: „Militärisch ist der Krieg längst verloren“
Die Proteste sollen die Demokraten im Kongress unterstützen, sagt Gael Murphy von der Fraueninitiative CodePink
taz: CodePink und zahlreiche andere US-Friedensgruppen riefen am Samstag in Washington zur Großdemo gegen den Krieg. Hat so etwas im Jahre vier des Irakkriegs überhaupt noch Wirkung?
Gael Murphy: Wir glauben, dass wir dem neuen demokratischen Kongress damit den Rücken stärken, um die Kriegspolitik George W. Bushs zu stoppen. Im ganzen Land protestierten Menschen gegen diese Politik. Wir verlangen vom Kongress, dass er die Finanzierung des Krieges einstellt.
Der US-Präsident hat angekündigt, weitere 20.000 US-Soldaten in den Irak zu schicken. Wie fühlen Sie sich?
Wütend, wütend … wütend! Aber es gibt Hoffnung, denn die Ablehnung in der US-Bevölkerung wächst.
Die US-Administration wurde seit 2003 kritisiert, die Invasion mit viel zu wenig Soldaten betrieben zu haben. Ist die neue Strategie nicht eine Chance, die Lage zu retten?
Was versuchen wir denn im Irak noch zu erreichen? Kämpfen wir gegen eine Widerstandsgruppe? Oder versuchen wir etwa ein Umfeld für politische Bemühungen zu schaffen? Keineswegs. Militärisch haben wir diesen Krieg doch längst verloren. Die Truppenaufstockung erhöht nur das Drohpotenzial. Sie legitimiert zudem die Notwendigkeit, dass wir im Irak bleiben müssen, um das Land zu stabilisieren.
Aber wäre ein Rückzug in dieser desaströsem Situation nicht verantwortungslos gegenüber den Irakern?
Der Slogan der US-Friedensbewegung lautet zwar: „Truppen raus. Jetzt!“ Damit meinen wir aber, pragmatisch gesprochen, ein sofortiges Abkommen über einen verantwortungsvollen Rückzugsfahrplan, der uns sagt, wann diese Okkupation enden wird.
Glauben Sie, ein solches Abkommen würde die Gewalt im Irak beenden?
Wir glauben vor allem, dass es eines internationalen Engagements bedarf, um den Prozess der Stabilisierung des Iraks und des US-Abzugs zu steuern. Die jetzige Lage ist ein solches Desaster, mit einem irakischen Premier, der noch nicht einmal den Titel Bürgermeister von Bagdad verdient. Solange das Land unter US-Okkupation steht, wird allerdings niemand dem Irak helfen wollen.
INTERVIEW: A. WOLTERSDORF
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