Kommentar Pegida: Das Dialogwunder geschehe
Pegida hat sich bis jetzt nicht als anschlussfähig erwiesen. Gespräche auf Augenhöhe setzen nämlich ein Mindestmaß an Rationalität auf beiden Seiten voraus.
Z weifellos lebt Demokratie von Dialog und Gespräch, vom offenen wie von dem am Biertisch, vom horizontalen wie vom vertikalen Austausch. Deshalb darf man es nicht nur als Notreaktion einer ratlosen Politikerkaste abstempeln, wenn sächsische Regierungspolitiker inhaltlich auf Pegida-Demonstranten eingehen wollen. Wer als Volksvertreter gewählt ist, sollte auf alle Signale all der vielen Bevölkerungsteile eingehen, die zusammen „das Volk“ bilden.
Wer aber bereits Erfahrungen sowohl mit den jeweiligen Reden als auch mit dem versammelten Volksgrummeln gemacht hat, fragt sich, wie das Dialogwunder denn geschehen solle. Gespräche auf Augenhöhe setzen nämlich ein Mindestmaß an Rationalität auf beiden Seiten voraus.
Wie schwierig das gerade angesichts des latenten deutschen Nationalkomplexes allseitiger Bedrohung ist, zeigen Bürgerforen an Orten, wo ein Asylbewerberheim eingerichtet werden soll.
Bis heute weiß niemand, was Pegida konkret verlangt. Zu Podiumsdiskussionen erscheinen ihre Vertreter nicht. Die auf dem Lautsprecherwagen zur Schau getragene Menschenfreundlichkeit kollidiert mit dem, was im Aufzug der Menge zu hören ist. Das klingt nach Stasi-Mielkes „Ich liebe euch doch alle“ oder dem Spruch „Ich bin kein Rassist, aber ich kann Neger nicht ausstehen“. Pegida hat sich bislang nicht als anschlussfähig an demokratische Institutionen erwiesen.
Wer mit Pegida und ähnlich Kurzdenkenden reden will, darf die Grundsätze von Verfassung und Menschenrechten nicht aus dem Blick verlieren. Wie weit muss man sich dem „gesunden Volksempfinden“ anpassen? Und können Überzeugungs- und Bekehrungsversuche überhaupt Erfolg haben?
Bei allem Respekt, oft erinnern die Dialogversuche leider an die „Akzeptierende Jugendarbeit“ mit Rechten, die seit den neunziger Jahren als gescheitert gilt.
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