piwik no script img

Bombe auf Friedhof

Auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Charlottenburg explodierte ein Sprengsatz. Auf einem weiteren Friedhof wurden Gräber geschändet

BERLIN taz ■ Zwei Anschläge auf Friedhöfe wurden am Samstag in Berlin verübt. Im Bezirk Charlottenburg hatten am Abend Unbekannte einen Sprengsatz über den Zaun des Friedhofs der Jüdischen Gemeinde geworfen. Mehrere Fensterscheiben einer Trauerhalle seien bei der Explosion zersplittert, sagte ein Polizeisprecher. Verletzte gab es keine.

In Berlin-Marzahn waren zuvor am Samstagmorgen auf dem sowjetischen Soldatenfriedhof mehrere umgestürzte und mit NS-Symbolen beschmierte Grabsteine entdeckt worden.

In beiden Fällen übernahm der Staatsschutz wegen eines vermuteten rechtsextremistischen Hintergrunds die Ermittlungen. Zu den Tätern konnten gestern noch keine Angaben gemacht werden. Ebenso war unklar, ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Taten besteht.

Der Berliner Innensenator Erhart Körting (SPD) sagte, es werde sowohl im rechtsextremen Milieu als auch im Bereich des arabischen Terrorismus ermittelt. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) reagierte auf die Nachricht empört: „Das ist ein schändlicher Anschlag. Der Senat verurteilt diejenigen, die das getan haben.“

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, verurteilte den Anschlag als einen „Akt der Barbarei“. Dass es auch noch im Jahre 2002 Anschläge auf jüdische Friedhöfe gebe, zeige, wie ernst der Antisemitismus in der deutschen Gegenwart zu nehmen sei.

Der Jüdische Friedhof in Berlin-Charlottenburg war bereits 1998 Ziel eines Anschlages gewesen, der bundesweit Entsetzen ausgelöst hatte. Eine selbst gebastelte Bombe explodierte auf dem Grab von Heinz Galinski, des früheren Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland. Damals war eine Sonderkommission des Staatsschutzes gebildet worden – doch die Täter konnten bisher nicht ermittelt werden. NICOLE JANZ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen