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„Wir haben es satt“-BündnisStreit über Absage an Israelfreunde bei Agrardemo

Eine Gruppe sagt, sie habe wegen ihrer Pro-Israel-Haltung nicht bei der „Wir haben es satt“-Demo reden dürfen. Die Organisatoren sehen das anders.

Menschen bilden ein Wahlkreuz während einer Demonstration für eine Agrarwende unter dem Motto „Wir haben es satt!“ Foto: Fabian Sommer/dpa

Berlin taz | Zu den rund 60 Organisationen hinter der „Wir haben es satt“-Demonstration für eine umweltfreundliche Landwirtschaft vergangenen Samstag gehörte auch die Aktion 3. Welt Saar. Doch ihr vereinbarter Redebeitrag wurde auf der Versammlung in Berlin kurzfristig abgesagt. Darüber ist Roland Röder von der Aktion 3. Saar verwundert. „Dieses Jahr war die Rede von uns fest vereinbart“, sagte Röder der taz. Doch wenige Tage vor der Demons­tration wurde die saarländische Aktion von der Red­ne­r*in­nen­lis­te gestrichen. „Als einer der Gründe wurde uns gesagt, dass wir zu israelfreundlich seien“, so Röder.

Die Aktion 3. Saar setzt sich nicht nur für eine umweltfreundliche Landwirtschaft ein, sondern engagiert sich auch gegen Faschismus und Rassismus. Zudem wendet sich die Aktion 3. Saar gegen auf Israel bezogenen Antisemitismus auch in linken Zusammenhängen. „Was aber hat dies mit einer Agrarrede zu tun?“, fragt Röder. Schließlich sollte sich die abgesagte Rede ihm zufolge um die Probleme der Milch­bäue­r*in­nen und der Molkereien drehen.

Auch dazu formulierte die Aktion 3. Welt Saar kritische Positionen. So monierte Röder in der Wochenzeitung Jungle World, dass die Forderung nach einem Spekulationsstopp im Agrarsektor verkürzte Kapitalismuskritik sei, die schnell ins Antisemitische kippen könne. „Wir bedauern es, dass die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die das Demobündnis prägte, nie das Gespräch mit uns suchte und sich stattdessen hinter den Kulissen für die Absage unserer Agrarrede einsetzte“, so Röder.

Die AbL wollte sich auf taz-Anfrage nicht selbst zu der Kritik äußern, sondern verwies auf das Presseteam des Demobündnisses. Dessen Sprecherin Nicole Puell sagte der taz, die Position der Aktion 3. Welt Saar zu Israel sei nicht ausschlaggebend für die Ablehnung der Rede gewesen. „Es hat im Vorfeld Diskussionen gegeben, und wir haben uns entschlossen, nur bäuerliche Stimmen auf der Demonstration zu Wort kommen lassen“, erklärte Puell. Sie betonte allerdings, dass es nach der Absage des Redebeitrags im Bündnis Diskussionen gibt. „Darüber werden wir aber intern beraten, um es das nächste Jahr besser zu machen“, sagte Puell.

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2 Kommentare

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  • Ich hätte jetzt weder das Leid der Palästinenser als Thema dort gesehen noch ein Obacht vor Antisemitismus. Beides ließe sich dabei auch hervorragend vereinen.

    Landwirte grenzen sich besser von jenen kleinkindseligen Krawallo-Hupern ab und von Blut&Boden-Bernds, klar.



    Nicht jede und jeder kann dabei reden.

  • Es ist doch immer wieder interessant zu lesen, wo sich "Jungle World" so herumtreibt. Dass das Medium dabei zum Steigbügelhalter eines Rechtsextremisten wie Netanjahu und sein Kabinett wird, scheint vollkommen egal zu sein. Dazu spricht Milei in Davos aus, was Sache ist: er berichtet vom Austausch mit Elon Musk, seiner »lieben Freundin« Georgia Meloni, Viktor Orban, Benjamin Netanjahu und Donald Trump. »Nach und nach hat sich ein internationales Bündnis für die Freiheit geschaffen.« Was bedeutet da eigentlich die bedingungslose Unterstützung Israels mit einer rechtsextremen Regierung durch die "Linken" von Jungle World?