Zweitgrößte Militärbasis: Tschad wirft Frankreich raus
Tschads Regierung hat das Militärabkommen mit Frankreich gekündigt. Der letzte Sahel-Stützpunkt fällt.
Man sei Frankreich „dankbar“ für die bisherige Zusammenarbeit und bleibe „offen für einen konstruktiven Dialog über neue Formen der Partnerschaft“. Am Sonntag führte Außenminister Abderaman Koulamallah aus, Tschad habe eine starke Armee und „wir sehen jetzt keine Notwendigkeit mehr für eine ausländische Luftwaffenbasis auf unserem Territorium“.
Frankreichs Außenministerium erklärte am Freitagabend, man nehme das „zur Kenntnis“. Die Kündigung hat Frankreich kalt erwischt, zumal sie nur wenige Stunden nach Abreise des französischen Außenministers Jean-Noël Barrot aus Tschad erfolgte. Barrot hatte Tschads Präsidenten Mahamat Idriss Déby getroffen.
Von einer Aufkündigung des Militärabkommen war dabei nach französischen Angaben keine Rede. Tschads Staatsfernsehen berichtete hingegen am Freitag, Präsident Déby habe bei dem Gespräch vorgeschlagen, „die traditionelle Kooperation zwischen Frankreich und Tschad zu überwinden“.
Zweitgrößte Militärbasis
Am Flughafen von Tschads Hauptstadt N’Djamena unterhält Frankreich seine zweitgrößte Militärbasis in Afrika nach der in Dschibuti, mit rund 1.000 Soldaten und ständig stationierten Mirage-Kampfjets.
Von dort werden alle französischen Afrika-Interventionen gesteuert, etwa in Mali ab 2013 oder in der Zentralafrikanischen Republik 2014. Den Vater des amtierenden Präsidenten, Idriss Déby, der Tschad von 1990 bis 2021 regierte, hat das französische Militär auch mehrfach vor dem Sturz bewahrt.
In den vergangenen Jahren musste Frankreich seine Soldaten sowohl aus Mali als auch aus Niger abziehen, wo antifranzösische Militärregierungen an der Macht sind. Französische Kontingente bleiben noch in Dschibuti, der Elfenbeinküste, Gabun und Senegal.
Senegals neuer Präsident Bassirou Diomaye Faye will nun ebenfalls Frankreich loswerden. „Wie viele senegalesische Soldaten gibt es in Frankreich? Wozu braucht man französische Soldaten in Senegal?“, sagte Faye in einem Interview mit der französischen Zeitung Le Monde am Samstag.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen