Extra3 persifliert AfD-Wahlspot: Alles nur gespielt
Die AfD hatte Schauspieler für ihren Wahlspot gekauft. Die Satiresendung Extra3 engagiert dieselben Darsteller und produziert mit ihnen ein Remake.
Politiker im Wahlkampf machen die kuriosesten Sachen. Die Republikaner plakatierten bunte Ärsche an Laternenpfählen, die CDU warb in Ahus mit einer Kuh die Verbrechen verhindert und die CSU nutzte den Slogan: „Chabos wissen wer der Babo ist“.
Weniger willkürlich, dafür aber genauso irre ist der Spot der AfD für die Bundestagswahl 2013. Doch nicht die abgedroschenen Stammtisparolen sind das Problem. Das Video zeigt angeblich Bürger, die sich über Missstände in Deutschland aufregen. Die waren aber gar keine Wähler, ja nicht mal Sympathisanten der AfD, sondern bezahlte Schauspieler einer Agentur.
Die Satiresendung Extra3 hat sie jetzt noch einmal gebucht und einen neuen Spot mit ihnen aufgenommen. Darin liest man: „Wir haben leider niemanden gefunden, der freiwillig so einen Stuss in die Kamera labert. Darum mussten wir Schauspieler engagieren.“ Vor denselben Kulissen wie damals klären diese nun die hohlen Parolen aus dem Original-Video auf.
So heißt es: „Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Ihnen ein falscher Arzt mit Migrationshintergrund den Unterschied zwischen guten und schlechten Ausländern erklärt?“ Vielleicht, weil die AfD nicht offen gegen Ausländer hetzt, „das lassen wir lieber von einem Ausländer machen“.
Zwei ältere Menschen enthüllen „warum Menschen sich für so ein Schmierentheater wie diesen Wahlwerbespot hergeben“ - „Wir sind Schauspieler.“ Für ihren erneuten Einsatz im Satire-Video bekamen die Darsteller 300 Euro (Entschuldigung, 600 D-Mark), verrät Extra3.
Empfohlener externer Inhalt
Und die junge Frau, die im Original noch die Zockerei der Banken kritisierte, fragt nun „warum eine moderne Frau vor einem modernen Bürogebäude die rückständigen Ansichten der AfD teilen sollte.“ Die AfD sei natürlich bemüht, liberal und modern rüberzukommen, dafür ist ihr auch kein „Taschenspielertrick zu billig“, löst der Satire-Spot auf.
Doch trotz ambitionierten Werbespots, der nun rückblickend noch schlechter rüberkommt, war die AfD bei der Bundestagswahl 2013 an der 5-Prozent-Hürde gescheitert. Vielleicht sollte sie das nächste Mal lieber direkt Wähler statt Schauspieler kaufen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Sicherheitsleck in der JVA Burg
Sensibler Lageplan kursierte unter Gefangenen