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Zeugin belastet Kardinal Woelki„Das Lügen muss aufhören“

In einem Medienrechtsprozess sagt eine Zeugin aus, dass der Kölner Kardinal Woelki schon früh über Vorwürfe gegen einen Pfarrer informiert gewesen sei.

Kardinal Woelki während der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im September Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Köln dpa | In einem Klageverfahren des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki gegen den Axel Springer-Verlag und einen Bild-Reporter hat am Mittwoch eine Zeugin ausgesagt. Die ehemalige Sekretärin von Woelkis Vorgänger, Kardinal Joachim Meisner, sagte vor dem Kölner Landgericht, sie habe Woelki schon frühzeitig über Vorgänge rund um einen umstrittenen Düsseldorfer Pfarrer informiert.

In dem Prozess geht es um die Berichterstattung über einen Priester, den Woelki 2017 zum stellvertretenden Stadtdechanten von Düsseldorf befördert hatte. Der Kardinal wirft der Bild-Zeitung vor, fälschlicherweise berichtet zu haben, dass er bei der Ernennung des Pfarrers dessen Personalakte gekannt und von einer Warnung der Polizei gewusst habe. Der Priester hatte Jahre zuvor mit einem 16 Jahre alten Prostituierten Sex gehabt. Ein Sprecher von Springer teilte mit, man halte die Berichterstattung für rechtlich zulässig.

Zeugin sagt aus, dass Woelki Bescheid wusste

Die Zeugin sagte vor Gericht, sie habe die Personalakte und das Schreiben der Polizei an das Erzbistum nicht gekannt und somit auch nicht mit Woelki erörtert. Jedoch habe sie bereits vor dem Jahr 2011 in einem 20-minütigen Telefonat mit dem damaligen Weihbischof Woelki über den Düsseldorfer Pfarrer gesprochen, mit dem sie zuvor befreundet gewesen sei. Unter anderem habe sie Woelki von den homosexuellen Neigungen und dem anzüglichen Verhalten des Pfarrers gegenüber Jugendlichen erzählt. So sei dieser unter anderem mit Messdienern in die Sauna gegangen, berichtete die 72-Jährige.

Bei der Zeugenbefragung stellte sich heraus, dass Woelkis Rechtsanwalt die Frau vor dem Prozess angerufen und mit ihr über die Verhandlung gesprochen hatte. Auf Nachfrage erklärte sie jedoch, sie habe sich nicht unter Druck gesetzt gefühlt. Der Anwalt hatte ihr nach eigenen Angaben geraten, sich um therapeutische Begleitung zu bemühen oder sich hilfsweise ein Attest von ihrer Psychotherapeutin ausstellen zu lassen, um nicht aussagen zu müssen. Die 72-Jährige erklärte, sie habe sich aber letztlich für eine Zeugenaussage entschieden, „weil ich dachte, das Lügen muss aufhören“.

Die Kölner Staatsanwaltschaft hatte in der vergangenen Woche ein Ermittlungsverfahren gegen Woelki wegen des Verdachts der falschen eidesstattlichen Versicherung eingeleitet. Woelki weist den Vorwurf zurück. Auslöser für die Ermittlungen war ein Interview, in dem die ehemalige Assistentin des Personalchefs im Erzbistum gesagt hatte, sie habe Woelki frühzeitig über Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz informiert.

Woelki steht schon länger wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen im Erzbistum in der Kritik. Papst Franziskus hatte ihn aufgefordert, ein Rücktrittsgesuch einzureichen, was Woelki auch getan hat. Der Papst hat aber noch nicht darüber entschieden, ob er das Gesuch annimmt.

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9 Kommentare

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  • Was müssen die Gläubigen noch ertragen?



    Das ist alles so furchtbar. Eigentlich sollte die katholische Kirche sofort dicht machen.



    Die Gläubigen machen sich mitschuldig, wenn sie diese Organisation nicht verlassen!

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Herry Kane:

      Vom Gläubigen zum Gläubiger - bald gibt es keine Spenden mehr.

  • Gewalttäter in der Kirche müssen nicht kontrolliert, sondern ggf aus ihren Ämtern entfernt und vor Gericht gestellt werden.

  • "Das Lügen muß aufhören"

    Wie sollte wohl das Lügen aufhören, wenn es in der Grundstruktur nicht um die Wahrheit geht, sondern nur um "Hauptsache, alle anderen glauben es"?

  • Zu meiner seiner: ich bin ein überzeugter respektvoller Masturbateur.



    Aber Woelki - ist ein arroganter, selbstverliebter WIXER!



    Er gehört aufs apostolische Schaffott!!!

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Und sei Anwalt btw gleich mit!

      Dat mußte erstmal bringen: Mal eben die Zeugin vorm Prozess anrufen - obse vllt doch besser inne Psychatrie oder sojet Hilfe wg dann nicht aussagen…!!



      Dat hälste doch im Kopp nich aus!



      Kenn mich bei den Rechtsverdrehern ja nicht so aus! Woll.



      Aber - wenn das kein Fall für die Anwaltskammer ist - weiß ich es auch nicht! Gelle.



      “Organ der Rechtspflege“ stell ich mir wahrlich anders vor •

      (unterm——entre nous only—- 🤫 —



      Un de leeve Jott hett Homeoffice in Kölle am Rhing! Nich to glöben - 🙀🥳 -



      Normal.)

  • "Auf Nachfrage erklärte sie jedoch, sie habe sich nicht unter Druck gesetzt gefühlt. Der Anwalt hatte ihr nach eigenen Angaben geraten, sich um therapeutische Begleitung zu bemühen oder sich hilfsweise ein Attest von ihrer Psychotherapeutin ausstellen zu lassen, um nicht aussagen zu müssen."

    Hä? Da "schlägt" ein gegnerischer Anwalt vor, nicht auszusagen und Gründe dafür zu erfinden und man fühlt sich nicht unter Druck gesetzt?



    Das ist entweder sehr naiv oder sehr selbstbewusst.

    Zumindest gehört dieser Anwalt aus dem Geschehen entfernt, mindestens.



    Bei einer derartigen Aufforderung sollte der auch nicht mehr praktizieren dürfen.

  • Es ist so erschütternd...

  • Glaubstes? Ruf ich doch mal an. Newahr.



    Normal? Ja - Glaubstes?! Schonn.