Yasukuni-Schrein in Japan: Shinzo Abe provoziert China
Eine umstrittene Geste: Japans Regierungschef hat dem Schrein eine Gabe überreicht. Der Ort erinnert an die Toten, die bei den Kriegen für das Kaiserreich umkamen.
TOKIO dpa | Japans rechtskonservativer Ministerpräsident Shinzo Abe hat dem umstrittenen Kriegsschrein Yasukuni eine Opfergabe zukommen lassen. Von einem Pilgergang aus Anlass des Herbstfestes des Yasukuni-Schreins sah Abe am Donnerstag allerdings ab, wie örtliche Medien berichteten.
Scheinbar wollte der für seine nationalistische Agenda bekannte Regierungschef die Beziehungen mit China sowie Südkorea, die Opfer der japanischen Aggressionen im Zweiten Weltkrieg waren, nicht noch mehr belasten.
In dem Schrein im Herzen Tokios gedenken die Japaner der rund 2,5 Millionen Seelen von in Kriegen für das Kaiserreich Gestorbenen – darunter die von 14 hingerichteten Kriegsverbrechern. Pilgergänge japanischer Politiker lösen bei Chinesen, Südkoreanern und Taiwanesen immer wieder aufs Neue Wut aus.
Dies gilt insbesondere am 15. August, dem Jahrestag der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg. Aus diesem Grund war Abe auch an dem Tag dem Schrein ferngeblieben. Andererseits machte er gleich klar, wie sehr ihm das leidgetan habe.
Indem er dem Schrein stattdessen wieder eine Opfergabe in Form eines Baumes durch einen Vertreter zukommen ließ, habe er zugleich seine Unterstützer im rechten Lager zufriedenstellen wollen, hieß es. Dabei sind Japans Beziehungen mit China und Südkorea wegen Inselstreitigkeiten sowie Japans Umgang mit seiner kriegerischen Vergangenheit äußerst belastet. Ein von Abe wiederholt an China gemachter Vorschlag für ein Gipfeltreffen lehnt Peking strikt ab.
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