Wirtschaftsaussichten in Deutschland: Kaum Wachstum trotz Boostern
Nicht viel Gutes prognostiziert die OECD Deutschlands Wirtschaft. Der Rat aus Paris: weniger Steuern auf Arbeit – mehr auf Kapitaleinkommen.

S uperabschreibungen“ von je 30 Prozent für drei Jahre auf Investitionen, „Investitionsbooster“ für teure Elektroautos mit 75 Prozent Abschreibemöglichkeit im ersten Jahr des Kaufs = spürbar anziehende Konjunktur. Mit diesen Hoffnungen verabschiedet das Kabinett an diesem Mittwoch das erste Steuerpaket der neuen Koalition. Im Herbst sollen noch die Mehrwertsteuer für die Gastronomie gesenkt und die Pendlerpauschale erhöht werden.
Klar ist: „Vermögensbooster für die Oberschicht“ (Linkspartei), Kleinklein und Klientelismus werden dem Wachstum nicht spürbar helfen. Ob man die Konjunkturaussichten für Deutschland wie EU-Kommission, Wirtschaftsweise oder die gewerkschaftsnahen Ökonom*innen vom IMK etwas düsterer oder vergleichsweise rosig wie nun die aktuelle Prognose der Industrieländervereinigung OECD sieht: Deutschland steht ziemlich still oder am Rande der Rezession – und das wird 2025 auch so bleiben.
Die OECD sieht weiter ein Kleckerwachstum von 0,4 Prozent. Unter 54 untersuchten Wirtschaftsräumen schneiden lediglich Österreich und Norwegen schlechter ab als die ökonomisch viertstärkste Nation der Welt. Kriege, Konflikte und vor allem der wahnwitzige Handelsstreit von US-Präsident Donald Trump bremsen nicht nur die hiesige, viel zu exportabhängige Konjunktur ab – für die USA selbst prognostiziert die OECD wegen des Zollkonflikts sogar einen regelrechten Absturz.
Bemerkenswert die Empfehlungen der OECD-Ökonom*innen: Eine Verlagerung der Steuerlast weg von der Arbeit hin zu Kapitaleinkommen und Vermögen und weniger steuerliche Anreize für den Vorruhestand, damit Ältere die Renten stabilisieren. Immerhin: Im kommenden Jahr soll die Wirtschaftskraft um 1,2 Prozent wachsen. Und zwar, wenn die Konsumlaune der Verbraucher*innen wieder anzieht.

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Und die ersten Auswirkungen der abgemilderten Schuldenregeln des Bundes und das Milliardeninvestitionspaket spürbar werden. Und wenn – aber das ist eine kaum durch die Empirie belegte Hoffnung – Trumps irrer Zollkonflikt Geschichte ist.
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