Zu Hause eigenen Solarstrom nutzen: Besser keine Balkon-Batterien
Die Balkon-Solaranlage läuft schon – und jetzt soll noch ein Speicher dazukommen? Keine gute Idee, meinen Solar-Experten.
Dazu hat jetzt der Solarenergie-Förderverein (SFV) mit Sitz in Aachen – unterstützt durch den Freiburger Verein Balkon.Solar – ausführlich Stellung bezogen. Das Fazit: Speicher für Balkon-PV seien „weder wirtschaftlich noch ökologisch“ sinnvoll.
Das liegt zum einen daran, dass die Speicher kaum eine ausreichende Zahl von jährlichen Ladezyklen erreichen können, um sich zu amortisieren. Im Winter zum Beispiel produzieren die Balkon-Solaranlagen ohnehin weniger Strom. Den verbraucht der angeschlossene Haushalt dann größtenteils direkt – und zum Speichern bleibt nicht mehr viel übrig.
Der SFV kritisiert „fragwürdige Schönrechnungen“ im Internet, denen zufolge man mit einem Balkonspeicher 365 Tage im Jahr jeweils drei Kilowattstunden zwischenspeichern könne. Diese Rechnung gehe nicht auf. Selbst bei größeren Dachanlagen verbessere ein Speicher nicht immer die Wirtschaftlichkeit.
Balkon-Batterien entlasten das Stromnetz nicht
Auch für das gesamte Stromsystem sei ein Balkonspeicher kein Gewinn, denn ohne Steuerung entlaste er das Netz nicht. „Erst wenn Batteriespeicher und weitere Verbraucher zum Beispiel durch Smart Meter und dynamische Stromtarife in das Gesamtnetz einbezogen werden und auf Preissignale oder Steuerung des Netzbetreibers reagieren, tragen sie wirksam zur Entlastung des Netzes bei“, erklärt der Aachener Solarverein. Balkonbatterien seien für solche Zwecke allerdings ohnehin zu klein.
Zudem weist der Verein darauf hin, dass netzgekoppelte Balkonbatterien – entgegen mitunter kursierenden Vorstellungen – bei Stromausfall den Haushalt nicht versorgen können. Wie auch die meisten Dachanlagen können sie Wechselstrom nur bereitstellen, wenn sie Netzstrom verfügbar haben.
Um auch bei Netzausfall Strom in klassischer Netzqualität mit 50 Hertz erzeugen zu können, bräuchte man einen „inselfähigen“ Wechselrichter. Immerhin bieten manche Balkonbatterien Anschlüsse für Gleichstromgeräte mit geringer Leistung, zum Beispiel über eine USB-Buchse.
Der SFV weist ferner darauf hin, dass die Batterien „seltene und kritische Rohstoffe“ wie Lithium, Kobalt und Mangan enthalten. Diese sollten nicht „für wirtschaftlich und ökologisch fragwürdige Experimente auf dem Balkon verwendet“ werden. Zumal auf dem Balkon die Lebensdauer der Batteriezellen durch zu hohe oder tiefe Temperaturen sinke.
Die Einschätzung zu Balkonspeichern könne sich in Zukunft durch neue Batterietechniken durchaus ändern, so der SFV, doch aktuell gelte eben, dass ein Balkon-Batteriespeicher keinen Beitrag zum Klimaschutz leiste. Das gelinge nur durch mehr PV-Leistung. Auch der Verein Balkon.Solar stützt die Position des SFV. Man habe das Thema lange im Verein diskutiert, halte Balkonbatterien aber derzeit nicht für sinnvoll. Ausnahmen freilich könnten Bastelprojekte sein.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen