Zinssenkung der EZB: Bankkonto lohnt weniger
Die Europäische Zentralbank senkt erneut die Leitzinsen. Damit will sie Investitionen erleichtern. Für Sparer wird es unattraktiver, Geld anzulegen.

Am Donnerstag senkte die EZB zum achten Mal seit Sommer 2024 die Leitzinsen im Euroraum. Der für Sparer und Banken relevante Einlagenzins wurde dabei von 2,25 Prozent auf 2,0 Prozent herabgesetzt. Zudem setzen die Euro-Währungshüter den Zins weiter herunter, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können: Statt 2,4 Prozent werden nun 2,15 Prozent fällig. Im Juli wird die EZB laut Analyst*innen die Zinsen nicht weiter senken.
Aktuell bringen bundesweit verfügbare Festgeldangebote mit 2 Jahren Laufzeit für Sparer*innen laut Verivox durchschnittlich 2,0 Prozent Zinsen. Auf dem Höhepunkt im November 2023 waren es noch 3,39 Prozent. Beim einjährigen Festgeld fielen die Zinsen mit im Schnitt 1,97 Prozent erstmals seit Februar 2023 wieder unter die Zwei-Prozent-Marke. Die Tagesgeldzinsen sind der Auswertung zufolge von 1,75 Prozent im März 2024 auf inzwischen 1,27 Prozent geschrumpft. Die Durchschnittszinsen beim Tagesgeld fielen allein seit Februar um 0,29 Prozentpunkte.
Unsicherheit durch Zollstreit
Bei den Sparkassen und regionalen Genossenschaftsbanken lag der Zins häufig noch deutlich darunter. Sparkassenkunden und -kundinnen bekamen im Schnitt 0,44 Prozent, bei den regionalen Genossenschaftsbanken lag der Schnitt mit 0,46 Prozent nur geringfügig darüber.
Der EZB-Kurs ist ein Problem für viele private Haushalte: Ein Drittel ihres Geldvermögens, also Bargeld und schnell zugängliche Sichteinlagen, verliert damit tendenziell an Wert. Im Mai lag die Inflation in der Eurozone bei 1,9 Prozent.
Für Firmen oder Häuslebauer zum Beispiel wird es dagegen billiger, sich für Investitionen Geld zu leihen – das kann die Konjunktur ankurbeln. Darauf hofft die EZB. Der Zollstreit mit den USA belastet die Konjunktur. Allein die Unsicherheit ist Gift, betonte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos in einem Interview. Dennoch blieben die Währungshüter bei ihrer Prognose von 0,9 Prozent Wachstum in der Eurozone in diesem Jahr. Für 2026 erwartet die EZB einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 1,1 Prozent. Im März war die Prognose mit 1,2 Prozent noch etwas optimistischer. (mit dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Fahrradfeindlicher Nahverkehr
Mein Fahrradproblem und was die Öffis damit zu tun haben
Neuausrichtung des Aktivismus
Parlament im Kuppelzelt
Radikalisierung durch Gaza
Der globalisierte Hass
Proteste gegen Abschiebungen
Trump entsendet Nationalgarde nach Los Angeles
Einvernehmlicher Sex neu definiert
„Ja heißt Ja“ jetzt auch in Norwegen
Beitragsbemessungsgrenze
SPD erwägt Erhöhung der Gesundheitsbeiträge