Zugangsregeln in Berliner Freibädern: Baden ist nicht ganz einfach

Wer in diesem Sommer in Berlins Freibädern baden will, muss den Ausweis vorzeigen und sein Ticket online kaufen. Eine Initiative stellt sich dagegen.

Berliner Freibadgänger müssen ihre Taschen sorgfältig packen: Niemals fehlen darf ein Online-Ticket und der Ausweis Foto: Sebastian Kahnert/dpa

BERLIN taz | Am heißesten Tag dieses Sommers ist das Kreuzberger Prinzenbad voll. Vor dem Eingang trennt ein Zaun diejenigen, die auf Einlass warten, in zwei Gruppen. Wo man sich anstellen soll, erfährt man auf einem großen blauen Transparent über der Kasse: Links liegt der Express-Eingang, wer hier reinmöchte, muss vorher ein Onlineticket kaufen. Die Kasse rechts hat ab 10 Uhr nur noch für Ausnahmefälle geöffnet, zum Beispiel für Kinder unter 5 Jahren und ihre Begleitpersonen, für Vereine, Schulen und Käufer von Jahreskarten.

Drei Männer in Security-Kleidung stehen am Dienstagmittag am Einlass und versuchen den Wartenden Orientierung zu geben: „Onlinetickets hier entlang“, rufen sie oder: „Ausweise bereithalten!“ Etwas abseits haben einige den Blick konzentriert auf ihren Handybildschirm gerichtet. Sie klicken sich durch den Online-Shop der Berliner Bäder-Betriebe (BBB), ungefähr drei Minuten dauert der Bezahlvorgang für Geübte. Als Bezahlmittel werden nur Kreditkarten oder PayPal akzeptiert.

Manche der Wartenden sind sichtlich genervt, müssen von einer Schlange in die andere wechseln. Doch das System funk­tio­niert einigermaßen: Kaum jemand muss länger als fünf Minuten anstehen.

Im vergangenen Sommer waren nach verschiedenen Gewaltvorfällen die Sicherheitsmaßnahmen in allen Berliner Sommerbädern verschärft worden. Seitdem gilt, dass man beim Betreten einen Lichtbildausweis vorlegen muss. In vier Sommerbädern, darunter Columbia- und Prinzenbad, gibt es zudem Videokameras.

Zutritt nur mit Online-Tickets

Seit diesem Sommer haben außerdem die Kassen in den Sommerbädern Am Insulaner, Humboldt­hain, Kreuzberg, Neukölln und Pankow ab 10 Uhr geschlossen. Alle „normalen“ Be­su­che­r*in­nen, die später schwimmen gehen wollen, brauchen ein Online­ticket. Die Maßnahme soll ­verhindern, dass sich an Hitzetagen vor den Bädern lange Schlangen bilden, in denen sich Wartende schon ärgern, bevor sie das Schwimmbad überhaupt betreten.

Während die BBB im Juli eine positive Zwischenbilanz der neuen Maßnahmen zogen, bildet sich an anderer Stelle Widerstand. Die Initiative „Freibad einfach für alle“ fordert ein Ende der Maßnahmen und kritisiert, dass in Berlin zunehmend niedrigschwellige Freizeitangebote abgebaut würden. „Der Besuch im Freibad muss einfach und unkompliziert für alle bleiben“ fordern die In­itia­to­r*in­nen in einer Onlinepetition gegen die Regeln­ der BBB. Rund 1.300 Un­ter­stüt­ze­r*in­nen haben bislang unterschrieben.

Die neuen Regeln seien unzumutbar, heißt es von den Initiator*innen. Vor allem Kinder, Jugendliche, ältere und arme Ber­li­ne­r*in­nen würden benachteiligt, denn ohne Kreditkarte oder Paypal-Konto, ohne Smartphone seien sie vom Schwimmbadbesuch ausgeschlossen. Menschen ohne EU-Pass müssten zudem wichtige Dokumente wie ihre Aufenthaltsgenehmigung mit ins Schwimmbad nehmen.

Ob die Berliner Bäder-Betriebe die Sicherheitsmaßnahmen im kommenden Jahr verändern werden, ist offen. Eine Sprecherin sagte der taz am Dienstag, dass die Auswertung der Besucherzahlen sowie der Maßnahmen und Erfahrungen nach Ende der Sommersaison erfolgen würde. Erst dann würden gegebenenfalls auch Anpassungen geprüft.

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