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heute in hamburg„Es ist schlimmer geworden“

Podiumsdiskussion: Der Corona Gender Gap – welche Folgen hat die Corona-Krise für die Gleichstellung? 15.30 bis 17 Uhr. Forum Finkenau, Finkenau 35 (Anmeldung unter: gleichstellung_zentral@haw-hamburg.de) oder digital (Veranstaltungslink: https://bit.ly/3feYA11)

Interview Friederike Gräff

taz: Kann man schon etwas Fundiertes zu einem Gender Gap speziell in der Corona-Zeit sagen, Frau Karger?

Katja Karger: Es gibt natürlich noch keine statistischen Angaben, weil das erst im Nachhinein erfasst wird. Aufgrund verschiedener Untersuchungen und Umfragen können wir aber sagen, dass das, was vor Corona schon nicht funktionierte, noch schlimmer geworden ist: die ganzen Tendenzen der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen haben sich verstärkt.

Man hätte ja annehmen können, dass in Home Office-Zeiten die Männer bei der Care-Arbeit mehr anpacken.

Erste Untersuchungen zeigen, dass es durchaus Männer gibt, die einen Teil der Care-Arbeit übernehmen. Aber lange nicht in der Größenordnung wie das Frauen tun. Die Frauen haben ja schon vor Corona-Zeiten 53 Prozent mehr übernommen und die aktuellen Untersuchungen zeigen, dass sie jetzt bis zu 80 Prozent machen.

Warum?

In den meisten Fällen wird abgewogen: Wer verdient mehr, wer kann es sich zum jetzigen Zeitpunkt eher leisten, Arbeitszeit zu verkürzen oder zu pausieren. Und wegen des Gender Gaps bei der Bezahlung sind es vor allem die Frauen, die sagen: Ich bleibe zu Hause. Es gibt eine interessante Untersuchung der Böckler-Stiftung, wonach nur noch sechs von zehn Paaren, die vor Corona die Haus- und Sorgearbeit fair geteilt haben, das noch in der Krise tun.

Wirkt die Krise dann wie ein Brennglas für ohnehin bestehende Probleme?

Genau. Wir sehen, dass Frauen vermehrt in Branchen sind, die stark von Corona betroffen sind: Gastro, Kultur- und Tourismusbranche – all diese Frauen sind entweder entlassen und wenn sie Kurzarbeitergeld bekommen, ist es weniger als bei den Männern. Und im Bereich der Mini-Jobs, die aus den ganzen Lohnersatzleistungen herausgenommen sind, arbeiten überwiegend Frauen.

Foto: Peter Bisping

Katja Karger, 51,ist Vorsitzende beim Deutschen Gewerkschaftsbund in Hamburg.

Beim Podium wird es vor allem um Studierende gehen. Trifft es diese Gruppe besonders?

Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwierig zu bestimmen. Was wir generell sagen können, ist, dass der Gender Gap an den Universitäten genauso zugeschlagen hat. Bei den Publikationen gab es einen unfassbaren Einbruch bei den Frauen mit Beginn der Krise, während die Männer doppelt so viel publiziert haben.

Man hätte gehofft, dass die Rollenverteilung da nicht mehr so starr ist.

Es gibt an der Uni nach wie vor einen sehr starken vertikalen Karrierebegriff. Man geht die Treppenstufen ordentlich hoch – wenn da Unterbrechungen vorkommen, was bei den Frauen häufiger ist, sind sie schon draußen. Theoretisch werden viele Gender-Debatten geführt, aber im faktischen Leben sieht es anders aus.

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