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Bescheidene Ehre für Rudi Dutschke

 Die Freie Universität tauft einen Weg auf den Namen des Studentenführers, doch das Präsidium bleibt der Ehrung fern. Die Umbenennung einer „richtigen“ Straße war an der Zehlendorfer CDU gescheitert    ■ Von Ralph Bollmann

Es war eine bescheidene Feier. Wären da nicht die Fernsehteams und Fotografen gewesen, die kleine Menschenmenge wäre im mittäglichen Gedränge vor der Mensa kaum aufgefallen. Mit Hilfe einer grünen Schnur befreite Gretchen Dutschke das Straßenschild von einem weißen Leinenbeutel. „Rudi-Dutschke-Weg“ steht jetzt dort zu lesen. „FU-Studentenführer 1968“, verrät ein kleines Täfelchen darüber dem unkundigen Passanten, „Soziologe“.

So bescheiden wie die Feier war auch die Ehrung, die Rudi Dutschke gestern zuteil wurde, 31 Jahre und einen Tag nach dem Attentat, an dessen Folgen er 1979 starb: Nur ein kleiner, bislang namenloser Fußweg, der von der Mensa der „Silberlaube“ zur Arnimallee führt, trägt jetzt seinen Namen.

Eigentlich hatte Traugott Klose, Leiter der FU-Studienabteilung, Größeres im Sinn gehabt. Im vergangenen Jahr hatte er vorgeschlagen, aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der Hochschule die Iltisstraße nach dem Studentenführer zu benennen – und damit gleichzeitig das Kanonenboot „Iltis“, einst von Kaiser Wilhelm II. zur blutigen Niederschlagung des Boxeraufstands nach China entsandt, aus dem Stadtbild zu tilgen.

Doch der CDU-dominierte Bezirk Zehlendorf konnte sich für den Vorschlag nicht begeistern. Deutschke habe „in unserem Land einen solch massiven, bis heute nicht reparierten Schaden“ angerichtet, daß eine nach ihm benannte Straße „nicht akzeptabel“ sei, erklärte damals der Vorsitzende des Zehlendorfer Bauausschusses. Auf dem Uni-Gelände selbst, ließ der Bezirk immerhin wissen, könne die Hochschule machen, was sie wolle.

Also beantragten Gero Neugebauer und Anette Simonis als Vertreter der wissenschaftlichen Mitarbeiter im Akademischen Senat, die Straßenschilder mit Dutschkes Namen wenigstens an jenem Fußweg aufzustellen. Das Gremium billigte den Vorschlag ohne Gegenstimmen.

Viel Leidenschaft war dabei offensichtlich nicht im Spiel. Es gebe „keine Magnifizenzen zu begrüßen“, mokierte sich der Hannoveraner Professor und Dutschke-Weggefährte Klaus Meschkat über die Abwesenheit der Professorenschaft bei der gestrigen Ehrung. die doch immerhin an die „lebendigste und wichtigste Zeit“ in der FU-Geschichte erinnere. Auch einen „offiziellen Vertreter des Präsidialamts“ mußte Initiator Neugebauer bei der Enthüllungsfeier vergeblich suchen – obwohl doch, wie er pikiert feststellte, die Umsetzung von Gremienbeschlüssen normalerweise Sache des Präsidenten sei.

Wirklich erstaunt war niemand über das Desinteresse des Vizepräsidenten Peter Gaehtgens. Schließlich hatte er das Dutschke-Gedenken schon aus den Jubiläumsfeiern im vergangenen Jahr soweit wie möglich herausgehalten. Allein der Kanzler der Freien Universität, Wolf-Dietrich von Fircks, bemühte sich gestern eigens aus dem Präsidialamt zur „Silberlaube“.

Dabei werde doch durch den neuen Namen für den Weg, so Gretchen Dutschke, nicht ihr verstorbener Mann, sondern „die Universität geehrt“. Entsprechend „enttäuscht“ zeigte sich die Witwe darüber, „daß niemand von der Uni-Leitung etwas zu sagen hat“. Die Feier wollte sie sich dadurch aber nicht vergällen lassen: „Ich freue mich, und ich hoffe, ihr freut euch auch.“

Doch bewahrte das Desinteresse der FU-Offiziellen an der gestrigen Feier ein kleines bißchen vom alten Revolutionsmythos. „Rudi Dutschke und die FU“, konnte der Studentenvertreter Michael Zander großspurig behaupten, „das ist ein unversöhnlicher Widerspruch.“

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