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Ordentlich krachen kann es im Westen allerdings auch, wenn endlich mal die Zusammenhänge von Konsumgüterproduktion und Kinderzwangsarbeit bei den Herstellern politisch angegriffen würde. Von wirksamen exekutiven Mitteln gegen Sextouristen mal ganz zu schweigen.
Die Printausgabe der TAZ von gestern stellt die richtige Streitfrage: Der Friedensnobelpreis ist auf den Hund gekommen - gestiftet wurde er von Nobel, um Engagement gegen Militarismus, für Eindämmung und Abschaffung stehender Heere und für Friedenskonferenzen zu ehren.
Also ein klar pazifistischer Auftrag, der aber heute den Entscheidern im NATO-Land Norwegen, aber auch sonstigen Politikern und Top-Journalisten samt einem Gutteil der TAZ-Autoren/Redakteure offenbar als skandalös erscheint.
Nobel war kein Dummkopf und hat sich genau überlegt, wofür sein wichtigster Preis gestiftet wurde. Also müßte man heute die Verweigeerer, die Deserteure, ihre Unterstützer, die Antimilitarismus-Aktivisten, die konsequenten Pazifisten (wie Rupert Neudeck) auszeichnen. Das aber geschieht nicht. Pazifismus gilt als weltfremd, naiv, selbstgerecht. Auch die TAZ hat hierzu bescheuerte Aufmacher geliefert ("...gegen souveränes Kalifat" - habt ihr jemals die Hintergründe diese dubiosen IS untersucht?).
was sollen diese Unkenrufe- die Osloer haben eine gute, sehr gute Wahl getroffen, die beiden werden als Ansporn für andere dienen, jetzt mit irgendwelchen Kalendersprüchen zu kommen, ist wohl Käse. 2 Mädchen, die den Preis toll verdient haben, Standing ovation !!!!! ( oder wie das heisst !
Beleidigter Leberwurststag der deutschen Presse. In der FAZ jammern sie, dass Schwarzgeld-Kohl den Preis nicht gekriegt hat, in der taz der seit Abdankung Obamas als Europäer-Messias einzige geliebte Amerikaner (der eine wichtige Tat vollbracht hat, die allerdings nur bedingt mit Weltfrieden und mehr mit Demokratie zu tun hat). Zum Schepplache!
Das darf doch nicht wahr sein! Der Einsatz für die elementaren Rechte von Kindern soll nachrangig sein zur Aufdeckung von Email-Überwachung? Ist dem Autor des Kommentars bewusst, dass die junge Frau Malala ihr Engagement beinahe mit ihrem Leben bezahlt hätte? Ich bin ehrlich gesagt über soviel Kaltschnäuzigkeit und Mangel an Empathie fassungslos! Die narzisstische Kränkung, dass der eigene Kandidat nicht gewonnen hat, sollte man sich in diesem Kontext wahrlich verkneifen können.
@Waldstein Ich muss Ihnen zustimmen, der Kommentar ist wirklich etwas daneben. Insbesondere wenn dann auch noch darauf hingewiesen wird dass "es bei Snowden ja ordentlich gekracht hätte". Wie wäre es wenn auch die TAZ mal akzeptiert dass dieser Preis eben kein politischer Zündstoff sondern eine Ehrung sein soll (auch wenn das in der Vergangenheit oft genug daneben gegangen ist). Was Herr Hansen sich hier gewünscht hat nennt man im allgemeinen eine "politische Instrumentalisierung", ich dachte eigentlich immer dass die TAZ sowas nicht gutheißt.
Ich hatte ja von der taz schon einen verschwurbelten Kommentar erwartet, wo man Malala zwar gratuliert, es aber dann nicht versäumt, darauf hinzuweisen, dass die Taliban ja irgendwie auch antiimperialistisch sind und letztlich "der Westen" an allem schuld ist.
Was Sven Hansen aber hier jetzt an Gedankenakrobatik vollbringt, ist schon besonders skurril und in seiner angestrengten Konstruiertheit selbst eine Auszeichnung wert.
Im Gegenteil, Herr Hansen, eine Auszeichnung für Snowden wäre viel eher eine unpassende Fixierung auf die westliche Welt gewesen. Wie Sie selbst schreiben, sind die Probleme, gegen die Malala Yousafzai und Kailash Satyarthi ankämpfen, weit weg. Der Überwachungsskandal, den Snowden aufdeckte, betrifft hingegen vor allem die Menschen in den westlichen Industriestaaten. Im Vergleich mit den Problemen in Pakistan ist die Massenüberwachung jedoch ein Luxusproblem. Hätte man Snowden den Vorzug gegeben, wäre dies ein Zeichen gewesen, dass das Nobelpreiskomitee das Recht auf Datenschutz in den westlichen Ländern höher gewichtet als das Recht auf Bildung und menschenwürdiges Leben in Pakistan. Dann wäre wohl (zurecht) aus den Entwicklungsländern der Vorwurf gekommen, dass der Westen unter Friedensförderung vor allem die Bekämpfung seiner eigenen Wehwechen ansieht.
P.S.: Glückwunsch an die Preisträger!
"verharrt in einer westlich geprägten Weltsicht."
Da erwartete ich einen kulturrelativistischen Beitrag, über den man sich wenigstens schön aufregen kann, und stelle fest, dass der Text das Thema nicht einmal anspricht.
Israels „begrenzte Bodenoffensive“ im Libanon birgt immense Gefahren. Nicht nur Iran steigt in den Krieg ein. Die Welt schaut ohnmächtig zu.
Kommentar Friedensnobelpreis: Die Feel-Good-Auszeichnung
Würdige Preisträger hat das Nobel-Komitee gefunden. Es umgeht aber jede Kontroverse und verharrt in einer westlich geprägten Weltsicht.
Prima: Malala Yousafzai im August in London. Bild: reuters
Natürlich haben die beiden Friedensnobelpreisträger 2014 diese Auszeichnung verdient. Die pakistanische Bildungsrechtsaktivistin Malala Yousafzai und der indische Aktivist gegen Kinderausbeutung Kailash Satyarthi haben mit persönlichem Mut und Beharrungsvermögen wichtige Arbeit geleistet und damit im Interesse auch künftiger Generationen auf massive gesellschaftliche Probleme hingewiesen. Dies mit dem nobelsten aller Preise zu honorieren, ist richtig und kann ihrer Sache helfen.
Da heute gerade angesichts der Masse blutiger Konflikte die problematische Situation von Kindern in den Hintergrund zu treten droht, ist es auch richtig, dem Kampf der jetzt Ausgezeichneten die mit dem Preis verbundene internationale große Aufmerksamkeit zu sichern.
Auch die Vergabe des Preises an zwei Aktivisten aus Nachbarländern, die sich feindlich gegenüberstehen und an deren gemeinsamer Grenze in der umstrittenen Kaschmir-Region es dieser Tage wieder tödliche Schusswechsel gibt, lässt sich selbst als friedenspolitisches Signal deuten.
Und trotzdem hat die Entscheidung des Nobelkomitees einen Beigeschmack. Denn sie umschifft mutlos unangenehme Debatten. Niemand mit gesundem Menschenverstand kann sich gegen gleichberechtigte Bildungschancen für Mädchen und gegen die Ausbeutung von Kindern aussprechen. Das sollten Selbstverständlichkeiten sein. Sie sind es in der Realität bekanntermaßen nicht, aber mit einem Preis auf eine Selbstverständlichkeit hinzuweisen, ist stets auch wohlfeil. Denn damit können sich eben alle gut fühlen.
Alle Probleme ausgespart
Gut fühlen können sich jetzt auch mal wieder die westlichen Industrieländer. Da die beiden Preisträger aus Südasien kommen, scheint das Problem ungleicher Bildungschancen und von Kinderausbeutung weit weg. Wir hier können uns zurücklehnen, da der prestigeträchtigste Preis ja an unterstützungswürdige Menschen im Süden vergeben wird, die sich für schwache Kinder einsetzen: prima.
Damit werden alle Probleme und Konflikte ausgespart, die es in den wohlhabenden Staaten und Gesellschaften gibt. Das wäre bei einer Auszeichnung für Edward Snowden ganz anders gewesen. Dann wären in den westlichen Ländern die Fetzen geflogen.
So sind jetzt leider nur Sonntagsreden, vielleicht die ein oder andere UN-Resolution zu erwarten. Die wieder einmal folgenlos bleiben dürften.
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Kommentar von
Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin
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