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Zeitmanagement der BahnLiebe Fahrgäste, die Sanierung verspätet sich um Jahre

Bis 2030 wollte die Deutsche Bahn ihr Streckennetz umfassend sanieren. An dem Zeitplan gab es immer wieder Zweifel. Nun könnte er angepasst werden.

Das marode Schienennetz der Deutschen Bahn muss stetig saniert werden Foto: Steffen Schellhorn/imago

Berlin dpa | Die Modernisierung von mehr als 40 vielbefahrenen Bahnstrecken in Deutschland könnte deutlich länger dauern als bisher vorgesehen. Die Deutsche Bahn plant, sämtliche Projekte bis Mitte der 30er Jahre statt wie bisher Anfang der 30er Jahre abzuschließen. Die Zahl der jährlichen Korridorsanierungen will sie dafür reduzieren. Das geht aus einem Schreiben der für die Infrastruktur zuständigen Tochter DB InfraGo an andere Verkehrsunternehmen hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Es sei wichtig, dass bei den sogenannten Generalsanierungen ein Gleichgewicht zwischen Kapazitätsbeschränkung, Leistungsfähigkeit der Bauindustrie und dringenden Investitionsbedarfen ins Flächennetz gewahrt werde, heißt es darin. „In Absprache mit der neuen Bundesregierung planen wir daher die Anzahl der Generalsanierungen auf 4-5 pro Jahr anzupassen.“ Das bedeute, dass die insgesamt 42 Generalsanierungen erst Mitte der 2030er Jahre abgeschlossen sein werden.

Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte: „Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, schauen wir uns das Korridorsanierungskonzept genau an und schärfen wo nötig nach.“ Derzeit erarbeite die InfraGo auf Basis von Rückmeldungen aus der Bau- und Bahnbranche einen Anpassungsvorschlag, „der auch eine zeitliche Streckung der Korridore beinhalten kann“.

Zentraler Baustein für Modernisierung des maroden Netzes

Die Modernisierung Dutzender stark befahrender Streckenkorridore gilt als zentraler Baustein, um das marode Schienennetz nach und nach wieder auf Vordermann zu bringen. Die insgesamt 42 Strecken werden dafür für jeweils rund sechs Monate voll gesperrt und rundum saniert. Den Anfang machte im vergangenen Jahr die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. In diesem Jahr ist die Strecke zwischen Hamburg und Berlin dran.

Zuletzt war geplant, im Jahr 2031 mit allen Strecken fertig zu sein. In den kommenden Jahren sollten bislang jährlich bis zu neun Strecken saniert werden – nicht alle so groß und komplex wie die Riedbahn oder Hamburg-Berlin. Dennoch hatte insbesondere die Union schon früh Zweifel an dem Zeitplan geäußert. Schließlich bedeuten die Vollsperrungen monatelange und erhebliche Einschränkungen für Fahrgäste und den Gütertransport. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ist vereinbart, das Konzept zu überprüfen und möglicherweise anzupassen.

Auch die Wettbewerber der Deutschen Bahn im Güterverkehr halten eine Überarbeitung für notwendig und den bisherigen Zeitplan für zu ambitioniert.

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3 Kommentare

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  • Wie immer: Schönfärberei.

    Jeder hat gewusst, dass der Zeitplan illusorisch ist.



    Wem gehört die Bahn ?



    Wer macht die Managementkontrakte ?

    Also wen wundert's ...

  • Ist es doch längst, da gabs schon vor einer Zeit das neue Ziel so gegen 2070. Als ob heute irgendjemand wüsste, was 2070 sein wird ...

    www.tagesschau.de/...hlandtakt-101.html

    • @Lee Ma:

      Die Schweizer haben 1964 auch nicht gewusst, was im 21. Jahrhundert sein wird, planen inzwischen aber an der vierten "Baustufe" des Eisenbahnausbaus - nicht mehr "Bahn 2000" , sondern "STEP 2050". (Die natürlich nicht mehr komplett so aussieht, wie man sie sich vor 50 Jahren beim Referendum vorgestellt hat, aber immer noch in das aufwärtskompatible Konzept passt)

      In Deutschland verhindert die Suche Deutschland nach der absulut perfekten Lösung und das Bedürfnis, niemanden in eibe zweite oder dritte Realisierungsstufe, dieses Denken in konsekutiven Stufen und Abschnitten. Aber dafür haben wir Reichsbedenkenträger, die dann dieses große Ganze als unrealistisch, zu teuer und zu weit weg zerreißen - aber sich gleichzeitig über den Zustand der Infrastruktur (auch außerhalb der DB) wundern...