerdings verfrüht.

Revidierte seine Fehlentscheidung in der Auftaktpartie trotz berechtigter kroatischer Proteste nicht: Schiedsrichter Yuichi Nishimura. Bild: dpa

SAO PAULO taz | Bemerkenswert war nur, wie schnell es dieses Mal ging, bis die erste Schiedsrichterdebatte entbrannte. Geführt werden Diskussionen dieser Art bei jedem Turnier. Das gehört zur Liturgie einer Fußball-WM. Auch in Südafrika erboste man sich zuletzt über die Amateurhaftigkeit einiger Schiedsrichter. Und es wurde immer der strukturell bedingte Missstand problematisiert, das wegen der Repräsentationspflicht aller Kontintentalverbände Laien zum Zug kommen, die ansonsten in Ecuador oder Ghana nur vor 2.000 Zuschauern ihrem Hobby nachgehen.

Doch der falsche Elfmeterpfiff von Yuichi Nishimura aus Japan beim Eröffnungsspiel zwischen Brasilien und Kroatien lenkte die Debatte in eine etwas andere Richtung. Ein völliges Greenhorn ist der 42-Jährige schließlich nicht. Gut, das Tempo in der japanischen J-League dürfte etwas gemächlicher sein als beim WM-Auftakt, aber in Südafrika durfte Nishimura immerhin das Viertelfinale Brasilien gegen die Niederlande pfeifen.

Die gewollte Begünstigung des Gastgebers wurde insbesondere von Kroatiens Trainer Niko Kovac recht populistisch zum Thema gemacht. „Wenn das so weitergeht, haben wir einen Zirkus bei diesem Turnier.“ Bereits vor WM-Beginn hatte allerdings DFB-Scout Urs Siegenthaler auf ein Problem der Schiedsrichter im Umgang mit der Selecao hingewiesen. Er befand, dass die Vorliebe der Selecao gegenerische Angriffe mit vielen kleinen taktischen Fouls zu unterbinden, schon beim Confed Cup zu nachlässig geahndet worden sei. Möglicherweise, merkte er an, weil den Schiedsrichtern der Mut gefehlt habe.

Andererseits scheint die Aufregung über die erste Fehlentscheidung dieses Turniers etwas maßlos zu sein. Den Heimvorteil, sich in mehr oder minder strittigen Entscheidungen auf einen wohlgesonnenen Schiedsrichter verlassen zu können, hat bislang jeder WM-Gastgeber genossen. Kroatien hatte dennoch in der Schlussphase noch Möglichkeiten sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Bei dem gegenwärtigen Gastgeber könnte die Debatte aber ihre Fortsetzung finden. Niko Kovac fasste das Problem aus seiner Sicht so zusammen: „Brasilien braucht keine Hilfe vom Schiedsrichter.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.