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Wochenvorschau für BerlinTrist und doch spannend

Derya Türkmen
Kolumne
von Derya Türkmen

Mit Helau und Alaaf fängt die Woche freudig an, auf dem RAW-Gelände öffnet der historische Weihnachtsmarkt und Märchentage gibt es auch wieder.

Briefe von Kindern aus aller Welt an den Weihnachtsmann. Sogar aus Taiwan Foto: dpa

D ie Spekulatius im Supermarktregal, die im September mit ihrem verfrühten Auftritt irritiert hatten, sind nun fast schon ein kulinarisches Statement, passend zur Jahreszeit. Die Rede ist vom Winter, denn der November hüllt Berlin und Brandenburg endgültig in grauen Nebel.

Mit Helau und Alaaf fängt die Woche schon mal freudig an. Am Montag ist Karneval. In Berlin sagt man allerdings: „Berlin HeiJo!“ Während die Jecken im Rheinland den Start der fünften Jahreszeit heiter feiern, machen die Ber­li­ne­r:in­nen das, was sie am besten können: nörgeln und so tun, als hätten sie keine Ahnung: „Karneval? Dit is wat für die Rheinländer, wa. Hier in Berlin ham wa Silvester, und dit reicht“. Dabei wurde auch in Berlin bis 2017 mit einem Straßenumzug Karneval gefeiert. Und zu Klaus Wowereits Zeiten konnte das Rote Rathaus noch gestürmt werden. Dies ist nun allerdings Geschichte.

Doch für die Karneval-Liebhaber in Berlin gibt es keinen Grund, traurig zu sein: In Cottbus findet der größte Karnevalsumzug Ostdeutschlands statt. Und traditionellerweise erobern die Cottbusser Narren zum Start der Karnevalssaison den Rathausschlüssel aus den Händen der Rathausspitze. Eine Reise ist das bestimmt wert. Für die Berliner und Berlinerinnen, die rein gar nichts mit Karneval am Hut haben: Mit einem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt lässt sich fast alles besänftigen.

Weihnachtsmarkt auf dem RAW Gelände

Apropos: Am Donnerstag startet der historische Weihnachtsmarkt in Friedrichshain. Das RAW-Gelände erstrahlt dann im Fackelschein, Gaukler und Akrobaten drehen ihre Runden, Kunsthandwerker bieten ihre Waren an. Dazu gibt’s heißen Met und deftige Speisen – ein bisschen Mittelalter mit Blick auf den fast fertigen Amazon-Tower.

Am selben Tag trifft der Weihnachtsmann persönlich um 11 Uhr in Himmelpfort ein – einem beschaulichen Ort in Brandenburg, der sich inzwischen zur größten Weihnachtspostfiliale Deutschlands gemausert hat. Vor 40 Jahren schickten die ersten Kinder aus Sachsen und Berlin ihre Wunschzettel dorthin, heute sind es rund 300.000 Briefe pro Jahr. Seit Anfang der 1990er Jahre betreibt die Deutsche Post die Filiale in Himmelpfort und hat 1993 einen eigenen Sonderstempel aufgelegt. Am Donnerstag kann man den Wunschzettel auch selbst dem Weihnachtsmann übergeben.

Wer aber aus dem Alltag entkommen möchte, kann sich in den warmen Kosmos der Berliner Märchentage flüchten. Das diesjährige Motto: „Der Weltenbaum, die kosmische Ordnung – Von Märchen bis Fantasy“. Hier wird es mystisch, denn der Weltenbaum ist ein Symbol, das Welten verbindet, als Portal dient und die Metaphysik der Schöpfung verkörpert. Wer eine kleine Pause vom grauen Alltag braucht, findet hier die perfekte Auszeit, zwischen Herzbäumen und schwebenden Göttlichkeiten, noch bis zum 24. November.

Und wer so rein gar nicht in die Kälte will, dem bleibt nichts anderes übrig, als Tee zu trinken und abzuwarten. Immerhin bleibt die Weltlage, passend zur Jahreszeit, trist und doch irgendwie spannend.

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Derya Türkmen
Ist seit Oktober 2023 bei der taz, schreibt am liebsten über Gesellschaftthemen, Filmpolitik, Migration und die türkische Diaspora in Deutschland. Hat TV-Produktion in Hamburg studiert und Angewandte Medien in Mittweida.
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