piwik no script img

Soldaten sind Männer

Harte Strafe für Vergewaltigung einer Bundeswehrbewerberin in Münchner Kaserne. Richter: Bundeswehr wollte vertuschen. Bundeswehrverband kritisiert Schweigen des Verteidigungsministeriums. Grüne fordern Gleichstellung beim Militär

BERLIN taz ■ Anderthalb Jahre nach der vollständigen Öffnung der Bundeswehr für Frauen ist gestern erstmals ein Urteil wegen Vergewaltigung gesprochen worden. Zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilte das Münchner Landgericht einen ehemaligen Zeitsoldaten, der für schuldig befunden wurde, eine Bundeswehrbewerberin mehrere Stunden lang misshandelt und vergewaltigt zu haben. Empört über das Urteil äußerten sich anschließend ehemalige Vorgesetzte des 23-jährigen Ronny P. Es gebe keine Beweise für seine Schuld. Die Verteidigung will Revision beantragen. Der Vorsitzende Richter dagegen betonte die Glaubwürdigkeit des Opfers und warf der Bundeswehr den Versuch der Vertuschung vor. Das Verteidigungsministerium wollte sich zu dem Vergewaltigungsfall nicht äußern.

Der Bundeswehrverband kritisierte das Ministerium dafür hart: „Wir sind erschrocken, dass das Ministerium so blockt“, erklärte die Leiterin der AG Soldatinnen, Oberleutnant Katja Roeder, gegenüber der taz. Gerade am Beispiel dieses Falles müsste das Thema Sexualität offen diskutiert werden. Tatsächlich hätten die Soldatinnen, die als Ansprechstellen für Frauen gälten, keinerlei Kompetenzen. Das Urteil bezeichnete Roeder als „angemessen“. Begrüßt wurde der Spruch auch von den frauenpolitischen Sprecherinnen der Grünen und der Union. Irmingard Schewe-Gerigk von den Grünen mahnte an, das Gleichstellungsgesetz des Bundes endlich auch auf die Bundeswehr auszudehnen. Die Bundeswehr ist bisher vom Gleichstellungsgesetz des Bundes, das umfangreiche Rechte und Kompetenzen für Gleichstellungsbeauftragte vorsieht, ausgenommen. OES

inland SEITE 7

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen